Präsidentschaftswahl

Biden gegen Trump: Sieben Staaten werden die US-Wahl entscheiden

  • Sonja Ruf
    VonSonja Ruf
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In wenigen Monaten findet die US-Präsidentschaftswahl 2024 statt. In sieben sogenannten „swing states“ könnte das Rennen besonders eng werden.

Washington, D.C. – Nur noch wenige Monate: Am 5. November ist es so weit und die Neuauflage der Präsidentschaftswahlen in den USA aus dem Jahr 2020 kann beginnen. Joe Biden darf erneut gegen seinen republikanischen Konkurrenten Donald Trump, vorausgesetzt jenen wird keines der aktuell gegen ihn laufenden Verfahren vorzeitig stoppen, antreten.

Das Wahlsystem der Vereinigten Staaten ist komplex. Die Amerikaner und Amerikanerinnen wählen primär Wahlmänner und Wahlfrauen, die zusammen genommen das sogenannte Electoral College bilden. Dieses Gremium wählt schließlich den Präsidenten oder die Präsidentin der Vereinigten Staaten. Die Anzahl der Wahlleute eines Bundesstaats orientiert sich dabei an seiner Einwohnerzahl.

Zentral für die Wahl im November: Das „The winner takes it all“-Prinzip

In 48 von insgesamt 50 Bundesstaaten zählt hierbei das „The winner takes it all“-Prinzip. Das heißt: Der Präsidentschaftskandidierende, der in einem dieser Bundesstaaten die Mehrheit der jeweiligen Wahlmänner oder Wahlfrauen auf sich buchen kann, gewinnt automatisch die Stimmen aller Wahlmänner und Wahlfrauen und somit den gesamten Bundesstaat mit all seinen Wahlstimmen für sich.

In sieben Bundesstaaten, nämlich in Nevada, Arizona, Michigan, Wisconsin, Pennsylvania, Georgia und North Carolina könnte es laut einer Analyse des Nachrichtenportals The Hill im November besonders eng werden. Häufig ist in diesem Zusammenhang auch von den sogenannten „swing states“ oder „purple states“ die Rede. Das sind Bundesstaaten, die in der Vergangenheit nicht immer klar von der jeweiligen republikanischen oder der demokratischen Seite gewonnen wurden.

Bei der US-Wahl 2024 läuft erneut alles auf ein Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden hinaus

Duell in „swing states“: In aktuellen Umfragen liegt Trump in allen sieben kritischen Bundesstaaten vorne

2020 gewann Joe Biden sechs der sieben Bundesstaaten. Lediglich in North Carolina musste der Amtsinhaber eine Niederlage hinnehmen. Alle sieben Bundesstaaten zählen zusammengenommen 93 Stimmen im Electoral College. Aktuellen Umfragen zufolge kann Trump laut The Hill aktuell alle sieben Staaten auf sein Konto verbuchen.

Nevada

Seit 2004 wurde Nevada im Westen der USA nicht mehr „rot“, die traditionelle Farbe der Republikanischen Partei, eingefärbt. Allerdings ist der aktuelle Umfragenvorsprung dort aktuell von Donald Trump nicht gering. Insgesamt sind es aktuell sechs bis sieben Prozentpunkte. Auch in Nevada lebt ein größer Bevölkerungsanteil mit lateinamerikanischen Wurzeln, die von dem jeweiligen Präsidentschaftskandidaten für sich eingenommen werden müssten.

Arizona

Arizona, im Südwesten der USA an der Grenze zu Mexiko gelegen, war bei der Präsidentschaftswahl 2020 ein heiß umkämpftes Pflaster. In aktuellen Umfragen liegt Trump dort drei bis sechs Prozentpunkten vorne. Vor vier Jahren siegte Biden dort lediglich mit einem Drittel Prozentpunkt. Bemerkenswert ist, dass Latinos und Latinas in Arizona einen großen Anteil, etwa ein Drittel der Bevölkerung ausmachen. 2020 lag Biden in einer Umfrage bei dieser Bevölkerungsgruppe deutlich vor Trump.

Außerdem läuft aktuell ein polarisierende heiß umkämpftes Senatsrennen in Arizona zwischen den Parteien, was das Interesse an der Wahl und damit die Wahlbeteiligung insgesamt erhöhen könnte. Es lässt sich allerdings nur mutmaßen, für welchen Präsidentschaftskandidaten sich das Ergebnis dieses bundesstaatsinternen Rennens schlussendlich positiv auswirken dürfte.

