Krieg im Nahen Osten
Israels Plan für den Gazastreifen nach Hamas – Politiker wirbt für „neue Realität“
VonMarcus Giebelschließen
Der Krieg ist zurück in Israel. Diesmal soll der Gegenschlag das Ende von Hamas bedeuten. Und den Beginn einer „neuen Ära“.
Jerusalem – Der Terrorangriff auf Israel wird eine militärische Antwort nach sich ziehen. Es stellt sich nur die Frage, wie genau diese aussehen wird und welche Ziele sie verfolgt. Im Vordergrund wird dabei offenbar stehen, den ausgebrochenen Krieg in Israel möglichst schnell zu beenden – und dafür zu sorgen, dass der Krieg nicht mehr zurückkehrt.
Krieg in Israel: Gegenschlag wird vorbereitet - keine permanente Präsenz im Gazastreifen geplant
Dem US-Portal Newsweek zufolge erklärte Danny Danon, einst Ständiger Vertreter Israels in der UN, sein Land bereite sich darauf vor, „viel Gewalt anzuwenden, um die Abschreckung wiederherzustellen und sicherzustellen, dass die Hamas nicht in der Lage ist, dies erneut zu tun“. Eine Bodenoffensive im Gazastreifen erscheint ebenso wahrscheinlich wie weitere Bombardements von Stellungen der radikalislamischen Palästinenserorganisation, die hinter dem koordinierten Terrorangriff mit mehr als 1200 Toten und vielen weiteren Verschleppten steckt.
Laut Danon plant Israel jedoch keine permanente militärische Präsenz in dem abgeriegelten Küstenstreifen, der knapp zwei Millionen Menschen beherbergt: „Unser Ziel ist nicht, Gaza zu regieren. Unser Ziel ist, Hamas zu bekämpfen, damit danach ein neues Regime übernimmt und sich um das tägliche Leben der Palästinenser in Gaza kümmert.“ Es gebe keine Alternative dazu, Hamas zu jagen und deren Infrastruktur zu zerstören.
Er habe die Hoffnung, dass eine weniger extreme Führung auf Hamas folge, die seit 2006 über den Gazastreifen herrscht: „Heute ist es unter Hamas niemandem mehr erlaubt, seine Stimme zu erheben.“ Zudem sei er sicher, dass es in einer Bevölkerung mit zwei Millionen Menschen auch Personen gebe, die sich um das Wohlergehen der Palästinenser kümmern, statt sich mit dem Graben von Tunneln und dem Fördern des Terrors gegen Israel zu beschäftigen.
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Krieg in Israel: Danon setzt auf „eine neue Ära, eine neue Realität“
Doch bis dahin wird sehr wahrscheinlich noch viel Blut vergossen werden. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Bevölkerung bereits darauf eingestellt, dass der aktuelle Hamas-Konflikt „lang und schwierig“ werde. Danon, wie der Regierungschef in der Likud-Partei zu Hause, nennt es „eine neue Ära, eine neue Realität“. Es gehe darum, einen neuen Ansatz zu finden, „wie wir uns selbst beschützen und mit unseren Feinden umgehen werden“.
Er ist sicher, dass die Israelis den Einmarsch der Bodentruppen in Gazastreifen „absolut“ unterstützen werden: „Für diesen Support habe ich jahrelang geworben.“ Bislang sei die Entscheidung über die zukünftige Ausrichtung immer wieder verschoben worden.
„Jetzt sind wir nicht in einer Position, in der wir ein paar Luftschläge durchführen und einem weiteren Zyklus mit Hamas entgegensehen“, betont der 52-Jährige: „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel, um unsere Stärke zu nutzen und den Frieden in der Region wiederherzustellen.“
Krieg in Israel: „Wir können nicht herumsitzen und auf den nächsten Angriff warten“
Wie lange das dauern wird, könne er nicht sagen: „Wir wissen, dass es eine Herausforderung sein wird, dass es nicht einfach sein wird.“ Wichtig sei die Rückendeckung der internationalen Gemeinschaft, damit Israel vorankomme und effektiv sei: „Wir können nicht untätig herumsitzen und auf den nächsten Angriff warten.“
Dabei werde aber darauf geachtet, die Zivilbevölkerung im Gazastreifen möglichst zu verschonen: „Ich kann mir vorstellen, dass Hamas wie in der Vergangenheit versuchen wird, die Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Deshalb raten wir ihnen, zu verschwinden.“ Was aber eben einfacher gesagt ist als getan, wenn die Grenzen geschlossen bleiben.
Letztlich aber malt sich Danon auch für die Menschen in Gaza eine bessere Zukunft aus. „Die Idee, Hamas auszulöschen, geht damit einher, den Palästinensern in Gaza eine Zukunft zu schaffen“, stellt der einstige Wissenschaftsminister klar: „Sie leben unter der Besatzung der Hamas und leiden unter dem Regime. Eine neue Realität kann der Region und den Palästinensern Ruhe bescheren.“ (mg)
