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Sondierungen nach Bundestagswahl: Grüne Jugend fordert Kurskorrektur ihrer Partei – Wunsch nach „Disruption“

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  • Franziska Schwarz
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Die Union hat die Bundestagswahl gewonnen, Merz will eine Koalition mit der SPD. Was sind die Bedingungen von Klingbeil? Alles News zu den Sondierungen.

Update vom 26. Februar, 6.45 Uhr: Die Grünen wären offen für eine Koalition mit Union und SPD – die allerdings erst einmal ohne sie miteinander sondieren. Die Jugendorganisation der Grünen dringt jetzt auf eine Kurskorrektur – und Grüne-Jugend-Chefin Jette Nietzard wirft der Parteispitze eine falsche Wahlkampfstrategie vor. „Die Linken wurden gewählt für Dinge, die die Grünen genauso im Wahlprogramm stehen haben“, sagte Nietzard der Süddeutschen Zeitung (SZ). Das Spitzenpersonal habe sich jedoch für einen anderen Kurs entschieden, fügte sie hinzu, ohne Kanzlerkandidat Robert Habeck direkt zu nennen.

Vorstand der Grünen Jugend: Jakob Blasel und Jette Nietzard

Nach Bundestagswahl: Grüne Jugend hofft auf neue Rolle in der Opposition

Die Grüne Jugend hofft demnach nun auf eine neue Rolle. „Wir können aus der Opposition heraus gesellschaftliche Debatten prägen. Die Regierung vor uns hertreiben“, sagte der Ko-Vorsitzende Jakob Blasel der SZ. Der beste Beweis dafür sei der Erfolg der Klimabewegung 2019. Es gebe bei jungen Menschen den großen Wunsch nach „Disruption, nach grundsätzlicher Veränderung“, meinte er.

Bundestagswahl 2025: Von „Tünkram“ bis zum „Tor zur Hölle“ – denkwürdige Zitate aus dem Wahlkampf

