Gebäudeenergiegesetz

„Würde die Situation weiter verschlimmern“: Plan zur Abschaffung des Heizungsgesetzes trifft auf Kritik

  • VonRobert Wallenhauer
    schließen

Die Union beabsichtigt, nach der Bundestagswahl das Heizungsgesetz zu kippen. Das ruft Kritik sowohl aus der Branche als auch von Umweltschützern hervor.

Berlin - Im aktuellen Bundestagswahlkampf flammt ein Thema wieder auf, was schon vor zwei Jahren die Gemüter erhitzte: das sogenannte Heizungsgesetz. Die CDU liegt aktuell mit rund 30 Prozentpunkten in der Umfragen vorne. Sie möchte dieses Gebäudeenergiegesetz (GEG) - so der offizielle Name - nach einem Wahlerfolg abschaffen. Auch AfD und BSW haben ähnliche Pläne. Das sorgt jetzt für Unmut in der Branche.

Heizungsgesetz war lange in der Kritik: Absatz von Wärmepumpen bricht 2024 ein

„Wir haben im vergangenen Jahr einen Absatzeinbruch von 50 Prozent bei allen Wärmeerzeugern gesehen. Wenn man nun die Situation weiter verschlimmern will, dann schafft man das Heizungsgesetz ab“, sagt Björn Schreinermacher, Leiter Politik beim Bundesverband Wärmepumpen (BWP) der Wirtschaftswoche (Wiwo).

