Angst um Steuervergünstigungen

„Hau ab!“: Bauern-Wut schlägt Habeck in Nürnberg entgegen

  • Laura May
    VonLaura May
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Bundeswirtschaftsminister Habeck wird von wütenden Bauern begleitet. Die Stimmung ist aufgeheizt – Grünen-Kollege Trittin sieht auch Söder in der Verantwortung.

Floh-Seligenthal/Nürnberg – Bauernproteste haben Besuche von Robert Habeck (Grüne) am Donnerstag (15. Februar) begleitet. Sowohl bei vor einer Nougatfabrik in Thüringen, als auch vor einem Bürgerdialog in Nürnberg wurde der Bundeswirtschaftsminister von unzufriedenen Bauern empfangen.

In Thüringen versperrten Demonstranten mit Treckern einen Zugangsweg zu einem Werk des Nougatherstellers Viba in der Ortschaft Floh-Seligenthal. Habeck war laut dpa zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits im Werk. Schätzungsweise 50 Demonstranten hielten Schilder hoch, auf denen Parolen wie „Ampel ruiniert Landwirtschaft“ zu lesen waren. Vereinzelt riefen Teilnehmende „Lügenpresse“.

Stefan Traeger (l.), Vorstandsvorsitzender der Jenoptik AG, und Robert Habeck (Grüne) zu Besuch in Thüringen.

Habeck wird mit „Hau ab!“-Sprechchören von Bauern empfangen

Auch bei einem Bürgerdialog in Nürnberg hatten sich am Donnerstag laut Polizei rund 350 Menschen versammelt, um Habeck mit einem lauten Pfeifkonzert und „Hau ab!“-Sprechchören zu empfangen. Sie kritisierten die Sparpläne der Bundesregierung. auf ihren Plakaten standen Botschaften wie „Schluss mit Reden. Jetzt Wirtschaft stärken“ und „Wir brauchen Taten, keine Sprüche“.

Aufgerufen zu dem Protest hatte der Bayerische Bauernverband. „Die Entscheidung des Bundestags, nichts bei den Streichungsplänen der Bundesregierung bei der Agrardieselrückvergütung zu korrigieren, ist für unsere Landwirte ein Schlag in die Magengrube“, sagte Verbandschef Günther Feißner. Er fordert etwa Steuern und Abgaben zu senken und Bürokratie und Regulierungen abzubauen. Zur Frage, wie Klimaschutz dennoch gelingen soll, äußerte er sich nicht.

Bauernpräsident wütet gegen Ampel, Söder fordert Entschuldigung – Imposante Bilder von Demo in Nürnberg

Bauernprotest und Sternfahrt in Nürnberg am 12.01.2024 Selbst nach Beginn der Kundgebung des Bauernverbandes standen zah
Der Freitag, 12. Januar, begann mit einer Sternfahrt in Nürnberg. Tausende Traktoren waren auf dem Weg zur Kundgebung am Volksfestplatz. © IMAGO / Ardan Fuessmann
Bauernprotest und Sternfahrt in Nürnberg am 12.01.2024 Bayerischer Innenminister auf die Bühne bei der Bauerndemonstrati
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (l.) war ebenso vor Ort wie der bayerische Bauernpräsident Günther Felßner. © IMAGO / Ardan Fuessmann
Bauernprotest und Sternfahrt in Nürnberg am 12.01.2024 Bayerischer Ministerpräsident Markus Söder und Bayerischer Bauern
Markus Söder war ebenfalls in seiner Heimatstadt dabei. Bayerns Ministerpräsident war als Redner auf der Kundgebung angekündigt. © IMAGO / Ardan Fuessmann
Bauern-Sternfahrt am 12.01.24 in Nürnberg Der Start der Kundgebung mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder
Der Volksfestplatz wurde immer voller. Um 11.20 Uhr begannen die Reden auf der Bühne. © IMAGO / Ardan Fuessmann
Bauernprotest und Sternfahrt in Nürnberg am 12.01.2024 Blick über den Volksfestplatz während der Demonstration des Bayer
Bauernpräsident Felßner kündigte - unter lautem Jubel der Anwesenden - einen „heißen Januar“ an, sollte die Regierung nicht auf die Forderungen der Landwirte eingehen. Die Proteste der Landwirte richtet sich gegen geplante Subventionskürzungen der Bundesregierung. Innerhalb von drei Jahren soll die Steuerbegünstigung für Agrardiesel abgeschafft werden. Dass die Ampelkoalition einen Teil ihrer Kürzungspläne zurückgenommen hat, reicht den Landwirten nicht aus. © IMAGO / Ardan Fuessmann
Bauernprotest - Nürnberg
Auch CSU-Chef Söder sprach vor der großen Menschenmenge in Nürnberg. „Diese Maßnahmen in Berlin müssen weg“. Die Vorschläge seien unfair, falsch und benachteiligten die Bauern einseitig. Zugleich forderte Söder: „Es reicht auch nicht, nur diese Maßnahmen wegzunehmen, es braucht eigentlich auch eine Entschuldigung von der Bundesregierung.“ © Foto: Daniel Karmann/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bauernprotest - Nürnberg
Zahlreiche Traktoren stehen bei einer Kundgebung des Bauernverbandes gegen die Sparpläne der Bundesregierung auf dem Volksfestplatz (Luftaufnahme mit einer Drohne). Die Kundgebung ist Teil bundesweiter Protestaktionen und richtet sich gegen gekürzte Vergünstigungen des Bundes für Agrardiesel und landwirtschaftliche Fahrzeuge. © Daniel Karm ann/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Trittin sieht auch Söder in der Verantwortung für vergiftete Stimmung

Habeck selbst äußerte sich resigniert zu den Vorwürfen. Es sei aktuell der normale Zustand, dass Bundesminister mit Protest empfangen werden. Demonstrieren für die eigenen Rechte gehöre zur Demokratie und sei wichtig. Momentan beobachte er allerdings keine gute Entwicklung, sondern dass wenig Gesprächsbereitschaft bestehe. Er sehe die Unzufriedenheit, aber Protest müsse irgendwo hinführen. „Wenn aber Lesungen, Diskussionsforen oder politische Veranstaltungen nicht mehr durchgeführt werden können und das der Sinn des Protestes ist, dann verhindert er ja das Gespräch“, sagte der Minister.

Die Demonstrationen am Donnerstag reihen sich in die Bauernproteste der letzten Wochen ein. Auslöser sind die Pläne der Bunderegierung Steurerleicherungenb beim Agrardiesel zu streichen. Bereits am Vortag (14. Februar) mussten die Grünen wegen heftiger Proteste ihren politischen Aschermittwoch in Biberach, Baden-Württhemberg, absagen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) kritisierte die Randalierer: Wer die „Spielregeln“ der Demokratie, also „sachlichen Streit der Argumente“ sowie „fairen und konstruktiven Dialog“ missachte, verlasse „den legitimen Raum demokratischen Protests“. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Jürgen Trittin machte auch Markus Söder (CSU) für das Eskalieren der Proteste verantwortlich. Seine polemischen Reden gegen die Grünen würden den politischen Diskurs vergiften. (Laura May)

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