Bundestag - Vertrauensfrage
„Fritze Merz erzählt gern Tünkram“ – SPD-Kanzler Scholz am 16. Dezember zu Vorwürfen von Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU), der Amtsinhaber sei bei Debatten auf EU-Ebene passiv und melde sich nicht zu Wort. „Tünkram“ ist Plattdeutsch und bedeutet dummes Zeug oder Unsinn. © Michael Kappeler/dpa
Olaf Scholz, Wahlparteitag SPD
„Manch einer hat uns schon abgeschrieben. Das kann unsere sozialdemokratische Partei mit über 160 Jahren Kampferfahrung aber überhaupt nicht beeindrucken.“ – SPD-Ko-Chefin Saskia Esken (rechts) beim Parteitag am 11. Januar in Berlin zu den schwachen Umfragewerten für die Sozialdemokraten und der Hoffnung auf eine Aufholjagd bis zur Wahl. © Imago
Nach Todesfahrt auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg-Rechte Proteste
„Wenn es dann Remigration heißen soll, dann heißt es eben Remigration.“ – AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel beim Parteitag am 11. Januar in Riesa zur Aufnahme des umstrittenen Begriffs in das Wahlprogramm, der im rechten Spektrum für die massenhafte Ausweisung von Menschen mit Migrationshintergrund steht. © dpa
AfD-Bundesparteitag in Riesa
„Wenn wir am Ruder sind, wir reißen alle Windkraftwerke nieder. Nieder mit diesen Windmühlen der Schande!“ – AfD-Kanzlerkandidatin Weidel beim Parteitag am 11. Januar in Riesa. © Sebastian Kahnert/dpa
Habeck liest aus seinem neuen Buch
„Ich war nicht gut in Rechtschreibung früher und hatte einen leichten Schlag in Richtung Legasthenie.“ – Der Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck räumt am 12. Januar ein, als Schüler eine Rechtschreibschwäche gehabt zu haben. Habeck thematisierte bei der „Wahlarena“ des „Mannheimer Morgen“ in Mannheim seine Schulzeit und persönliche Schwächen. © Kay Nietfeld/dpa
Wahlplakate in Wiesbaden - SPD
„Es gibt, glaube ich, keinen Kanzler in der Bundesrepublik, der sich so im Detail in Gesetze eingemischt hat, damit sie pragmatisch werden.“ – Olaf Scholz zieht am 13. Januar eine positive Bilanz seines Wirkens als Regierungschef. „Es sind unglaublich viele Entscheidungen getroffen worden, die ohne meine Intervention gar nicht zustande gekommen wären“, sagte er den NRW-Lokalradios. © Arne Dedert/dpa
Nach tödlichem Angriff in einem Park in Aschaffenburg
„Das Maß ist endgültig voll.“ – Unions-Kanzlerkandidat Merz am 23. Januar nach dem Messerangriff von Aschaffenburg auf eine Kindergartengruppe mit zwei Toten, den ein Geflüchteter aus Afghanistan begangen haben soll. © Daniel Vogl/dpa
Demo gegen Rechts - Berlin
„Ich gucke nicht rechts und nicht links. Ich gucke in diesen Fragen nur geradeaus.“ – Merz am 24. Januar bei der Ankündigung, für Anträge zur Verschärfung der Migrationspolitik im Bundestag auch eine Mehrheit mit AfD-Unterstützung zu tolerieren. Die Menschen sehen das kritisch und gehen auf die Straße. © Christophe Gateau/dpa
Demonstration zur Migrationspolitik - Berlin
„Die Brandmauer bröckelt.“ – Die AfD-Fraktion am 29. Januar im Online-Dienst X zur bisher geltenden Abgrenzung der CDU von der in Teilen als rechtsextremistisch eingestuften Partei, nachdem erstmals mit ihrer Hilfe ein Unionsantrag eine Mehrheit im Bundestag erhalten hat. © Sebastian Gollnow/dpa
209. Bundestagssitzung: Heidi Reichinnek, Linke
„Allen politischen Differenzen zum Trotz hätte ich mir niemals vorstellen können, dass eine christlich-demokratische Partei diesen Dammbruch vollzieht und mit Rechtsextremen paktiert.“ – Die Vorsitzende der Linken im Bundestag, Heidi Reichinnek, am 29. Januar im Bundestag in ihrer viral gegangenen Rede zum mit AfD-Stimmen verabschiedeten Unionsantrag. © Imago
Bundestag - Regierungserklärung
„Und deshalb, finde ich, kann ich ihm nicht mehr trauen.“ – Kanzler Olaf Scholz über das Verhalten von Friedrich Merz am 29. Januar 2025. Das sei „wahrscheinlich ein ganz bedeutender Tag in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ gewesen, sagte Scholz in der ARD-Sendung „Maischberger“. Die Union habe einen Konsens aufgekündigt, den es die ganze Nachkriegsgeschichte über unter den Demokraten in Deutschland gegeben habe.  © Kay Nietfeld/dpa
Demonstration fuer die Brandmauer und gegen die CDU
„Für falsch halte ich es, (…) sehenden Auges erstmalig bei einer Abstimmung im Deutschen Bundestag eine Mehrheit mit den Stimmen der AfD zu ermöglichen.“ – Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisiert am 30. Januar das Vorgehen von Merz. © Matthias Gränzdörfer/Imago
Wahlkampf Grüne - Berlin
