Wutanfällen vorbeugen

Mit Fürsorge erziehen: Wie Eltern willensstarken Kindern begegnen können

  • Carina Blumenroth
    VonCarina Blumenroth
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Die Kindererziehung kann schwer sein, besonders wenn die Kinder einen ausgeprägten Willen haben. Wie Eltern liebevoll darauf eingehen können.

Die Farbe des Tellers gefällt nicht, das Brot ist auf der falschen Seite durchgeschnitten oder der Deckel des Joghurts schon abgezogen – all das kann unter Umständen einen Wutanfall bei einem Kind auslösen. Was in der Rückschau nach Anekdoten klingt, die schmunzeln lassen, ist in der Gegenwart für die gesamte Familie ein Kraftakt. Solche Wutanfälle können häufiger auftreten, wenn das Kind besonders willensstark ist. Wie Eltern die Kinder dabei liebevoll begleiten können.

Was sind willensstarke Kinder?

Besonders willensstarke Kinder neigen zu Wutanfällen. Wie Eltern damit umgehen können. (Symbolbild)

Sie sind selbstbewusst, entschlossen und wissen genau, was sie wollen und was nicht – das beschreibt willensstarke Kinder, berichtet Tinapichler.com. Wichtig ist ihnen die Unabhängigkeit, Kinder sind Feuer und Flamme bei der Sache, die ihnen im Sinn ist. Jedoch lassen sie sich nur schwer motivieren, wenn ihnen etwas nicht logisch erscheint. An welchen Anzeichen Eltern willensstarke Kinder noch erkennen, weiß Kita.de:

  • Die eigenen Interessen werden durchgesetzt.
  • Sie willigen in Vorschläge nur ein, wenn sie absolute Wahlfreiheit haben.
  • Körperkontakt wird vermieden, wenn dieser nicht von dem Kind ausgeht.
  • Sie achten darauf, dass die eigenen Grenzen respektiert werden.

Das bedeutet allerdings nicht, dass willensstarke Kinder nicht kooperativ sein können. Wie Eltern auf die Wünsche des Kindes eingehen und gleichzeitig ihre Grenzen setzen können. Allerdings hören Kinder nicht immer auf ein ‚Nein‘, woran das liegen könnte.

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Schulklasse, die gemeinsam etwas erarbeitet.
Stillsitzen – das wurde früher noch regelmäßig in der Schule gefordert. Beim Kirchenbesuch oder den Großeltern lief es ähnlich ab. Hibbeln oder wippeln, immer etwas in den Händen zu haben war selten irgendwo gern gesehen. Heute ist das anders. Studien zeigen, dass Bewegung zwischendurch das Lernen unterstützt und auch insgesamt sind sich Experten einig: Mehr Bewegung, auch über die Schule hinaus, wäre wünschenswert. Das bedeutet aber nicht, dass Kinder in der Kirche oder einem feinen Restaurant umherrennen sollten – das wann und wo ist auch heute noch wichtig. (Symbolbild) © Wavebreak Media Ltd/Imago
Ein Kind balanciert auf einem Stamm am Meer.
Balancieren, auf einem Bein stehen, rückwärts gehen – bei Vorschuluntersuchungen fällt immer wieder auf, dass Fünfjährige immer öfter Probleme bei diesen Aufgaben haben. Besonders in größeren Städten sind bis zu 40 Prozent der Kinder motorisch etwas unterentwickelt. In der Grundschule selbst werden Seil- oder Stangenklettern im Sportunterricht seltener, weil immer weniger Kinder dies können. Aber das ist in der Regel kein Grund zur Besorgnis, denn in dem Alter kann viel aufgeholt werden. (Symbolbild) © Cavan Images/Imago
Ein Kind bindet seinen Schuh mit einer Schleife.
Wissen Sie noch, wie alt Sie waren, als Sie das Schleife binden lernten? Vor gut 20 Jahren wetteiferte man im Kindergarten darum, wer das noch vor der Einschulung fertigbringt. Heute kann sich gerade mal die Hälfte der Vier- bis Fünfjährigen ohne Hilfe anziehen, inklusive Schuhe binden. Einige Grundschulen haben darauf reagiert – und verbieten Schnürsenkel. Die Lehrenden haben einfach Besseres zu tun, als den ganzen Tag Schleifen an Kinderschuhen zu binden. (Symbolbild) © eyevisto/Imago
Ein Junge wäscht ab.
Wussten Sie, dass nur 23,5 Prozent der Haushalte 1983 Spülmaschinen besaßen? Heute sind es knapp 72 Prozent. Es ist daher kaum verwunderlich, dass Kinder heute nicht mehr überall beim Abwasch helfen müssen. Auch beim Staubsaugen wird immer weniger Unterstützung gefordert, schließlich gibt es in immer mehr Familien Saugroboter. Trotzdem: Kinder können – und sollen – durchaus im Haushalt helfen. Das steht sogar im Gesetz (§ 1619 BGB). In welchem Maße bleibt natürlich den Eltern überlassen, aber häufig sind Hilfe beim Tischdecken/-abräumen oder das Einräumen der Spülmaschine üblich, auch für Kinder ab drei Jahren. (Symbolbild) © Valentina Barreto/Imago
Junge versteckt sich ängstlich unter einem Tisch.
Prügel, Schläge, Angst – früher war der Rohstock im Klassenzimmer weit verbreitet. In der DDR wurde er (und damit die Prügelstrafe) 1949 aus der Schule verbannt. Langsam folgte auch der Rest Deutschlands, in Teilen von Bayern wurde aber bis Anfang der 1980er Jahre immer noch auf diese Art durchgegriffen. Und erst seit 2000 gilt, laut Gesetz, endlich auch zu Hause: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“ (§ 1631 BGB, Abs. 2) (Symbolbild) © Vasily Pindyurin/Imago
Ein Kind versteckt sich, es sind nur die Augen und die Mütze zu sehen.
„Gib‘ der Tante mal die Hand, Kind“ – der Spruch klingt nicht nur verstaubt, er ist es zum Glück auch. Da heute mehr auf die Kinder und ihre Bedürfnisse eingegangen wird, muss keiner mehr irgendwem die Hand oder ein Küsschen geben, wenn er oder sie das nicht möchte. Eine Wohltat, vor allem für schüchterne Sprösslinge. (Symbolbild) © Pawel Opaska/Imago
Junge allein im winterlichen Wald.
Mittagessen für die Geschwister machen, alleine zu Hause oder draußen sein: Viele Kinder mussten vor einigen Jahrzehnten diese Erfahrungen früh machen. Auch, wenn sie dafür vielleicht noch zu jung und von der Verantwortung überfordert waren. Heute haben Eltern mehr Zeit für ihre Kinder oder sorgen für entsprechende Betreuung und das Alleinsein kommt vergleichsweise spät. Das ist auf der einen Seite sehr löblich und gut, passierten doch früher auch oft Unfälle. Aber ein bisschen traurig ist es auf der anderen Seite auch, denn manchmal birgt ein kleiner Waldabschnitt viel mehr Möglichkeiten für Fantasie und Abenteuer als der moderne Spielplatz um die Ecke. (Symbolbild) © Frank van Delft/Imago

