Rasenmäher-Eltern
Kinder verlieren durch Rasenmäher-Eltern wichtige Lebenserfahrungen – das hat Auswirkungen
VonJoy Gantevoortschließen
Rasenmäher-Eltern wollen ihre Kinder zu beschützen. Doch dieser Erziehungsstil hat langfristig negative Konsequenzen für die Kinder. Sie verpassen wichtige Lebenserfahrungen.
Krisen, Krieg, Klimawandel: Angesichts dieser Probleme, ist es aktuell nicht leicht, positiv auf die Welt zu blicken. Umso verständlicher ist der Wunsch, seine Liebsten zu schützen. Eltern packen ihre Kinder daher gerne in Watte und möchten ihnen den besten und sichersten Start ins Leben bieten. Doch zu große Fürsorge hat häufig negative Konsequenzen.
Was die Erziehung von Rasenmäher-Eltern problematisch macht
Als Rasenmäher-Eltern (engl. „Lawnmower Parents“) werden Eltern bezeichnet, die versuchen, alle Hindernisse aus dem Weg ihrer Kinder zu räumen. Sie möchten sie vor negativen Erfahrungen oder Misserfolgen schützen. Langfristig können diese Erziehungsmuster jedoch zu größeren Problemen führen: Kinder verpassen durch das Eingreifen ihrer Rasenmäher-Eltern wichtige emotionale Entwicklungen, die in der Schule und später im Berufsleben sowie im Privatleben zu Problemen führen können.
Frust und Stress aushalten können
Ein zentrales Problem ist, dass Kinder von Rasenmäher-Eltern selten lernen, mit Misserfolgen oder Herausforderungen umzugehen. Sie bekommen oft nicht die Gelegenheit, ihre Frustrationstoleranz zu entwickeln. Eine Fähigkeit, die essenziell für die spätere Bewältigung von schwierigen Situationen im Leben ist. Ohne diese Erfahrungen fehlt Kindern das notwendige Selbstvertrauen und die Resilienz, in Krisensituationen einen klaren Kopf zu bewahren. Und globale Krisen werden Kinder auch in Zukunft begleiten. Eine UNICEF-Studie hat gerade erst aufgezeigt, wie die Kindheit im Jahr 2050 aussehen wird und welche Probleme dann die Lebenswirklichkeit bestimmen werden.
Emotionen selbst regulieren
Kinder, die ständig von ihren Eltern „gepäppelt“ werden, erleben die Welt oft als einen Ort, der sie ständig überfordert. Sie haben nie die Möglichkeit, durch eigene Anstrengung Fähigkeiten zu entwickeln und aus Fehlern zu lernen. In einer Studie der Stanford Universität wurde gezeigt, dass Kinder von überfürsorglichen Eltern Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen zu regulieren und oft in sozialen Situationen unsicher sind. Dies kann sie nicht nur in der Schule oder später im Berufsleben behindern, sondern auch ihre Fähigkeit zur Eigenverantwortung stark einschränken.
Diese Verhaltensweisen übernehmen Kinder von ihren Eltern für das ganze Leben.
Verantwortung für sein Handeln tragen
Ein weiteres Problem ist, dass Rasenmäher-Eltern häufig eine unrealistische Vorstellung davon haben, wie sehr sie ihr Kind vor der Welt schützen müssen. Statt das Kind zu ermutigen, eigene Entscheidungen zu treffen, greifen sie ständig ein und „machen alles richtig“. Das nimmt dem Kind die Möglichkeit, eigene Lösungen zu finden und daran zu wachsen. Das führt dazu, dass sie später Schwierigkeiten haben können, selbstständig Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen.
Zwischenmenschliche Konflikte aushalten
Eng damit verknüpft ist auch die Fähigkeit, zwischenmenschliche Konflikte auszuhalten und zu lösen. Versuchen Eltern, Streitigkeiten mit anderen Kindern im Keim zu ersticken, nehmen sie ihren Kindern die Chance, wichtige soziale Fähigkeiten wie Verhandeln, Kompromissbereitschaft und Empathie zu erlernen. Doch gerade diese Fähigkeiten sind sowohl für ein erfolgreiches Berufsleben als auch für ein harmonisches Privatleben ganz essenziell.
Eine große und wichtige Herausforderung für Eltern ist es daher, zu lernen, loszulassen. Es ist wichtig, dass Kinder die Freiheit haben, selbst zu scheitern und zu lernen, dass Fehler eine wertvolle Quelle von Erfahrung darstellen. Nur so können sie zu selbstbewussten und resilienten Erwachsenen heranwachsen.
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