„Tun Sie es nicht, Herr Merz.“ – Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck appelliert am 28. Januar eindringlich an Unionsfraktionschef Friedrich Merz, keine gemeinsame Sache mit der AfD zu machen.  © Christoph Soeder/dpa
Sitzung, Bundestag, Plenum
„Das Tor zur Hölle können wir noch gemeinsam schließen.“ – SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich am 31. Januar in der Bundestagsdebatte über eine angekündigte Zustimmung der AfD auch zu einem Migrationsgesetz der Union. Dieses scheiterte aber letztlich auch an fehlender Unterstützung aus der Union. © Bernd Elmenthaler/Imago
Bundestag
„Ich bin mit mir persönlich sehr im Reinen, dass wir es wenigstens versucht haben.“ – Merz am 31. Januar nach dem Scheitern seines Gesetzentwurfs zur Verschärfung der Migrationspolitik im Bundestag, obwohl auch dieser von den AfD-Abgeordneten geschlossen unterstützt wurde. © Kay Nietfeld/dpa
Nach tödlichem Angriff in Aschaffenburg - Trauerfeier
„Diese Woche hat die Union klargemacht, dass es ihr ernst ist. Und damit ist die Glaubwürdigkeit auch eines neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz enorm gestiegen.“ – CSU-Chef Markus Söder sieht am 2. Februar die Position der Union nach den umstrittenen Abstimmungen zur Migrationspolitik im Bundestag deutlich gestärkt.  © Daniel Vogl/dpa
Bundesparteitag der CDU - Friedrich Merz + Markus Söder
„Mit den Grünen ist kein Richtungswechsel und keine Koalition möglich.“ – CSU-Chef Markus Söder anlässlich des CDU-Parteitags am 3. Februar auf X. © Imago
Wahlkampf – ZDF-Livesendung "Schlagabtausch"
„Wie dumm kann man sein zu sagen, man macht Sanktionen, um Russland zu schaden. Am Ende schaden wir vor allem unserer Wirtschaft.“ – BSW-Chefin Sahra Wagenknecht am 6. Februar in einer ZDF-Wahlrunde zu ihrer Forderung nach einer Wiederaufnahme der Gaslieferungen aus Russland. © Christoph Soeder/dpa
Scholz und Merz im TV-Duell
„Wir können auf die FDP keine Rücksicht nehmen.“ – Merz am 7. Februar, nachdem er mögliche Wähler der in Umfragen weiterhin schwächelnden FDP aufgerufen hat, ihre Stimme der Union zu geben. © Kay Nietfeld/dpa
FDP Bundesparteitag
„33 oder 31 Prozent für die CDU machen keinen Unterschied, aber vier oder sechs Prozent für die FDP ändern maßgeblich das Gefüge in der Bundesrepublik.“ – FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner reagiert beim Sonderparteitag in Potsdam am 9. Februar auf die Aussage von Merz. © Michael Kappeler/dpa
Scholz und Merz im TV-Duell
„Was ist Bubatz?“ – Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz kann am 9. Februar mit dem Begriff „Bubatz“ nichts anfangen. Auf dem Live-Streaming-Portal Twitch antwortete Merz nach dem TV-Duell bei ARD und ZDF mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) auf die Frage, ob „Bubatz“ legal bleibe: „Bleibt was legal?“ Daraufhin entgegnete die Moderatorin: „Bubatz“. Merz’ Replik: „Was ist Bubatz?“ Die Moderatorin: „Gras.“ Merz sagte dann: „Also wenn Sie meinen, Cannabis, dann sage ich: Nein, wir wollen das wieder korrigieren.“ © Kay Nietfeld/dpa
Kundgebung "Brandmauer statt Brandstiftung"
„Friedrich Merz tritt an, Europa zu Grabe zu tragen“ – Kanzler Scholz am 11. Februar in der letzten Plenardebatte des Bundestags vor der Wahl mit Blick auf Merz’ Pläne, Geflüchtete an den Grenzen zu den EU-Nachbarn zurückzuweisen. © Fabian Sommer/dpa
TV-Runde im Bundestagswahlkampf
„Weil ich dieses animalische Grunzen der AfD-Fraktion voraussehen konnte, möchte ich einordnen, worüber wir reden, wenn wir Klimaschutz sagen.“ – Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck reagiert in einer Rede im Bundestag am 11. Februar auf Zwischenrufe der AfD, nachdem er den Klimaschutz als drängendste Aufgabe der Zukunft bezeichnet hat. © Kay Nietfeld/dpa
Bundestag
„Wir werden möglicherweise miteinander reden müssen.“ – Unions-Kanzlerkandidat Merz wendet sich in seiner Plenarrede am 11. Februar im Bundestag an die SPD – und nimmt dabei eine mögliche Koalitionsoption für die Zeit nach der Wahl in den Blick. © Kay Nietfeld/dpa
ZDF-Sendung "Klartext"
„Wenn sich die Menschen zurückziehen, dann ist es vorbei mit Deutschland. (…) Demokratie ist kein Zuschauersport, es geht nur, wenn Menschen sich bei den Wahlen engagieren.“ – Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck am 13. Februar in der ZDF-Sendung „Klartext“ auf den Kommentar eines Zuschauers hin, der erklärt hatte, er wisse nicht mehr, was er wählen solle. © Michael Kappeler/dpa