Ein stabiles Elternhaus wird beispielsweise mit der Erziehungsmethode Sturdy Parenting geschaffen.

Mit willensstarken Kindern umgehen: Diese Tipps können helfen

Herausfordernd ist der Umgang für Eltern hin und wieder, weil diese oft wissen, was nicht gut für ihr Kind ist. Bei solchen Fällen sollten Eltern auch bei ihrer Entscheidung und dem damit verbundenem ‚Nein‘ bleiben, rät Leben-und-erziehen.de. Sollten es keine Entscheidungen sein, die potenziell gefährlich sind, ist es aber wichtig, dass sich Kinder selbst entscheiden dürfen.

Einige Möglichkeiten, wie Eltern handeln können:

  • Ich-Aussagen: Eltern sollten nicht verallgemeinern, sondern Situationen konkret benennen. Man-Konstruktionen sollten dabei vermieden werden.
  • Wahlmöglichkeiten: Wo immer es möglich ist, können Eltern den Kindern die Wahl lassen. So haben Kinder das Gefühl, dass ihre Einschätzung zählt und sie entscheiden können.
  • Ideen des Kindes ernst nehmen: Sinnvoll ist es, wenn Eltern dem Kind zuhören und ihre Vorschläge aufnehmen. Gemeinsam kann dann nach machbaren Alternativen gesucht werden. Will das Kind beispielsweise Sandalen im Winter anziehen, ist das nicht unbedingt eine gute Idee.
  • Positive Sprache: Eltern sollten erklären, was erlaubt ist und einen Rahmen setzen. Die Verbote aufzulisten, ist nicht sinnvoll.
  • Unterstützung anbieten: Wutanfälle können verhindert werden, wenn Kinder das Gefühl haben, selbst entscheiden zu können. Eltern können beispielsweise fragen, ob sie den Joghurt-Deckel schon mal abziehen dürfen oder ob das Kind das machen will.
  • Respekt und Empathie zeigen: Alle wollen respektiert und gehört werden – willensstarke Kinder setzen sich nur ein bisschen mehr als andere dafür ein.
  • Nähe bieten: Eltern können ihrem Kind Verständnis und Zuneigung übermitteln, dabei sollte dies allerdings nicht aufgedrängt werden. Stattdessen kann der Körperkontakt angeboten werden.

Sicherheit können in dem Zusammenhang auch Rituale oder Routinen schaffen – so werden Machtkämpfe verhindert.

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