Jim Free (r.) ist bei der Nasa für das Mondlandeprogramm zuständig. (Archivbild)
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Jim Free (r.) ist bei der Nasa für das Mondlandeprogramm zuständig. (Archivbild)

„Werden vielleicht eine andere Mission fliegen“

Hochrangiger Nasa-Vertreter äußert erstmals öffentlich Zweifel an geplanter Mondlandung 2025

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Ein Nasa-Vertreter zweifelt erstmals öffentlich den Plan der Nasa an, 2025 Menschen auf dem Mond zu landen. Wieso es zur Verzögerung kommen könnte.

Washington D.C. – Wenn es nach der US-Raumfahrtorganisation Nasa geht, werden 2025 erstmals seit mehr als 50 Jahren wieder Menschen auf dem Mond landen. So zumindest der bisherige Plan. Nun hat jedoch ein Nasa-Vertreter diesen Plan erstmals öffentlich angezweifelt. Um Menschen auf den Mond zu bringen, müssten bestimmte Elemente vorhanden sein, insbesondere das Landungssystem, an welchem das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX derzeit noch arbeite, sagte Jim Free vor Journalisten. Free ist als Associate Administrator for Exploration Systems Development der Nasa für das Mondprogramm zuständig.

Im Rahmen der Mission „Artemis 3“ soll eine Mondlandefähre von SpaceX – eine erste Version davon wird derzeit unter dem Namen „Starship“ von dem Unternehmen getestet – die Crew zur Oberfläche des Mondes und zurück befördern. Sollte das sogenannte Human Landing System (HLS) nicht rechtzeitig fertig sein, „werden wir vielleicht eine andere Mission fliegen“, so Free. Hintergrund der Aussagen ist offenbar, dass die Nasa der Starbase-Anlage von SpaceX in Texas einen Besuch abgestattet hat. Die dort gesammelten Informationen werde man der Öffentlichkeit so bald wie möglich mitteilen, erklärte Free.

Nasa will Menschen erstmals seit 1972 wieder zum Mond bringen

Das „Artemis“-Programm der Nasa soll erstmals seit 1972 wieder Menschen auf den Mond bringen. Das Programm ist in mehrere Stufen aufgeteilt, die erste Stufe („Artemis 1“) war ein unbemannter Testflug der neuen Schwerlastrakete SLS mit der Orion-Raumkapsel, in der bereits beim zweiten Flug die Crew sitzen soll. Bei der Mission „Artemis 2“ sollen drei Astronauten und eine Astronautin einen zehntägigen Flug um den Mond unternehmen. Nicht einmal in eine Umlaufbahn werden die vier Crewmitglieder einschwenken – es ist eine einmalige Mondumrundung geplant, dann geht es zur Erde zurück.

Erst im dritten Schritt, bei „Artemis 3“ soll eine Crew auf dem Mond landen. Bisher ist diese Mission für 2025 geplant, doch von Anfang an wurde dieser Zeitplan von Fachleuten eher skeptisch begleitet. Schließlich wird die Entwicklung der Mondlandefähre noch einige Zeit in Anspruch nehmen und auch missionskritische Dinge wie die Anzüge der Astronautinnen und Astronauten mussten erst entwickelt werden.

„Space Launch System“ der Nasa: So ist die Mond-Rakete SLS aufgebaut

Die neue Rakete „Space Launch System“ (SLS) soll für die US-Raumfahrtorganisation Nasa zum Mond fliegen. Geplant ist, dass sie in Zukunft Menschen zum Erdtrabanten befördert. Doch noch steht der Jungfernflug aus. Wie die Nasa-Mond-Rakete aufgebaut ist.
Die neue Rakete „Space Launch System“ (SLS) soll für die US-Raumfahrtorganisation Nasa zum Mond fliegen. Geplant ist, dass sie in Zukunft Menschen zum Erdtrabanten befördert. Doch noch steht der Jungfernflug aus. Wie die Nasa-Mond-Rakete aufgebaut ist. © NASA/Joel Kowsky

