Plötzlich wollen alle eine
CDU-Pläne um das Heizungsgesetz lösen Run auf Wärmepumpen aus
VonAmy Walkerschließen
Die CDU nutzt das Heizungsgesetz als Wahlkampfthema. Sie strebt an, es „abgeschafft“ zu haben. Infolgedessen melden Heizungsbauer einen Ansturm.
Berlin – Plötzlich scheint sich das Blatt gewendet zu haben. Nachdem Heizungsbauer monatelang beklagt haben, dass sich zu viele Verbraucher aus Unsicherheit zurückhielten und die Käufe von Heizungen in den Keller rutschten, gibt es nun offenbar Licht am Ende des Tunnels. Wie mehrere Heizungsbauer gegenüber der Financial Times berichten, gebe es seit einigen Wochen einen regelrechten Run auf Wärmepumpen. Der Grund: Die Angst davor, dass die CDU nach der Bundestagswahl die Förderungen kappen könnte.
Regelrechter Ansturm auf Wärmepumpen: 8.000 Anträge pro Woche gehen ein
Gegenüber der britischen Zeitung sagt der größte Installateur der Heizkörper, Thermondo, dass sich der Verkauf von Wärmepumpen um ein Dreifaches erhöht habe, im Vergleich zum Oktober. „In der letzten Novemberwoche hatten wir einen Rekord an Neubestellungen“, erklärte das Unternehmen.
Ähnliches berichten der Konkurrent Enpal und, so die FT weiter, das Wirtschaftsministerium. Eine Sprecherin des von Robert Habeck (Grüne) geführten Ministeriums sagte der Zeitung: „Aktuell sehen wir 6.000 bis 8.000 Förderanträge pro Woche eingehen“. Diese würden in der Regel auch bewilligt.
Zum Vergleich: Im gesamten Monat August 2024 wurden knapp 15.000 Anträge für Wärmepumpen gestellt, das war etwas mehr als im Juni (12.600) und im Juli (13.800). Sollte es tatsächlich 6000 Anträge pro Woche im Dezember gegeben haben, wäre das ein Jahresrekordmonat.
Heizungsindustrie beklagt Unsicherheit durch das Heizungsgesetz und Einbruch der Absatzzahlen
Erst Ende Oktober hatten die Heizungsbauer abermals ihr Leid geklagt über den Einbruch der Absatzzahlen. Insgesamt sei der Absatz in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 um 48 Prozent auf 548.000 Anlagen zurückgegangen, teilte der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) in Köln damals mit.
„Die Wärmewende tritt damit gut ein Jahr nach Inkrafttreten des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und der Ausweitung der Förderung auf alle Wohnungseigentümer und Hausbesitzer Ende August auf der Stelle“, erklärte der Verband. Er rechnet damit, dass im gesamten Jahr einschließlich Wärmepumpen rund 740.000 Anlagen abgesetzt werden (2023: 1,3 Millionen Anlagen). Der Heizungsabsatz bewege sich damit wieder auf dem langjährigen Niveau der Jahre 2014 bis 2019, hieß es.
CDU und CSU machen Wahlkampf mit dem Heizungsgesetz: Jetzt wollen alle eine Wärmepumpe
Der Wärmepumpenabsatz ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 52 Prozent zurück. Bis Ende September konnte die Industrie 141.500 Anlagen aller Typen verkaufen. Der BDH schätzt, dass 2024 insgesamt rund 200.000 Wärmepumpen abgesetzt werden. Die Bundesregierung hatte als Zielmarke die Installation von jährlich 500.000 Anlagen ausgegeben.
Ein Hauptgrund für den gesamten Absatzrückgang ist nach Angaben eines Verbandssprechers die Normalisierung nach dem Rekordjahr 2023. Im vergangenen Jahr hätten viele Verbraucher im Zuge der Debatte um das Gebäudeenergiegesetz etwa den Einbau einer neuen Gas- oder Ölheizung vorgezogen.
Doch seitdem der Wahlkampf in Deutschland durch das Ende der Ampel-Koalition in vollem Gange ist, hat sich die Lage wohl geändert. Denn die CDU hat verkündet: Sie will das GEG „abschaffen“ – und auch die Förderungen stoppen. Das hatte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union im Bundestag, Jens Spahn, gegenüber der FAZ betont. „Wir beenden Habecks Subventionsprogramme“, sagte er wörtlich. Und auch der Parteichef Friedrich Merz hat diese Position bekräftigt.
Heizungsindustrie ist gegen eine Abschaffung des Heizungsgesetzes: CDU sorgt für noch mehr Unsicherheit
Das hat innerhalb der Branche jedoch für Entsetzen gesorgt. Vertreter aus der Heizungsindustrie und dem Handwerk sprechen sich inzwischen gegen eine Abschaffung des Heizungsgesetzes aus. Sie haben mittlerweile in die neuen Technologien wie Wärmepumpen investiert. „Populistische Diskussionen“ verunsicherten jedoch die Bevölkerung, kritisierte etwa Thomas Heim, Geschäftsführer von Viessmann, die Debatte. „Bereits die bloße Ankündigung möglicher Änderungen sowie die dadurch neu entfachte Diskussion um das Heizungsgesetz haben zu einer großen Verunsicherung der Bevölkerung und zu einem erneuten Abwarten bei Investitionen in Heizungsanlagen geführt“, sagte auch Martin Krutz vom Wärmepumpen-Produzenten Daikin dem Handelsblatt.
Das Vertrauen in Politik basiere auf Planungssicherheit, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handwerksverbands Handwerk BW, Peter Haas, in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung. „So sehr wir gegen das Heizungsgesetz waren, unsere Betriebe haben sich mittlerweile darauf eingestellt. Und es ist überhaupt nicht förderlich, wenn CDU und FDP jetzt für 2025 die komplette Rücknahme ankündigen.“
Gegenüber der FT betont die Sprecherin des Wirtschaftsministeriums, dass die Heizungsförderung bis ins Jahr 2025 gesichert sei. Solange keine neue Regierung einen Haushalt beschlossen habe, werde sich daran auch nichts ändern. Ob die CDU wirklich das Gesetz kippen wird, ist außerdem zu bezweifeln. Denn die Wärmewende richtet sich auch nach den EU-Regeln, die auch ohne die Ampel-Koalition weiter gelten werden.
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