Krieg in Israel
„Du wirst verrecken“: Türkischer Vize-Minister hetzt gegen Netanjahu – Erdogan sucht Deal mit Hamas
VonErkan Pehlivanschließen
Erdogan hat gute Beziehungen zur Hamas – und verhandelt jetzt um die Freilassung der Geiseln im Israel-Krieg. Gegenüber Netanjahu wird der Ton äußerst rau.
Ankara - Offenbar hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Verhandlungen mit der terroristischen Hamas über die Freilassung von Geiseln im Israel-Krieg begonnen. Das berichteten verschiedene türkische Medien am Donnerstag (12. Oktober) unter Berufung auf Regierungskreise. Laut dem türkischen Sender NTV hatte der türkische Präsident seit Beginn des Konflikts mit vielen führenden Vertretern Gespräche geführt. „Es ist auch bekannt, dass Erdogan mit Hamas-Vertretern in Ankara zusammenkam.“
Auch der staatliche Nachrichtensender TRT Haber bestätigte Gespräche von Erdogan. „Nach den vorliegenden Informationen führt die Türkei Verhandlungen über die von der Hamas festgehaltenen zivilen Gefangenen. Auf Anweisung von Präsident Erdoğan leiten die zuständigen staatlichen Institutionen diesen Prozess“, teilte der Sender mit.
Krieg in Israel: Erdogan unterhält weiterhin gute Kontakte zur Hamas im Gazastreifen
In Israel tobt der Krieg – doch die Türkei pflegt sehr gute Beziehungen zur Hamas im Gazastreifen. Erst im Juli hatte ihr Chef, Ismail Haniyya, gemeinsam mit Palästinenser-Präsident Mahmut Abbas Erdogan in seinem Präsidentenpalast besucht. Das Treffen fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Cumhurbaşkanımız Recep Tayyip Erdoğan, Filistin Devlet Başkanı Abbas ve Hamas Siyasi Büro Başkanı Haniye ile Cumhurbaşkanlığı Külliyesi'nde bir araya geldi. pic.twitter.com/yWnhBNuV8d
— AK Parti (@Akparti) July 26, 2023
In einer Mitteilung von Erdogans Kommunikationsdirektorat hieß es, dass beide Palästinenser auf Einladung von Erdogan gekommen seien. „Es war das erste Mal seit mehr als einem Jahr, dass sich die beiden rivalisierenden palästinensischen Politiker trafen. Erdogan hatte Abbas gestern empfangen und erklärt, sein Land werde die palästinensischen Bestrebungen in jeder erdenklichen Weise unterstützen“, so die Mitteilung des Kommunikationsdirektorats.
Israel-Krieg: Erdogan wirft Netanjahu „Massaker“ vor – Vize-Minister wünscht ihm sogar den Tod
Unterdessen hat sich der Ton aus Ankara gegenüber Israel wegen des Krieges gegen die Hamas immer stärker verschärft. So holte Erdogan zu einem verbalen Schlag aus: „Indem man das Wasser, den Strom, die Ein- und Ausgänge einer Stadt abstellt und ihre Infrastruktur zerstört... Indem man alle Gotteshäuser und Schulen, von Moscheen bis zu Kirchen, zerstört... Indem man den Menschen den Zugang zu den grundlegendsten humanitären Bedürfnissen verwehrt... Indem man die Gebäude, in denen die Zivilbevölkerung lebt, mit Bomben zerstört... Indem man die Menschen, die zum Grenzübergang gehen, der der einzige Weg nach draußen ist, mit Flugzeugen beschießt... Kurz gesagt, ein Konflikt, der mit allen möglichen schändlichen Methoden geführt wird, ist kein Krieg, sondern ein Massaker“, schrieb Erdogan auf der Plattform X.
Doch das war noch harmlos. Erdogans Vize-Bildungsminister wünschte dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu sogar den Tod. „Eines Tages wird man auch dich treffen“, schrieb Nazif Yilmaz auf X und postete dazu ein Video von einem Raketenangriff. „Du wirst verrecken“, fügte er hinzu. Kurze Zeit später wurde der Beitrag gelöscht. Im Netz ist er aber weiterhin an vielen Stellen auffindbar.
Regierungsabgeordneter bezeichnet Israel im Parlament Terrororganisation
Mit seinen Worten im Parlament hatte der Abgeordnete Sehzade Demir Israel massiv angegriffen. „Ich sage es ganz klar. Israel ist eine illegale Terrororganisation. Deswegen sollte das Parlament Israel mit einer klaren Botschaft rügen. Alle diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen sollte beendet werden. Ich begrüße daher die Mudschahedin, die die Operation „Al-Aqsa-Flut“ durchgeführt haben“.
Demir ist Mitglied der als politischer Arm der türkischen Hisbollah bekannten islamistischen Partei Hüda Par. Erdogan hatte mit der radikalen Partei einen Deal abgeschlossen. Für die Unterstützung von Erdogan erhielten vier Mitglieder der Hüda Par im Vorfeld der Türkei-Wahl im Mai sichere Plätze auf AKP-Listen und konnten so als Regierungsabgeordnete ins Parlament einziehen.
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