Die Mond-Rakete der Nasa ist gute 98 Meter hoch – etwas kleiner als die berühmte, „Saturn V“, die die „Apollo“-Missionen zum Mond brachte (110 Meter Höhe). Doch dafür hat die SLS mehr Kraft.
Die Mond-Rakete der Nasa ist gute 98 Meter hoch – etwas kleiner als die berühmte, „Saturn V“, die die „Apollo“-Missionen zum Mond brachte (110 Meter Höhe). Doch dafür hat die SLS mehr Kraft. © NASA/Glenn Benson
Die Nasa-Mond-Rakete „Space Launch System“ (SLS) besteht aus insgesamt vier RS-25-Raketentriebwerken. Die Triebwerke wurden ursprünglich für die Space Shuttles entwickelt. Für die ersten SLS-Starts werden gebrauchte RS-25-Triebwerke genutzt, die Nasa hat außerdem neue Triebwerke für spätere Flüge bestellt.
Die Nasa-Mond-Rakete „Space Launch System“ (SLS) besteht aus insgesamt vier RS-25-Raketentriebwerken. Die Triebwerke wurden ursprünglich für die Space Shuttles entwickelt. Für die ersten SLS-Starts werden gebrauchte RS-25-Triebwerke genutzt, die Nasa hat außerdem neue Triebwerke für spätere Flüge bestellt. © Nasa
Zwei Feststoff-Raketen (die sogenannten Booster) helfen dem Space Launch System beim Abheben. Das Bild zeigt den Test eines Boosters. Die Booster basieren auf den Feststoff-Raketen des Space Shuttles. Sie sind nach Angaben der Nasa die größten, stärksten Feststoff-Booster, die jemals gebaut wurden.
Zwei Feststoff-Raketen (die sogenannten Booster) helfen dem Space Launch System beim Abheben. Das Bild zeigt den Test eines Boosters. Die Booster basieren auf den Feststoff-Raketen des Space Shuttles. Sie sind nach Angaben der Nasa die größten, stärksten Feststoff-Booster, die jemals gebaut wurden. © Northrop Grumman
Die Core Stage, die Hauptstufe der Nasa-Mond-Rakete ist erkennbar durch ihre auffällige Farbe: sie ist orange. Die Stufe ist etwa 64,6 Meter hoch, sie fasst 3,3 Millionen Liter Treibstoff, mit denen die vier Triebwerke acht Minuten lang angetrieben werden, um die Rakete mit etwa 27.000 Kilometern pro Stunde ins All zu schicken.
Die Core Stage, die Hauptstufe der Nasa-Mond-Rakete ist erkennbar durch ihre auffällige Farbe: sie ist orange. Die Stufe ist etwa 64,6 Meter hoch, sie fasst 3,3 Millionen Liter Treibstoff, mit denen die vier Triebwerke acht Minuten lang angetrieben werden, um die Rakete mit etwa 27.000 Kilometern pro Stunde ins All zu schicken. © NASA/Eric Bordelon
Die Interim Cryogenic Propulsion Stage (ICPS, etwa kryogene Zwischen-Antriebsstufe) wird dem Orion-Raumschiff, das sich an der Spitze der Rakete befindet, den nötigen Schub im Weltraum geben, um zum Mond zu fliegen. Sie wird mit flüssigem Sauerstoff und flüssigem Wasserstoff angetrieben.
Die Interim Cryogenic Propulsion Stage (ICPS, etwa kryogene Zwischen-Antriebsstufe) wird dem Orion-Raumschiff, das sich an der Spitze der Rakete befindet, den nötigen Schub im Weltraum geben, um zum Mond zu fliegen. Sie wird mit flüssigem Sauerstoff und flüssigem Wasserstoff angetrieben. © NASA/MSFC/Brian C. Massey
Im Orion Stage Adapter befinden sich mehrere kleine Satelliten (sogenannte CubeSats), die mit der Nasa-Mission „Artemis I“ ins Weltall starten. Der ringförmige Adapter befindet sich zwischen der ICPS und dem Orion-Raumschiff. Die CubeSats werden freigesetzt, nachdem das SLS die Hauptmission – den Start des Orion-Raumschiffs zum Mond – erfolgreich abgeschlossen hat.
Im Orion Stage Adapter befinden sich mehrere kleine Satelliten (sogenannte CubeSats), die mit der Nasa-Mission „Artemis I“ ins Weltall starten. Der ringförmige Adapter befindet sich zwischen der ICPS und dem Orion-Raumschiff. Die CubeSats werden freigesetzt, nachdem das SLS die Hauptmission – den Start des Orion-Raumschiffs zum Mond – erfolgreich abgeschlossen hat. © NASA/Cory Huston
Die Nasa-Rakete Space Launch System (SLS) soll das Raumschiff Orion zum Mond befördern. Das Raumschiff sitzt an der Spitze der Rakete (im Bild ist es bei einem Test des Start-Abbruch-Systems zu sehen). Orion ist für eine Crew von vier Personen ausgelegt und für einen 21-tägigen Aufenthalt im Weltraum. Das Raumschiff besteht aus dem Launch Abort System (oben), dem Crew-Modul (Mitte) und dem Service-Modul.
Die Nasa-Rakete Space Launch System (SLS) soll das Raumschiff Orion zum Mond befördern. Das Raumschiff sitzt an der Spitze der Rakete (im Bild ist es bei einem Test des Start-Abbruch-Systems zu sehen). Orion ist für eine Crew von vier Personen ausgelegt und für einen 21-tägigen Aufenthalt im Weltraum. Das Raumschiff besteht aus dem Launch Abort System (oben), dem Crew-Modul (Mitte) und dem Service-Modul. © NASA/Tony Gray and Kevin O'Conne
Nach dem Start wird das Space Launch System zuerst die beiden Booster abtrennen. Sie werden ins Meer fallen. Später wird auch die orangefarbene Hauptstufe abgetrennt, bis am Ende nur noch das Raumschiff Orion übrig bleibt und Richtung Mond fliegt.
Nach dem Start wird das Space Launch System zuerst die beiden Booster abtrennen. Sie werden ins Meer fallen. Später wird auch die orangefarbene Hauptstufe abgetrennt, bis am Ende nur noch das Raumschiff Orion übrig bleibt und Richtung Mond fliegt. © NASA/MSFC

