Autonomes Fahren

„Untergangsszenarien falsch“: Was das Ende des Apple-Auto für BMW, Mercedes und Co. bedeutet

  • VonMax Schäfer
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Apple stellt sein Auto-Projekt „Titan“ ein. Deutsche Autohersteller reagieren erleichtert auf die Nachricht. Doch was bedeutet sie für die Branche?

Cupertino/München – Elon Musk feiert – und auch die deutsche Automobilbranche atmet auf: Die Entscheidung Apples, sein Auto-Projekt „Titan“ einzustellen, sorgt in der Branche für Erleichterung. Die Entscheidung zeigte, „dass alle Untergangsszenarien, die zu deutschen Autobauern und anderen etablierten Herstellern seit Jahren kursieren, falsch sind“, ist Gabriel Seiberth laut Handelsblatt überzeugt. Er ist Europachef von KPIT, einem auf Auto-Software spezialisiertem Unternehmen.

Aus für Apple-Auto: Befürchtungen der deutschen Autohersteller treten nicht ein

In den letzten Jahren gab es Befürchtungen, große Tech-Unternehmen versuchten, auf den Automarkt zu drängen und individuelle Mobilität über „Roboterautos steuern“. Autohersteller wie BMW, VW und Mercedes-Benz würden für die Systeme „nur noch die Blechhüllen liefern“, schildert Seiberth gegenüber dem Handelsblatt die früheren Befürchtungen. Der „Traum vom völlig autonomen Fahren wird sich aus meiner Sicht nie erfüllen“, ist der Automanager überzeugt. Nur wer das Fahrzeug herstelle, habe Kontrolle über alle Daten.

Entgegen aller Befürchtungen ist das Geschäft der deutschen Autohersteller nach Ansicht des Branchenkenners im Kern nicht beeinträchtigt worden. Als Gründe nennt er, dass sich die Herstellung der Fahrzeuge nicht so skalieren ließen, wie es die Hersteller gewohnt seien, sowie die Sicherheitsanforderungen „um ein Vielfaches“ höher seien. Apple und andere Tech-Konzerne hätten Autobauer demnach nicht zu „reinen Hardwarezulieferern“ degradiert.

Auch nach Aus des Apple-Autos sind BMW, VW und Co unter Druck

Das sei jedoch ohnehin unrealistisch gewesen. Nach Informationen des Handelsblattes habe Apple mit VW, BMW und Mercedes-Benz darüber verhandelt. Die Hersteller hätten das Apple-Auto im Auftrag bauen können. In dieser Hinsicht gilt: „Keiner hat gewonnen.“ So lautet laut Handelsblatt die Einschätzung eines ehemaligen Vorstands eines deutschen Autoherstellers.

Trotz großer Investitionen: Apple stellt Auto-Pläne ein

Trotzdem bleibt die Autobranche umkämpft. Elektroautos seien nach wie vor teuer, es gebe nicht ausreichend Ladesäulen, Auftragseingänge seien schwach und Kunden verunsichert, zitiert das Handelsblatt eine nicht namentlich genannte Führungskraft von Mercedes-Benz. Gerade im Bereich der E-Autos ist die Konkurrenz aus China groß.

Keine Konkurrenz für deutsche Autohersteller: Warum Apple das Projekt „Titan“ beendet

Apple hatte vor etwa zehn Jahren das Projekt „Titan“ angekündigt, weil es Potenzial mit automatisierten Taxis gesehen hat. Erst 2023 hat das Tech-Unternehmen schließlich seine Bemühungen ausgeweitet und die gefahrenen Kilometer bei Testfahrten verdreifacht. Die Entwicklungskosten waren laut Bloomberg, das sich auf die Analyse-Firma Guidehouse beruft, mit etwa einer Milliarde Dollar pro Jahr jedoch sehr hoch.

Künstliche Intelligenz (KI) werde zudem zu einer Priorität des Tech-Unternehmens aus Kalifornien. Darauf solle nun der Fokus liegen. Ein Großteil der Beschäftigten „Titan“-Projekts würden künftig bei der KI-Entwicklung eingesetzt, berichtete Bloomberg. Das sei der Grund für das Ende von Apples Traum vom Auto.

Die Entscheidung Apples bedeutet jedoch nicht, dass sich Tech-Unternehmen aus der Automobilbranche heraushalten. Der Markt bleibt weiterhin interessant. Die nötige Software sei ein bestimmendes Element der Mobilität der Zukunft, berichtet das Handelsblatt. Über Betriebssysteme, Apps und KI-Assistenten würden sie weiterhin versuchen, in die Autos zu kommen. (ms)

Rubriklistenbild: © Andrej Sokolow/dpa

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