Abseits vom Standard: Diese Wärmepumpen-Marken kennen Sie noch nicht

Eine Wärmepumpe der Firma Aira steht vor einem Haus.
Sie gehört zu den neueren Unternehmen in Deutschland: Die Firma Aira wurde erst 2022 in Schweden gegründet. Seitdem ist sie aber auf Expansionskurs und baut ihre Wärmepumpen in Deutschland, Italien und Großbritannien ein. Die Firma verkauft Luft-Wasser-Wärmepumpen, die in Polen hergestellt werden. Auf Trustpilot bekommt die Marke Aira 4,2 von 5 Sternen.  © Aira
Eine Wärmepumpe von Stiebel Eltron steht vor einem Wohngebäude.
Stiebel Eltron gehört eigentlich zu den großen Marken in Deutschland – wird aber oft in der Öffentlichkeit vergessen. Die Firma hat dabei 2024 hohen Besuch empfangen: Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die Firma auf seiner Sommerreise besucht. Die Luft-Wasser-Wärmpumpen von Stiebel Eltron können nicht nur in Wohngebäude installiert werden, sondern stellt auch größere Wärmepumpen, die im Gewerbe dienen können. Die Firma stellt sowohl Monoblöcke als auch Splitgeräte her. Bei Stiftung Warentest ist Stiebel Eltron mit eines ihrer Geräte als Testsieger hervorgegangen.  © IMAGO/Karl-Heinz Hick
Eine Wärmepumpe der Firma Brötje vor einem Mehrfamilienhaus.
Die Firma Brötje stellt schon seit über 100 Jahren Heizungen her – und seit einiger Zeit hat sie auch Wärmepumpen im Repertoire. Die Firma mit niederländischem Hauptsitz hat für den deutschen Markt sieben verschiedene Wärmepumpen im Angebot, darunter Luft-Wasser-, Sole-Wasser- und Trinkwasser-Wärmepumpen. Hier im Foto: Die Luft-Wasser-Wärmpumpe NEO, die mit einer höheren Leistung auch für Mehrfamilienhäuser geeignet ist.  © IMAGO/Karl-Heinz Hick
Eine Wärmepumpe von LG mit Katze.
Nein, LG stellt nicht nur Fernseher her: Die südkoreanische Marke ist in zahlreichen Märkten aktiv - eben auch bei Wärmepumpen. LG profitiert dabei von ihrer Expertise in schwülwarmen asiatischen Ländern, die einen hohen Bedarf an Klimaanlagen haben. Eine Wärmepumpe funktioniert sehr ähnlich. Fünf verschiedene Produkte gibt es von LG in Deutschland zu kaufen, ganz neu ist auch ein Produkt mit natürlichem Kältemittel.  © IMAGO
Panasonic stellt eine ihrer Wärmepumpen auf einer Messe aus.
Bleiben wir bei den asiatischen Herstellern: Auch Panasonic tummelt sich längst im Wärmepumpenmarkt. Auch der japanische Hersteller profitiert von einer Expertise bei Klimaanlagen, und bringt Wärmepumpen nach Deutschland. Stiftung Warentest hat 2024 für die Panasonic-Modelle einen Preistipp gegeben, da sie zu den günstigsten Modellen mit einem Qualitätssiegel „gut“ gehören.  © IMAGO/Michael Bihlmayer
Eine Wärmepumpe von Alpha Innotec vor einem Neubau.
Hinter den Wärmepumpen der Marke Alpha Innotec steckt die ait Deutschland GmbH mit Sitz in Oberfranken. Der deutsche Anbieter stellt ausschließlich Wärmepumpen her und wirbt damit, dass ihre Wärmepumpen schon seit über zehn Jahren natürliche Kältemittel nutzen und daher besonders nachhaltig seien. ait stellt sowohl Luft-Wasser- als auch Sole-Wasser-Wärmepumpen her – und zwar in Deutschland am Standort Kasendorf.  © IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON
Die Wärmepumpe der Marke Zewotherm steht vor einem Haus.
Die Firma Zewotherm ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen aus Remang am Rhein, das sich auf klimafreundliches Heizen und Kühlen spezialisiert hat. Die Firma stellt Wärmepumpen her, aber auch Flächenheizungen, Lüftungssysteme und Photovoltaik-Anlagen. Zewotherm bietet mittlerweile als Allrounder auch Stromtarife an, mit denen man seine Wärmepumpe günstig betreiben kann. Zwei Modelle hat Zewotherm aktuell auf dem Markt: Der Lambda sowie der Eco. Auf dem Foto ist der Lambda zu sehen.  © IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON
Eine Wärmepumpe der Marke Tecalor steht auf einer Messe aus.
Die Firma Tecalor aus Niedersachsen punktet mit einem breiten Angebot an verschiedenen Wärmepumpen. Neben den typischen Außenblöcken wie hier auf dem Foto gibt es auch Geräte, die im Innenraum stehen sowie solche, die nebenbei auch noch die Luft filtern können. Auch Großwärmepumpen für Mehrfamilienhäuser hat Tecalor im Angebot. Online gibt es auch ein Ersatzteilshop, für all jene, die diese Sicherheit dazu noch haben wollen.  © IMAGO/Alexander Pohl
Eine Wärmepumpe von Buderus vor einem Haus.
Die Marke Buderus kennen viele Menschen wohl zumindest vom Sehen: Die Wärmepumpen gehören zu den markantesten auf dem Feld. 2024 waren die Wärmepumpen auch Testsieger von Stiftung Warentest. Buderus war einst ein Familienunternehmen, wurde aber 2003 von Bosch übernommen. Neben Wärmepumpen stellt die Wetzlarer Firma auch Solaranlagen her. © IMAGO
Eine Wärmepumpe von SenerTec zusammen mit Vertriebsleiter Hagen Fuhl.
Ein weiteres deutsches Unternehmen macht die Liste komplett: SenerTec aus Schweinfurt stellt nicht nur Wärmepumpen her, sondern kombiniert sie mit Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK). Diese eignen sich insbesondere für Mehrfamilienhäuser und größere Immobilien. Die Kombination kann außerdem noch mit einer PV-Anlage ausgefertigt werden.  © SenerTec

Grund für den Absatzrückgang bei Wärmepumpen seien unter anderem die Unsicherheiten sowie „eine verbesserungswürdige Bekanntheit der Heizungsförderung“, sagte BWP-Chef Martin Sabel der Rheinischen Post. Er erwarte dieses Jahr „einen deutlichen Anstieg des Absatzes von Wärmepumpen um etwa 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr“. Die Pläne zur Abschaffung des GEG würden „vor allem neue Verwirrung“ bringen, mahnt Sabel.