Update, 21.02 Uhr: Ricarda Lang von den Grünen äußerte sich im Spiegel-Spitzengespräch zuversichtlich über eine erneute Bildung der Großen Koalition aus Union und SPD. „Die Große Koalition wird es de facto geben“, erklärte Lang. Sie halte es für unwahrscheinlich, dass die Union eine Kooperation mit der AfD eingehen oder die SPD Neuwahlen herbeiführen würde.

Update, 20.25 Uhr: Die CSU-Politikerin Dorothea Bär hat gegenüber dem Sender Welt betont, dass die bayerische Unionspartei in einer möglichen Koalition mit der SPD „ein wichtiges Wort mitreden“ müsse. Dies beziehe sich vor allem auf Ausgaben anderer Bundesländer, „wenn Bayern jetzt zehn Milliarden immer für den Länderfinanzausgleich zahlt“, so Bär. CSU-Chef Markus Söder müsse dann mitreden können, wenn sich andere Bundesländer „Kürausgaben“ leisten würden und in Bayern „auch mal eine Pflichtleistung zu kurz kommt“.

Laschet ruft zur verbalen Abrüstung bei möglicher Koalition auf

Update, 18.35 Uhr: Der ehemalige CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat mit Blick auf eine mögliche Koalition aus Union und SPD gefordert, dass die Parteien „verbal abrüsten“. Er glaube, es sei aus „staatspolitischer Verantwortung“ wichtig, jetzt zusammenzukommen, sagte er gegenüber dem Sender RTL. Die demokratischen Parteien müssten zusammenarbeiten, auch, wenn die SPD nach ihrer Wahlschlappe bei der Bundestagswahl „am liebsten in die Opposition ginge“, so Laschet.

Update, 16.55 Uhr: Bei den Sondierungen zwischen der Union und der SPD könnte das Thema Schuldenbremse für Spannungen sorgen. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat nun einer Reform der Schuldenbremse noch vor dem Zusammentreten des neu gewählten Bundestags eine Absage erteilt. „Es ist in der naheliegenden Zukunft ausgeschlossen, dass wir die Schuldenbremse reformieren“, sagte er vor einer Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. „Das ist, wenn es überhaupt stattfindet, eine ziemlich umfangreiche, schwierige Arbeit, die da zu leisten ist.“

Zurückhaltend äußerte sich Merz ebenso zu Überlegungen, das Sondervermögen für die Bundeswehr aufzustocken, um die Ausrüstung der Truppe weiter verbessern zu können. „Wir sprechen miteinander, aber es ist viel zu früh, darüber jetzt schon etwas zu sagen. Ich sehe es im Augenblick als schwierig an, aber wie gesagt, es gibt Gespräche.“ Mehr könne er dazu im Augenblick nicht sagen.

Koalitionsverhandlungen nach Bundestagswahl: SPD-Chef Klingbeil will Parteimitglieder fragen

Update, 16.35 Uhr: Die SPD will nur dann eine Koalition mit der CDU/CSU eingehen, wenn die Parteimitglieder dem zuvor mehrheitlich zugestimmt haben. „Das letzte Wort haben die Mitglieder. Die Mitglieder werden am Ende die Entscheidung treffen“, sagte Parteichef Lars Klingbeil laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ am Dienstag in einer Sitzung der SPD-Bundestagsfraktion in Berlin. Klingbeil habe zudem parteiinterne Kritik an seinem Vorhaben eingeräumt, sich am Mittwoch zusätzlich zum Fraktionsvorsitzenden wählen zu lassen.

Die zuvor auch von anderen SPD-Politikerinnen und -Politikern in Aussicht gestellte Mitgliederbefragung könnte den straffen Zeitplan von CDU-Chef Friedrich Merz ins Wanken bringen, möglichst bis Ostern die Bildung der neuen Bundesregierung abzuschließen. Laut „SZ“ werden für die Befragung der etwa 360.000 Parteimitglieder SPD-intern etwa zwei Wochen veranschlagt.

Klingbeil machte vor der Fraktion demnach auch erneut deutlich, es gebe keinen Automatismus für ein Regierungsbündnis der Sozialdemokraten mit der Union. Es dürfe auf keinen Fall der Eindruck entstehen: „Die Sozis sehen sich schon in der nächsten Regierung“, sagte er laut dem Bericht.