Michigan

Aktuellen Umfragen zufolge ist Michigan, zentral nordöstlich in den USA verortet, einer der am stärksten umkämpften Bundesstaaten zwischen den Parteien. Trump liegt dort in Umfragen mit zwei Prozentpunkten vorne. Dort schlägt auch der Israel-Gaza-Konflikt hohe Wellen.

In einer Vorwahl vor wenigen Monaten gaben bei einer Vorwahl der Demokraten in etwa 100.000 größtenteils arabischstämmige Menschen ihre Stimme als „uncommitted“ an. Das bedeutet: Die weiteren Monate und Bidens Umgang mit dem Gaza-Krieg werden sich in Michigan sehr stark auf das Ergebnis im November auswirken.

Fünf der sieben potenziellen „swing states“ im November 2024 liegen, bis auf Arizona und Nevada, im östlichen Teil der USA

Wisconsin

Die Wahl in Wisconsin, zentral nordöstlich gelegen, ging 2020 am knappsten für Joe Biden aus. Dort ist die durchschnittliche amerikanische Bevölkerung größtenteils weiß, Latinos und Latinas machen etwa 8 Prozent der Bevölkerung aus, Afroamerikaner und Amerikanerinnen 7 Prozent. Eine aktuelle Umfrage sieht laut The Hill Trump dort drei bis vier Prozentpunkte vor Biden.

Pennsylvania

Von Pennsylvania werden insgesamt 19 und damit viele Wahlmänner und Wahlfrauen aus dem Nordosten der USA in das Electoral College entsendet. 2020 gewann Biden dort mit einem Prozentpunkt Vorsprung. In Pennsylvania ist ein großer Bevölkerungsanteil über 60 Jahre alt und weiß, eine Kombination an sozial-demografischen Merkmalen, die ursprünglich eher auf Trumps Wähler- und Wählerinnengruppe zutrifft. Gleichzeitig liegt der Bundesstaat im Nordosten der USA und direkt neben Bidens Heimatstaat Delaware.

Georgia

Vor vier Jahren hat Joe Biden das erste Mal seit 1992 als demokratischer Präsidentschaftsbewerber den Bundestaat Georgia für sich gewinnen können. In dem Bundesstaat, an der südlichen Ostküste gelegen, laufen aktuell insgesamt zehn Anklagen gegen Trump. Trotzdem liegt der Republikaner dort laut The Hill mit drei Prozentpunkten in Umfragen vorne.

In Georgia lebt ein großer dunkelhäutiger Bevölkerungsanteil. Diesen könnte den politischen Profilen nach zu urteilen eher Biden für sich gewinnen. Hierfür dürfte allerdings noch einiges an Wahlkampf der Demokratischen Partei nötig sein.

