Neuerscheinung

In „Die Unvollständige“ von Valerie Bäuerlein führt ein filmischer Blick durch die Vergangenheit Berlins

  • Janine Napirca
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Vielversprechende Neuerscheinung gesucht? Das literarische Debüt der Autorin, die in der Filmwelt heimisch ist, verbindet Kunst und Literatur mit Geschichte.

Sie möchten sich an einem schönen Sommertag im Freien oder bei Regenwetter daheim eingekuschelt mit einem Buch an einen anderen Ort, in eine andere Zeit wegträumen und wissen gleichzeitig wohl dosiert eingesetzte und wunderschön kunstvolle Sprache zu schätzen? Vielleicht haben Sie zudem auch ein bisschen Berlin-Vermissung oder Asien-Fernweh? Dann sollten Sie sich den am 21. August 2023 erscheinenden Roman „Die Unvollständige“ von Valerie Bäuerlein aus dem Kjona Verlag einmal näher ansehen.

Valerie Bäuerlein „Die Unvollständige“: Über das Buch

Wie im Film begleiten Leserinnen und Leser in „Die Unvollständige“ von Valerie Bäuerlein die Ich-Erzählerin an politisch bedeutsame Schauplätze Berlins.

Tala ist tot. Die Tochter einer Iranerin und eines griechischen Gastarbeiters soll sich in Berlin das Leben genommen haben. Ungläubig und überreizt streift unsere Erzählerin – eine junge Regisseurin – durch die Stadt. Mit Tala in der Hauptrolle hätte sie hier ihren ersten Film drehen sollen. Tala war ihre Muse, nach vielen Rückschlägen ihre vielleicht einzige Inspiration. Anfangs bändigt die Bewegung ihre Gedanken. Doch Schritt um Schritt verändert ihr Blick die Umgebung. Die Stadt blättert sich vor ihr auf und offenbart Talas Spuren. Während die Erzählerin ihnen folgt, dringt sie immer tiefer in eine verborgene Geschichte von Originalität und Aneignung vor. Und schließlich in ihre eigene, ihr fremd gewordene Vergangenheit ...

Klappentext/Kjona Verlag

Valerie Bäuerlein „Die Unvollständige“: Fazit

Leserinnen und Leser werden vom ersten Moment an in die Beschreibungen, Gedanken und Empfindungen der namenlosen Protagonistin hineingesogen. Ähnlich einer Kamerafahrt werden Orte mit Vergangenheit in Berlin abgeklappert und mit historischer Bedeutung aufgeladen – unterbrochen in kursiv von fast traumhaften Sequenzen, in denen Tala tagebuch- oder briefformartig durch verschiedene Länder Asien reist.

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Zunächst erscheint die Handlung trotz oder vielleicht gerade wegen der faszinierenden Sprachverwendung wenig greifbar, und – passend zum Titel – unvollständig, bis sich letzten Endes die gegangenen Schritte zu einem Sinn ergebenden Gesamtbild zusammenfügen. Die Andeutungen einer kritischen Auseinandersetzung der Ich-Erzählerin mit der eigenen Vergangenheit sind zudem wichtig und bereichernd zugleich.

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Wenn Sie weitere Frauenstimmen in der Literatur entdecken möchten, reisen Sie in „Miroloi“ von Karen Köhler in eine aufs Übelste vom Patriarchat geprägte, vielleicht gar nicht so fiktive Welt. Oder begleiten Sie Jacinta Nandi in „50 Ways to leave your Ehemann“ auf ihrem Weg in die selbstbestimmte Unabhängigkeit. „Die Wut, die bleibt“ von Mareike Fallwickl erzählt von der Überforderung von Frauen, Job, Kinder und sich selbst in Einklang zu bringen und auch „Milchbar“ von Szilvia Molnar setzt sich kritisch mit dem Thema Mutterschaft auseinander. Wohingegen Emilia Roigs „Das Ende der Ehe“ die traditionelle Institution staatlich geregelter Partnerschaft dekonstruiert.

Valerie Bäuerlein „Die Unvollständige“

2023 Kjona, ISBN-13 978-3-910372-13-9

Preis: Hardcover 22 €, E-Book 16,99 €, 160 Seiten (abweichend vom Format)

Autorin Valerie Bäuerlein

Die 1979 in Augsburg geborene Autorin hat zunächst in Leipzig Fotografie und Bildende Kunst und anschließend Filmregie in Berlin studiert. Vor der Veröffentlichung ihres literarischen Debüts arbeitete sie als Filmkritikerin, Projektionistin und hat in Japan einen Dokumentarfilm gedreht.

Rubriklistenbild: © Charles Yunck/Imago/Kjona (Fotomontage)

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