„Nachhaltig“ zum Mond: Nasa will Erdtrabanten als Sprungbrett zum Mars

Das „Artemis“-Programm der Nasa soll nicht nur Menschen zum Mond befördern – dieses Mal soll es „nachhaltig“ sein. Geplant ist, eine dauerhafte menschliche Präsenz auf dem Mond möglich zu machen, außerdem soll der Erdtrabant als „Sprungbrett“ zum Mars genutzt werden. Soll heißen: Dort sollen Technologien für die lange Reise zum und den Aufenthalt auf dem Mars erprobt werden.

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Die USA sind bisher die einzige Nation, der es gelungen ist, eine bemannte Mondlandung durchzuführen. Die erste Mondlandung war 1969, bereits 1972 betraten die letzten Menschen den Mond. Während die astronautische Raumfahrt zum Mond seitdem nicht weiterverfolgt wurde, nahm die robotische Raumfahrt in den vergangenen Jahren an Fahrt auf. Nachdem China mehrere unbemannte Mondlandungen gelungen waren, scheiterten Israel, Indien und zuletzt Japan daran. Indien unternimmt derzeit einen neuen Versuch einer Mondlandung und auch Russland will erstmals seit 1976 wieder auf dem Mond landen – beide ohne Menschen an Bord.

Sowohl die indische als auch die russische Mondmission dürften bei einem Erfolg eine Relevanz für künftige astronautische Missionen haben: Beide wollen am Südpol des Mondes landen – dort könnte es in tiefen und schattigen Kratern Wassereis geben, das für die künftige menschliche Erforschung des Mondes von großer Bedeutung ist. (tab/afp)

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