Beraterin gibt Tipps

Fragen von Chef bei Bewerbung empören: „Dass es so etwas gibt“

  • Pia Seitler
    VonPia Seitler
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Eine Recruiting-Beraterin stößt immer wieder auf schlechte Fragen, die Arbeitgeber im Bewerbungsgespräch stellen. Welche Gefahr dabei besteht und wie Bewerber reagieren können.

696.006 offene Stellen gab es laut Bundesagentur für Arbeit in Deutschland im September. Auf sie bewerben sich Studierende nach dem Abschluss, Menschen ohne Job, oder auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Sie schreiben Bewerbungen, bringen ihr LinkedIn-Profil auf den neusten Stand und hoffe auf eine Einladung zum Bewerbungsgespräch.

Dort gilt es dann herauszufinden: Passt der Job zu mir? Arbeitgeber wollen wissen, ob Bewerberinnen und Bewerber die Anforderungen an den Job erfüllen. Wie viel Erfahrung haben sie? Welche Fähigkeiten zeichnen sie aus und wie würden sie ihr Spiegelei braten. Äh, was?

Doch, Sie haben richtig gelesen: Die Spiegelei-Frage stellte ein Arbeitgeber in einem Bewerbungsgespräch, berichtet Sarah Böning in einem Video, das sie auf LinkedIn postete. Böning ist selbstständige Beraterin und Trainerin im Bereich Recruiting. Sie hört immer wieder von solchen Fragen, die vielleicht witzig klingen, aber Bewerberinnen und Bewerber verunsichern.

Manche Fragen im Bewerbungsgespräch können Bewerber verunsichern. Das muss nicht sein.

Beraterin erklärt, warum sie diese Fragen im Bewerbungsgespräch „unprofessionell“ findet

Was wären Sie für ein Haushaltsgerät? Welches Tier wären Sie? „Katastrophe“, findet Böning solche Fragen im Bewerbungsgespräch. Man könne darüber lachen und die Fragen als lustig und unterhaltsam abtun, „aber eigentlich ist es bitter und traurig“, sagt die Beraterin. Sie „schockiert es, dass es so etwas noch gibt“.

„Solche Fragen stellen Unternehmen aus allen Branchen und Bewertungen bei Plattformen wie Kununu oder Glassdoor zeigen, dass sie immer noch viel zu oft vorkommen“, sagt Böning BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Das Problem dabei: Es ist unklar, was die Arbeitgeber mit der Antwort anfangen können. Es bestehe die Gefahr von kompletter Subjektivität. „Das widerspricht einer guten und validen Personalauswahl, es wäre unprofessionell“, kritisiert Böning.

Zwei Tipps für Antworten auf Fragen im Bewerbungsgespräch

Arbeitgebern legt sie nahe, Fragen zu stellen, die einen Bezug zur späteren Anforderung eines Berufs haben. Wenn eine Frage kein Bezug zum Job habe, gehöre sie nicht in den Hauptteil des Gesprächs, wo über die Kompetenzen und Anforderungen gesprochen werde. „Aus solchen Fragen eine Eignung abzuleiten, wäre nicht in Ordnung“, sagt Böning BuzzFeed News Deutschland. Wenn der Job Kreativität benötige, sollten sich Firmen genau überlegen, welche Art von Kreativität. Und diese dann mit anderen Fragen abklopfen.

Böning vermutet, dass die meisten solcher Fragen per Zufall entstanden und das Gespräch auflockern sollen. „Ich mag es nicht, wenn Firmen intransparent sind und Bewerber nicht wissen, warum kam denn diese Frage jetzt? Das führt dann spätestens bei Absagen zum Problem. Denn: Wie soll ich nach solchen Fragen die Absage sauber begründen?“, kritisiert die Beraterin.

Für Bewerberinnen und Bewerber, die solche Fragen gestellt bekommen, hat Böning zwei Tipps. Wer reaktionsschnell ist, könne antworten: „Interessante Frage. Was wollen Sie denn mit der Frage bezwecken?“ Auf keinen Fall sofort wild mitmachen, empfiehlt Böning. Wer in dem Moment eher überfordert sei, auch das könne sie nachvollziehen, der könne sich später an HR oder den Gesprächspartner wenden oder Feedback bei Kununu und Co. hinterlassen.

Rubriklistenbild: © Westend61/Imago

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