Sondierungen nach Unionssieg bei Bundestagswahl: Merz nennt neue Details

Update, 16 Uhr: Unions-Wahlsieger Friedrich Merz (CDU) drückt bei den Vorgesprächen mit der SPD über eine mögliche Koalition aufs Tempo. „Die Gespräche haben begonnen“, sagte Merz am Dienstag in Berlin. „Ich gehe davon aus, dass wir das in den nächsten Tagen intensivieren.“ Es sei auf Unionsseite nun festgelegt worden, dass vor allem er selbst und CSU-Chef Markus Söder „die Verantwortung für diese Gespräche“ innehätten. Bei der SPD erwarte er eine Teilnahme der Parteivorsitzenden „und wenn Lars Klingbeil morgen zum neuen Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion gewählt wird, dann ist er natürlich ein geborenes Mitglied der Verhandlungskommission“.

Merz bekräftigte seine Absicht, bis Ostern eine neue Regierung zu bilden. Es gebe eine Reihe von Themen, die keinen Aufschub duldeten, betonte er. Dabei gehe es insbesondere um die Sicherheitspolitik angesichts einer sich schnell veränderten Weltlage, Migration und die schlechte Wirtschaftslage.

„Das alles erfordert eine handlungsfähige Regierung“, betonte Merz. Er gehe davon aus, dass die Union „in einer überschaubaren Zeit“ einen „guten Koalitionsvertrag“ mit den Sozialdemokraten verabreden könne.

Koalitionsverhandlungen nach Bundestagswahl: Söder fordert Effizienz bei Sondierungen

Update, 14.50 Uhr: CSU-Chef Markus Söder hat für mögliche Koalitionsverhandlungen mit der SPD ein Höchstmaß an Effizienz gefordert. Nötig sei ein „strukturierter Prozess, der zu effizienten Ergebnissen führt“, sagte Söder am Dienstag nach einer Sitzung der neuen CSU-Landesgruppe im Bundestag in Berlin vor Journalisten.

Er sei dagegen, während Koalitionsverhandlungen in endlosen Arbeitsgruppen und Kleingruppen alle Themen zu diskutieren. „Es müssen die relevanten Dinge ausdiskutiert werden“, sagte Söder. Es gehe darum, zu wesentlichen Punkten Einigung zu erreichen, nicht aber darum, alles detailliert durchzudiskutieren.

Update, 14.25 Uhr: Die Verhandlungen zwischen der Union und der SPD sollten nach dem Willen der CSU zeitnah beginnen. „Wir würden gerne auch zügig in den nächsten Tagen, wenn sich die SPD-Faktion dann morgen konstituiert hat, mit ersten Spitzengesprächen beginnen“, sagte Landesgruppenchef Alexander Dobrindt nach der konstituierenden Sitzung der CSU im Bundestag. Diese erste Runde solle dafür sorgen, „dass wir dann mit Sondierungen starten können“.

Dobrindt betonte, die Union sei sich „auch einig darüber, dass wir eine Regierung gerne bis Ostern dieses Jahres dann installiert sehen“. Diesen Zeitplan hatte auch CDU-Chef Friedrich Merz bereits betont. „Wir glauben, dass die Möglichkeit da ist, stellen uns zumindest auch so auf“, sagte Dobrindt. Es sei nun an der SPD, die Bereitschaft zu den Verhandlungen zu erklären, sagte Dobrindt. „Wir wissen, dass das nicht sehr schnell aus der Hüfte geht, sondern dazu braucht es natürlich eine Reihe von Gesprächen.“

Koalitionsverhandlungen nach Bundestagswahl: Merz trifft sich mit Scholz

Update, 12 Uhr: Union und SPD haben nach der Bundestagswahl erste Gespräche mit Blick auf eine Regierungsbildung aufgenommen. Wahlsieger und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz kam am Vormittag im Kanzleramt mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zusammen. Der Unionsfraktionsvorsitzende traf gegen 10.30 Uhr an der Regierungszentrale ein. Bei dem Gespräch dürfte es um die Gestaltung der Übergangsphase zwischen der Bundestagswahl am Sonntag und der Bildung einer neuen Regierung gehen. 

Der CDU-Vorsitzende hatte schon für den gestrigen Montag ein Gespräch mit SPD-Chef Lars Klingbeil angekündigt. Am Morgen waren die Spitzen von CDU und CSU zu Beratungen über das weitere Vorgehen zusammengekommen. In der CDU-Zentrale stimmte sich Merz mit CSU-Chef Markus Söder, den Generalsekretären Carsten Linnemann (CDU) und Martin Huber (CSU) sowie CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt und dem Parlamentarischen Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU), ab.

