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Bodenoffensive im Gazastreifen: Wie gefährlich der Einsatz im Krieg in Israel werden könnte
VonAndreas Apetz
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Israel bereitet sich auf die „nächste Stufe des Krieges“ vor. Was kommt auf das Militär bei einem bevorstehenden Krieg im Gazastreifen zu?
Gaza – Der Krieg in Israel droht zu eskalieren. Im Nahen Osten nehmen die Spannungen zwischen Jerusalem und der Terrorgruppe Hamas immer weiter zu. Um den Angriffen entgegenzuwirken, plant Israel seit mehreren Tagen eine Gegenoffensive im Gazastreifen. Obwohl die israelische Armee militärisch hervorragend ausgerüstet ist und der Hamas in dieser Hinsicht deutlich überlegen scheint, wäre die Operation in einem derart dicht besiedelten Gebiet wie dem Gazastreifen mit großen Schwierigkeiten verbunden. Israel muss mit unerbittlichem Widerstand rechnen.
Angespannte Lage in Israel nach Raketeneinschlag in Gaza-Krankenhaus
Im Konflikt zwischen Israel und der islamistischen Hamas sowie ihren Verbündeten wächst die Sorge um eine weitere Eskalation der Lage, nachdem am Dienstagabend (17. Oktober) eine mutmaßliche Rakete neben einem Krankenhaus in der Stadt Gaza eingeschlagen war. Mehrere Hundert Zivilisten war bei dem Vorfall getötet worden. Bisher ist unklar, wie es zu der Tragödie kam. Die Hamas hatte kurz nach der Vorfall erklärt, ein israelischer Luftangriff habe den Komplex getroffen, dafür aber keine Belege geliefert. Israel wies dies zurück und erklärte, eine fehlgeleitete Rakete der Extremistengruppe Islamischer Dschihad sei auf dem Klinikgelände eingeschlagen.
Wie hat der Krieg im Nahen Osten angefangen?
Die Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet und dabei etwa 1.400 Menschen in Israel getötet und rund 200 weitere in den Gazastreifen verschleppt, darunter auch mehrere Deutsche. Die Terrorgruppe konnte an einigen Grenzabsperrungen die technologischen Überwachungsmaßnahmen überwinden und so in das Land eindringen.
Israel riegelte daraufhin das Palästinensergebiet ab und stoppte die Lieferung von Treibstoff, Lebensmitteln und Wasser. Die Abriegelung des Gazastreifens will Israel so lange aufrechterhalten, bis alle von der Hamas verschleppten israelischen Geiseln freigelassen werden.
Bodenoffensive gegen die Hamas im Gazastreifen: Militär bereitet „nächste Stufe des Krieges“ vor
In Vorbereitung einer möglichen Bodenoffensive gegen die Hamas hatte das Militär die Bevölkerung im nördlichen Gazastreifen wiederholt aufgefordert, das Gebiet Richtung Süden zu verlassen. Nach UN-Angaben sind bisher rund eine Million Menschen in den Süden geflohen, die israelische Armee spricht von rund 600.000 Menschen.
Krieg in Israel: Hamas wird offenes Feuer vermeiden
Sollte es zur Bodenoffensive kommen, wird diese durch das dicht besiedelte Gebiet, die weitläufigen Tunnelsysteme der Hamas und die mehr als 200 Geiseln zum Drahtseilakt für Israel. Laut einem Bericht der New York Times sei die Hamas dazu bereit, ihre unterirdischen Tunnel zu sprengen, um das Vorrücken der israelischen Truppen zu behindern.
Allgemein sei davon auszugehen, dass die Hamas das offene Feuer vermeiden werde. Steven Höfner, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ramallah, sagt bei der FAZ, dass die Terrorgruppe vor allem mit Sprengfallen arbeiten werde – eine Taktik, die bereits im Westjordanland in den vergangenen Monaten ihre Anwendung gefunden hätte.
Bodenoffensive im Israel-Krieg: Hamas verfügt über ein großes Raketen-Arsenal
Neben explosiven Fallen verfüge die Hamas auch über ein ordentliches Arsenal an Raketenwaffen. Mehrere tausend seien bereits seit dem 7. Oktober auf Israel abgefeuert worden. Bis 2021 habe die Terrororganisation in diesem Bereich massiv aufgerüstet.
Raketen mit einer Reichweite zwischen 15 bis maximal 30 Kilometern machen den Großteil des Hamas-Arsenals aus, so Höfner. Daneben sei auch eine große Auswahl an Langstreckenraketen vorhanden.
Israels Bodenoffensive im Gazastreifen gegen die Hamas wird mit hohen Verlusten verbunden sein
Personell ist Israel den Hamas eindeutig überlegen: Den rund 30.000 Kämpfern der Terrororganisation stehen 170.000 aktive Soldaten sowie 460.000 potenzielle Reservisten gegenüber. Die Soldaten sind mit moderner Ausrüstung ausgestattet, welche entweder in Israel selbst oder in den USA produziert wird. Trotzdem ist man sich in Expertenkreisen einig darüber, dass ein Einmarsch in den Gazastreifen mit enormen Verlusten verbunden sein wird.
Vor dem Gaza-Krieg: Die Geschichte des Israel-Palästina-Konflikts in Bildern
Die israelischen Verteidigungsstreitkräfte werden im Gazastreifen „viele böse Überraschungen ähnlich jenen im Vietnamkrieg, als sich Vietcong und US-Soldaten gegenüberstanden“, erwarten, so der israelische Nachrichtenoffizier Guy Katz bei der Bild-Zeitung. Problematisch sei auch die dichte Besiedlung des Gazastreifens. Wohnblocks, Hochhäuser, mehrstöckige Wohnungen: „Sie wissen, dass sie wahrscheinlich jedes Gebäude, jede Etage, jeden Raum, jeden Keller räumen müssen“, beschreibt US-Kommandeur David Petraeus die bevorstehende Situation im Interview beim britischen Magazin The Times.
Krieg im Gazastreifen wird zum engen Häuserkampf zwischen Israel und der Hamas
Noch klarer wird dieser Vorteil, sollte sich die Offensive auch in die Tunnelsysteme der Hamas ausdehnen. „Der [Tunnelkampf] ist nicht nur gefährlich, denn es ist eng und es kommt immer nur einer rein, sondern er dauert auch sehr lange“, erklärt Kommandeur Katz. Die engen Kriegsbedingungen erschweren zudem die Aufgabe, die nach Gaza verschleppten Geiseln unversehrt zu befreien. (aa/afp/dpa)