Weg frei für Trump: Haley steigt aus US-Vorwahlkampf aus

Donald Trump will wieder US-Präsident werden
Nun ist es raus: Donald Trump will 2024 erneut als US-Präsident antreten. Dann wird der Milliardär aus New York 78 Jahre alt sein. Trump hatte das Amt 2017 bis 2021 inne, verlor 2020 aber die Wahl und musste auf eine zweite Amtszeit verzichten. Die soll nun im dritten Anlauf gelingen. Trump wäre erst der zweite Präsident in der Geschichte der USA, dem ein solches Comeback gelingen würde. © Andrew Harnik/dpa
Nikki Haley tritt als US-Botschafterin bei der UN zurück und 2024 vielleicht noch einmal an
Nikki Haley war Trumps letzte verbliebene Rivalin. Doch am Ende zog auch sie sich aus dem parteiinternen Rennen um die US-Präsidentschaft zurück. Nach ihrer Serie von Niederlagen am Super Tuesday verkündete Haley ihren Ausstieg. Die ehemalige Gouverneurin des Bundesstaates South Carolinas wechselt ihre Haltung zu Donald Trump wie andere Leute die Kleidung. Als Botschafterin Trumps bei den Vereinten Nationen war sie enge Vertraute des Ex-Präsidenten, nach dem Sturm aufs Kapitol distanzierte sie sich. Dann sagte sie, sie werde nicht kandidieren, sollte Trump erneut antreten. Haley gilt als Establishment-Republikanerin, die für möglichst geringe Sozialausgaben, niedrige Steuern und eine aggressive Außenpolitik steht. © Evan Vuccid/dpa
Floridas Gouverneur Ron de Santis spricht nach dem Sieg bei den Midterms zu seiner Anhängerschaft
Als härtester Konkurrent für die Nominierung bei den Republikanern für die US-Wahl 2024 galt lange Ron DeSantis. Der Gouverneur Floridas feierte bei den Midterms einen klaren Sieg und wurde von der Wählerschaft im Amt bestätigt. Er galt als der Hoffnungsträger in der Partei. Das Rennen um die Präsidentschaftsnominierung hat er aber inzwischen aufgegeben. DeSantis hatte sich in der Vergangenheit als Trump-Fan inszeniert, geht mittlerweile aber auf Distanz zum Ex-Präsidenten. Hier zu sehen ist der Politiker mit seiner Frau Casey DeSantis und den drei gemeinsamen Kindern. © IMAGO/Luis Santana
Der erfahrene Politiker Asa Hutchinson tritt als Anti-Trump-Kandidat an
Er war bereits Staatsanwalt, Abgeordneter im Repräsentantenhaus, Behördenleiter der Anti-Drogenbehörde DEA und Gouverneur des Bundesstaates Arkansas. Jetzt wollte Asa Hutchinson 2024 republikanischer Präsidentschaftskandidat werden, doch nach der Vorwahl in Iowa zog er seine Kandidatur zurück. Hutchinson trat als Alternative zu Donald Trump an, denn seines Erachtens sollte dieser „nicht der nächste Anführer unseres Landes sein“. Hutchinson forderte Trump auf, seine Kandidatur aufgrund der Anklage gegen ihn in New York zurückzuziehen – eine Sicht, die die republikanische Wählerschaft nicht teilt. © SCOTT OLSON / AFP
Vivek Ramaswamy, Trump-Fan mit Anti-Woke-Agenda
Vivek Ramaswamy hatte Großes vor. Der 38-jährige, rechtslibertäre Tech-Unternehmer mit indischen Wurzeln wollte US-Präsident werden. Nach seinem enttäuschenden Abschneiden bei der Vorwahl in Iowa warf er aber das Handtuch und empfahl, Trump zu Wählen. Der Trump-Fan sieht die USA in einer „nationalen Identitätskrise“ und fordert eine „nationale Wiederbelebung“. Dazu will er z.B. das FBI und das Bildungsministerium abschaffen. Er wolle Trumps „America-First-Aganda auf die nächste Stufe bringen“.  © Anna Moneymaker / AFP
US-Wahl 2024: Ehemaliger Trump-Vertrauter Christie will ins Weiße Haus
Chris Christie hatte auch noch einmal Ambitionen auf das Weiße Haus angemeldet. Der frühere Gouverneur des US-Bundesstaats New Jersey war einst ein enger Vertrauter von Donald Trump, hat sich aber mittlerweile von ihm losgesagt und kritisiert ihn sogar öffentlich. So bezeichnete er den früheren Präsidenten wegen dessen Haltung zum Ukraine-Krieg als „Feigling“ und „Marionette“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Christie wollte 2016 schon einmal Präsidentschaftskandidat seiner Partei werden, zog nach schlechten Ergebnissen bei den Vorwahlen aber zurück. Diesmal gab er bereits vor den Vorwahlen der Republikaner auf. © Charles Krupa/dpa
Zu den krassen Außenseitern zählt auch Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt.
Zu den krassen Außenseitern zählte von Beginn an Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt. Der Republikaner, der am 4. Dezember aus dem Rennen ausstieg, ist seit dem 15. Dezember 2016 Gouverneur von North Dakota. Vor seiner politischen Karriere war er Softwareunternehmer, Microsoft-Manager und Risikokapitalgeber. Im April unterzeichnete Burgum ein Gesetz, das Abtreibungen in der sechsten Schwangerschaftswoche verbietet. Zudem hat er zahlreiche Gesetze unterzeichnet, die die Rechte von trans Menschen einschränken. © SCOTT OLSON/afp