Schuldenbremse als zentrales Thema bei Sondierungen: Meinung unter Deutschen geteilt

Update, 11.10 Uhr: Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass etwa die Schuldenbremse ein zentrales Thema bei den Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD sein wird. Eine neue Umfrage zeigt dabei, wie die deutsche Bevölkerung dazu steht. Knapp die Hälfte der Deutschen hat sich in einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage für eine Lockerung der Schuldenbremse ausgesprochen.

49 Prozent der Befragten einer Insa-Erhebung für das Portal t-online befürworten eine Aufweichung unter der kommenden Bundesregierung, 28 Prozent sprechen sich dagegen aus. Besonders hoch ist die Zustimmung zur Lockerung unter Wählern der Grünen (65 Prozent), der SPD (64 Prozent) und der Linken (60 Prozent). Etwas weniger stark, aber mit 56 Prozent dennoch mehrheitlich fällt die Unterstützung für eine Aufweichung bei der Anhängerschaft der Union aus. Unter den BSW-Anhängern liegt die Unterstützung bei 48 Prozent.

Bei Unterstützern der AfD ist hingegen knapp die Hälfte (49 Prozent) gegen eine Lockerung. Noch höher ist die Ablehnung nur bei Anhängern der FDP - hier sprechen sich 59 Prozent gegen eine Lockerung der Schuldenbremse aus.

Insa befragte am 24. Februar insgesamt 1000 Wahlberechtigte, die Fehlertoleranz wurde mit 3,1 Prozentpunkten angegeben.

Sondierungen nach Bundestagswahl: Union und SPD treffen sich für Koalitionsverhandlungen

Update, 10.45 Uhr: Wenn Union und SPD nach der Bundestagswahl vom Sonntag künftig gemeinsam regieren würden, wäre es die fünfte sogenannte große Koalition in einer Bundesregierung. So groß wie früher wäre diese große Koalition allerdings nicht mehr. Mit nur noch 45 Prozent würde eine Regierung aus CDU, CSU und SPD dieses Mal so geringe Zweitstimmenanteile repräsentieren wie in keinem der bisherigen vier Fällen. Eines aber bliebe gleich: Wieder wäre die Union die stärkere Kraft. In der politischen Geschichte Deutschlands war die schwarz-rote Koalition dabei immer wieder eine Notlösung.

So schon bei ihrer ersten Auflage 1966 bis 1969: Ein Jahr nach der Bundestagswahl 1965 zerbricht die schwarz-gelbe Koalition von CDU-Kanzler Ludwig Erhard. Der Ministerpräsident Baden-Württembergs Kurt-Georg Kiesinger (CDU) übernimmt das Kanzleramt und bringt erstmals in der Bundesrepublik die SPD von Willy Brandt in Regierungsverantwortung. Brandt wird Vizekanzler. Die Koalition hat eine Mehrheit von 468 der 518 Bundestagsmandate.

Koalitionsgespräche über schwarz-rote Regierung: CDU/CSU und SPD verhandeln

Die anderen drei großen Koalitionen im Bund gibt es dann erst wieder unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) - die erste davon zwischen 2005 und 2009. Nach dem knappen Wahlsieg über SPD-Kanzler Gerhard Schröder fehlen Merkel abseits der Sozialdemokraten die Mehrheiten für eine Zweierkoalition. Folge ist das nächste schwarz-rote Bündnis.

Dieses kommt danach - nach einer schwarz-gelben Unterbrechung von 2009 bis 2013 - zweimal zur Wiederauflage. 2013 verfehlt die Union die absolute Mehrheit knapp, Sondierungsgespräche mit den Grünen scheitern, und wieder springt die SPD ein. Vier Jahre später kommt der nächste Anlauf von Union und Grünen - diesmal mit der FDP. Die lässt die Jamaika-Sondierungen platzen, wieder kommt die SPD zum Zug und lässt ihre Mitglieder über einen ausgehandelten Koalitionsvertrag entscheiden.

