Die ersten Wochen mit einem Neugeborenen

„Kann man von Schlafentzug sterben?“ Roman „Milchbar“ von Szilvia Molnar bricht Tabus des Mutterseins

  • Janine Napirca
    VonJanine Napirca
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Es ist höchste Zeit, Probleme wie Wochenbettdepression und postnatale Störungen ernst zu nehmen und zu enttabuisieren. Dazu hat Szilvia Molnar mit ihrem Roman den Grundstein gelegt.

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Von verschissenen Windeln, tropfenden und schmerzenden Brustwarzen, die mal mehr, mal weniger gut zum Stillen geeignet sind und einer genähten Vulva, die das Sitzen erschwert, können wohl einige frischgewordene Mütter ein Lied von singen. Still und leise, wenn niemand zuhört, den Gedanken wie „Kann man von Schlafentzug oder blutendem Anus sterben“ irritieren könnten. Denn wie könnte man nicht ausschließlich super glücklich über die Geburt des eigenen Kindes sein? Szilvia Molnar bricht in ihrem Debütroman „Milchbar“, der aus dem Amerikanischen von Julia Wolf ins Deutsche übersetzt wurde, zahlreiche Tabus, über die sich bislang kaum einer oder besser gesagt eine zu sprechen oder zu schreiben traut.

Szilvia Molnar „Milchbar“: Über das Buch

In „Milchbar“ schreibt Szilvia Molnar über die ersten Wochen des Mutterseins, in denen sich alles ums Baby – insbesondere ums Stillen – dreht.

In „Milchbar“ lässt Szilvia Molnar eine Protagonistin zu Wort kommen, die frisch Mama geworden ist. In einem früheren Leben, das Millionen Lichtjahre entfernt scheint, war sie einmal Übersetzerin. Jetzt besteht ihr Lebensinhalt ausschließlich darin – im wahrsten Sinne des Wortes – eine Milchbar für ihre Tochter Button zu sein, zu jeder Tag- und Nachtzeit.

Als das Baby auf die Welt kommt, ändert sich alles. In »Milchbar« erzählt Szilvia Molnar die Geschichte einer jungen Frau, die Mutter wird. Sie verbringt viel Zeit allein in ihrer Wohnung. Mutterschaft ist für sie eine komplizierte Erfahrung, zärtlich und brutal, erfüllend und banal. Immer wieder Stillen, Tragen, Wickeln - der eigene Körper ein Wrack. Tage und Nächte strecken sich ins Unendliche. Der einzige Besuch, den sie bekommt, ist von einem merkwürdigen alten Witwer, der im selben Haus wohnt wie sie und mit dem sie sich anfreundet. In emotionalen Bildern erzählt Szilvia Molnar vom Zustand der ersten Wochen als Mutter zwischen Überwältigung, Isolation, Angst und Neubeginn. Das lebendige Porträt einer jungen Frau in ihren körperlichsten und ursprünglichsten Momenten.

Klappentext / Blumenbar

Sie kommt nicht mehr dazu, zu duschen, die Wohnung sauber zu halten oder zu verlassen, ist ganz auf sich alleine gestellt und hat außer zu ihrem Mann und dem Nachbarn Peter keinen Kontakt zur Außenwelt mehr.

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Szilvia Molnar „Milchbar“: Fazit

Schonungslos ehrlich werden die ersten Wochen nach der Geburt des Kindes desillusioniert. Die szenischen Beschreibungen aus dem Alltag sind nicht chronologisch erzählt. Vielmehr werden Leserinnen und Leser von einer Situation in eine andere geworfen – was bleibt, ist ein Gefühl von Stress, Ohnmacht und Hilflosigkeit.

Besonders die Google-Suchanfragen der Ich-Erzählerin offenbaren den tiefen Abgrund, vor dem man als frisch gebackene Mama stehen kann:

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Es ist höchste Zeit, Probleme wie Wochenbettdepression und postnatale Störungen ernst zu nehmen und zu enttabuisieren. Dazu hat Szilvia Molnar mit ihrem Roman den Grundstein gelegt.

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Szilvia Molnar „Milchbar“

2023 Blumenbar, ISBN-13 978-3351051068

Preis: Hardcover 22 €, E-Book 16,99 €, 240 Seiten (abweichend vom Format)

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Autorin Szilvia Molnar

Szilvia Molnar stammt ursprünglich aus Budapest, ist in Schweden aufgewachsen und lebt heute als Autorin in New York und Texas. „Milchbar“ ist ihr Debütroman, der auf fünf Sprachen erscheint.

Übersetzerin Julia Wolf

Julia Wolf ist Autorin und Übersetzerin. Zuletzt erschien ihr Roman „Alte Mädchen“ in der Frankfurter Verlagsanstalt. Sie ist Mitbegründerin des Kollektivs „Writing with Care/Rage“ und lebt mit ihrer Familie in Leipzig.

Rubriklistenbild: © Addictive Stock/Imago/Blumenbar Verlag (Montage)

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