Offener Brief an die EU-Kommission
Verbände warnen vor importierten US-Pick-ups – zu gefährlich für Europas Straßen
VonMarkus Hofstetterschließen
Große, aus den USA importierte Pick-ups sind für europäische Straßen zu gefährlich, warnen mehrere Verbände. Sie würden die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer gefährden.
Berlin – SUVs und große Geländewagen sind aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken. Sieben Verbände fordern jetzt in einem offenen Brief an die EU-Kommission, ein Schlupfloch bei der Typgenehmigung von Fahrzeugen in der Europäischen Union zu schließen. Denn durch diese gelangten „Tausende neuer Pick-up-Trucks aus den USA unter Umgehung europäischer Sicherheits- und Umweltvorschriften in die EU“.
Zahl der aus den USA importierten Geländewagen steigt
Die Verbände, darunter der Europäische Radfahrerverband (ECF), der Internationale Fußgängerverband, der Europäische Verkehrssicherheitsrat (ETSC) sowie Städte und Regionen für Verkehrsinnovation (Polis), warnen vor einem „dramatischen Anstieg“ der Importe großer Pick-up-Trucks in die EU, die über die „Einzelgenehmigung für Fahrzeuge“ (IVA) eingeführt werden.
Die Nutzung der IVA für sogenannte Off-Road-Fahrzeuge sei von 2900 Neuzulassungen im Jahr 2019 auf 6800 im Jahr 2022 angestiegen, heißt es in der Mitteilung. Genannt wird der Dodge Ram, der das am meisten importierte SUV-Modell sei.
Verbände warnen vor importierten US-Pick-ups: „Für europäische Straßen ungeeignet“
Diese amerikanischen Pick-ups werden als „für europäische Straßen ungeeignet“ bezeichnet. Mit einer Frontpartie, die oft höher ist als ein zehnjähriges Kind, seien sie gefährlich und hätten eine sehr schlechte Direktsicht. Sie böten wenig Sicht auf andere Verkehrsteilnehmer um das Fahrzeug herum, insbesondere auf Kinder im Frontbereich.
Solche großen Pick-ups seien schwerer zu manövrieren und töteten und verletzten nachweislich häufiger andere Verkehrsteilnehmer als normale Pkw. In dem Schreiben wird ein direkter Zusammenhang zwischen den steigenden Verkaufszahlen von Pick-ups und großen Geländewagen und der steigenden Zahl getöteter Fußgänger hergestellt.
Risiko tödlicher Verletzungen bei Unfall mit großem Pick-up steigt um 200 Prozent
Zitiert wird auch eine im August veröffentlichte Studie des Vias-Instituts, die Unfalldaten aus Belgien von 2017 bis 2021 analysiert. Demnach steigt für einen Fußgänger oder Radfahrer, der von einem Pick-up angefahren wird, das Risiko schwerer Verletzungen um 90 Prozent und das Risiko tödlicher Verletzungen um fast 200 Prozent im Vergleich zu einem Pkw.
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In dem Schreiben wird darauf hingewiesen, dass die Europäische Kommission derzeit an einer Aktualisierung der IVA-Anforderungen unter Berücksichtigung der neuesten EU-Umwelt- und Sicherheitsstandards arbeitet. Demnach sollen Sicherheitstechnologien, die für Fahrzeuge mit EU-Typgenehmigung vorgeschrieben sind, für IVA-Fahrzeuge nicht erforderlich sein, darunter die automatische Notbremsung (mit Erkennung von Radfahrern und Fußgängern), der intelligente Geschwindigkeitsassistent oder die elektronische Stabilitätskontrolle.
Alle EU-Neuwägen müssten Rechtsvorschriften entsprechen
Selbst hohe Klimastandards müssten IVA-Fahrzeuge nicht erfüllen. Schließlich gebe es keine Obergrenze für Fahrzeuge, die über die IVA importiert werden könnten. Die Verfasser des Briefes fordern, dass alle Neufahrzeuge in der EU den einschlägigen Rechtsvorschriften entsprechen. Dazu müssten die Anforderungen für die Zulassung von IVA-Fahrzeugen angepasst werden.
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