Erstmeldung vom 25. Februar: Berlin – Die Bundestagswahl ist erledigt: Nun stehen schon die ersten Gespräche für die Gründung einer neuen Bundesregierung im Raum. Die Union, die die Wahl mit Friedrich Merz als Spitzenkandidat gewonnen hat, will die SPD – die auf ein historisches Tief stürzte – als Koalitionspartner gewinnen. Merz und SPD-Chef Lars Klingbeil kommen zu ersten Treffen in Richtung einer schwarz-roten Koalition zusammen. Schon jetzt werden von beiden Seiten Ansprüche laut.

In den anstehenden Koalitionsgesprächen muss Merz trotz seines klaren Wahlsiegs aus Sicht der SPD deutliche Zugeständnisse machen. Die Sozialdemokraten hätten sich zwar nie weggeduckt, Verantwortung für das Land zu übernehmen, sagte Klingbeil im ZDF-„heute journal“. „Aber die Erwartung ist schon, dass Merz seinen Kurs und auch seinen Ton deutlich ändert.“ Die arbeitende Mitte brauche bessere Löhne und mehr Geld im Portemonnaie. Zudem müssten die Renten stabilisiert und milliardenschwere Investitionen angeschoben werden.

Klingbeil betonte erneut, es sei noch überhaupt nicht ausgemacht, ob es eine Regierung mit den Sozialdemokraten unter einem Kanzler Merz geben werde. „Der Ball liegt bei Friedrich Merz. Der hat jetzt die Verantwortung, Gespräche zu führen“, sagte er in der ARD.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) forderte in der Bild-Zeitung ganz konkret, dass CDU und CSU einer Ausnahme von der Schuldenbremse zustimmen. Das sei für die „auskömmliche Ausstattung“ der Bundeswehr praktisch unumgänglich. „Der Haushalt meines Ministeriums wird sich durch notwendige Investitionen in den kommenden Jahren auf über 100 Milliarden Euro verdoppeln müssen. Wir reden über mehr als drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das lässt sich nicht zulasten anderer Bereiche absparen.“

Pistorius mit Forderung zur Schuldenbremse: CDU-Politiker Frei bremst ihn vor Sondierungen

Doch der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, Thorsten Frei, trat in der Debatte über ein Lockern der Schuldenbremse noch mit der Mehrheit des alten Bundestages auf die Bremse. Die Schuldenbremse im Grundgesetz sei richtig und gut, sagte der CDU-Politiker in einem „ZDF Spezial“. „Man darf jetzt nicht den Fehler machen, alle Schleusen zu öffnen für alle Herausforderungen, die da möglicherweise kommen.“

Der CSU-Vorsitzende Markus Söder rechnet jedenfalls trotz inhaltlicher Differenzen mit der SPD mit einem Ja der Sozialdemokraten zu einer Koalition. In einem ARD-„Brennpunkt“ sagte er, „dass die SPD immer eine Partei war, die war staatstragend, voller Verantwortung“. Söder weiter: „Trotzdem wird es einiges zu diskutieren geben und da wird auch mancher dicke Brocken zu diskutieren sein.“

Söder machte seinerseits eine Koalition mit der SPD auch davon abhängig, dass die Wahlrechtsreform der Ampel wieder gekippt wird. „Das war ein unfaires Verfahren“, sagte er. „Das war so ein letzter Racheakt der Ampel am Süden. Das werden wir wieder ändern.“ Auch Merz hatte darauf hingewiesen, dass bundesweit 23 Direktkandidaten, die bei der Bundestagswahl ihren Wahlkreis gewonnen haben, trotzdem nicht in den Bundestag einziehen. 18 von ihnen kämen von CDU oder CSU.

Vor Sondierungen für Koalition: CSU-Politiker Dobrindt sieht SPD bei Migration in Pflicht

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte in den ARD-„Tagesthemen“, die SPD müsse die Bereitschaft mitbringen, die Migrationspolitik neu aufzustellen – das sei eine „Grundbedingung“. Gleichzeitig betonte Dobrindt: „Wir haben jetzt die Aufgabe, eine Koalition zu bilden. Dazu braucht man dann auch Kompromisse.“ Man müsse nun nach der Bundestagswahl die Gemeinsamkeiten in den Vordergrund stellen, nicht das Trennende. (bb/dpa)

Rubriklistenbild: © Sebastian Willnow/dpa