Senator Tim Scott aus dem Bundesstaat South Carolina begreift seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen als Verkörperung des amerikanischen Traumes. In einem im April veröffentlichten Video spricht er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und fordert mehr Optimismus. Scott betont darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nennt er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung.
Tim Scott (blaues Hemd) hat sich aus dem Rennen um die Kandidatur verabschiedet. Am 12. November zog der Senator aus South Carolina seine Kandidatur zurück. In einem im April veröffentlichten Video sprach er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und forderte mehr Optimismus. Scott betonte darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nannte er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung. Seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen begreift Scott als Verkörperung des amerikanischen Traumes.  © ALLISON JOYCE
Mike Pence könnte 2024 bei der US-Wahl für das Amt des Präsidenten kandidieren.
Ausgestiegen ist auch Trumps ehemaliger Vizepräsident. „Dies ist nicht meine Zeit“, sagte Mike Pence am 28. Oktober 2023. Pence war in Umfragen weit abgeschlagen und hatte Medienberichten zufolge Probleme bei der Beschaffung von Geldern für seine Kampagne. „Wir wussten immer, dass dies ein harter Kampf sein würde, aber ich bereue nichts“, erklärte Pence. Mit kritischen Kommentaren nach den Midterms hatte sich der ultrakonservative Pence für einen möglichen Machtkampf innerhalb der Republikanischen Partei in Stellung gebracht. © IMAGO/Aimee Dilger
Larry Elder ist 2024 der erste schwarze Präsidentschaftskandidat bei den Republikanern
Am 26. Oktober zog sich Larry Elder zurück. Schon bei seinem ersten Versuch als Politiker war er gescheitert: 2021 versuchte der rechte Radiomoderator und Rechtsanwalt erfolglos, Kaliforniens demokratischen Gouverneur Gavin Newsom abzulösen. Elder vertritt rechtsradikale Ansichten, wie ein Abtreibungsverbot, glaubt, dass an Grenzen „Mauern funktionieren“, Antirassismus sowie Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion hingegen nicht. © SCOTT OLSON / AFP
Perry Johnson ist im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur.
Am 20. Oktober zog sich auch Perry Johnson aus dem Wahlkampf zurück. Er war im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur. Aufgefallen war der Unternehmer zuvor nur im Jahr 2022, als er für das Amt des Gouverneurs in Michigan kandidieren wollte. Wegen unsauberer Machenschaften wurde er allerdings von den republikanischen Vorwahlen vorzeitig ausgeschlossen. Johnson positionierte sich im Wahlkampf gegen Abtreibungen. Zudem kritisierte er die Höhe der Hilfsgelder, die die USA der Ukraine zur Verfügung stellen. Zugleich stellte Johnson aber klar, dass er Wladimir Putin nicht vertraue. © SCOTT OLSON/afp
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung sind bisher Ryan Binkley, Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez.
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung waren auch Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez. Auch sie haben ihre Kandidatur bereits wieder zurückgezogen. Im Rennen sind dagegen noch Ryan Binkley, John Anthony Castro und E. W. Jackson. Chancen auf eine Nominierung dürften sie allerdings kaum haben. Großer Favorit bleibt allen Anklagen und Prozessen zum Trotz weiter der frühere Präsident Donald Trump. Die Republikaner haben auf jeden Fall die Qual der Wahl. © ALLISON JOYCE/afp

North Carolina

In North Carolina, einem Bundesstaat an der Ostküste, hat Biden aktuell eine kleine Chance eine Mehrheit für sich zu gewinnen. 2020 hatte Trump dort ganz knapp gewonnen. Dunkelhäutige Wähler und Wählerinnen machen hier gemeinsam etwa 22 Prozent der Bevölkerung aus. Aktuell läuft auch dort ein heißes Rennen um das Amt des Gouverneurs. Der demokratische Gouverneur Roy Cooper kann nicht erneut kandidieren.

Der republikanische Kandidat für den Gouverneursposten, Mark Robinson, fiel in der Vergangenheit allerdings immer wieder mit kontroversen Äußerungen, beispielsweise zum Holocaust oder zum Thema Homosexualität auf. Prognosen zufolge könnte sich die negative Aufmerksamkeit, die durch Robinson der Republikanischen Partei in North Carolina zuteilwird, auf Bidens Popularität im November auswirken.

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