Union plant Abschaffung des Heizungsgesetzes

Aktuell sieht das GEG vor, dass neu eingebaute Heizungen spätestens ab 2028 mit 65 Prozent erneuerbaren Energieträgern betrieben werden müssen. Kommunen müssen je nach Größe bis 2026 oder 2028 Wärmepläne erstellen, die festlegen, welche Technologien und Energieträger für die jeweilige Region geeignet sind. Beides sind „relevante Instrumente“ bei der Umsetzung von EU-Vorgaben für Klimaschutz bei Gebäuden, befindet der Expertenrat für Klimafragen. Er ist ein unabhängiges fünfköpfiges Gremium, das die Wirksamkeit der deutschen Klimaschutzpolitik überprüft und der Politik Anregungen gibt. Weiterhin sei es umstritten, ob die Förderung im Rahmen des Heizungsgesetzes mit sozialer Staffelung reicht, „um den gesellschaftlichen Frieden bei der Umsetzung des GEG zu wahren“.

Weil das GEG zu einem großen Teil auf europäischen Richtlinien basiert, ist die Abschaffung nicht einfach. „Die Union bezieht sich nach unserer Einschätzung bei der Forderung im Wesentlichen auf den Paragrafen 71 im GEG. Dieser Paragraf regelt unter anderem, dass neue Heizungen mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen müssen“, sagt Frederic Leers, Sprecher des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) der Wiwo.

Heizungsindustrie fordert weniger öffentliche Debatten um das Heizungsgesetz

Zuletzt war das Heizungsgesetz Anfang Februar in der Diskussion. Die CDU hatte auf ihrem Parteitag ein „Sofortprogramm für Wohlstand und Sicherheit“ beschlossen, das im Falle einer Regierungsübernahme umgehend umgesetzt werden soll. Darin verkündet die CDU: „Wir schaffen das Heizungsgesetz der Ampel ab. Mit dem bürokratischen Reinregieren in den Heizungskeller muss Schluss sein.“ Im Wahlprogramm von CDU und CSU steht außerdem: „Die Menschen brauchen Entscheidungsfreiheit. Sie wissen am besten, welche Heizungsart zu ihrem Wohneigentum und zu ihrem Geldbeutel passt.“ Es gehe darum, technologieoffen emissionsarme Wärmelösungen zu fördern und zu nutzen.

Wärmepumpe hinterm Haus: Der Absatz brach 2024 ein.

Aus der Branche kommen Wünsche, wie das Heizungsgesetz angepasst werden sollte. Wenn die Union nach der Wahl tatsächlich den Paragrafen ändern wolle, der sich auf erneuerbare Energie beziehe, solle dies im Dialog mit der Branche und ohne langwierige Debatten passieren. „Sowohl in der Industrie als auch beim Endverbraucher ist Verlässlichkeit bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen eine wichtige Voraussetzung, damit sie investieren“, sagt BDH-Sprecher Leers der Wirtschaftswoche.

BUND kritisiert Heizungs-Pläne der CDU: Abschaffung des Heizungsgesetzes verunsichert

Kritik an den Plänen der Union kommt auch von Klimaschützern. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) kritisierte die Ankündigung der Union, das Heizungsgesetz abzuschaffen. „Der irrwitzige Plan, die lange diskutierten Kompromisse im ‚Heizungsgesetz‘ in 100 Tagen zurückzunehmen, verunsichert Menschen und Wirtschaft“, erklärte Irmela Colaço, Leiterin Gebäude- und Wohnpolitik beim BUND.

„Das ist unverantwortlich und richtet großen Schaden bei Klimaschutz und Vertrauen in Politik an“, ergänzte Colaço. Notwendig sei stattdessen ein klarer Plan, wie Klimaschutz gelinge und alle Menschen die notwendige Unterstützung bekämen, am Umbau teilzuhaben. (mit Material der dpa und AFP)

Rubriklistenbild: © Bernd Weißbrod / dpa

Mehr zum Thema