Energiewende

„Die Leute sind total misstrauisch geworden“: Verbände fordern Aufklärung bei der Wärmepumpe

  • Lars-Eric Nievelstein
    VonLars-Eric Nievelstein
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Das Vertrauen der Deutschen in die Wärmepumpe ist angeschlagen. Verbände wünschen sich mehr Aufklärung. Zu unbekannt seien die Fördermöglichkeiten.

Berlin – „Was rund um die Wärmepumpe passiert ist, ist an Dramatik nicht zu überbieten.“ In deutlichen Worten fasste Max Viessmann, Chef der Heizungsfirma Viessmann, die Vorgänge rund um den einstigen Hoffnungsträger in der Energiewende zusammen. Die Bundesregierung hatte derartig große Hoffnungen in die Wärmepumpe gesetzt, dass sie sich das hohe Ziel von einer halben Million jährlich verbauten Wärmepumpen steckte. „Eine Technologie, die nachweislich effizienter ist und Vorteile hat, wurde kaputt geredet. Was an Mythen verbreitet wurde, hat mich fassungslos gemacht“, sagte Viessmann gegenüber der WirtschaftsWoche.

Vertrauen erschüttert – Absatz der Wärmepumpe bricht weg

Dabei standen die Zeichen gut – die Bundesregierung hatte mit dem Gebäudeenergiegesetz die Grundlage dafür geschaffen, dass eigentlich immer mehr Hausbesitzer Wärmepumpen verbauen müssen. Seit Anfang 2024 müssen Heizungen in Neubaugebieten zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt sein. Bei Bestandsgebäuden gilt das erst, sobald Städte und Gemeinden eine kommunale Wärmeplanung erstellen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Berlin (Symbolfoto). Das Vertrauen der Deutschen in die Wärmepumpe ist angeschlagen. Verbände wünschen sich mehr Aufklärung.

Ein grundlegendes Problem verhindert allerdings derzeit eine Verbreitung der Wärmepumpe: mangelndes Vertrauen der Deutschen. „Die Leute sind total misstrauisch geworden, die glauben der Regierung gar nichts mehr“, teilte der Energieberater Jürgen Leppig der FAZ mit. Aus den Verbänden kommen ähnliche Worte. „Der Markt für Heizungsmodernisierung ist aktuell geprägt von einer tiefen Verunsicherung der Verbraucher“, sagte Markus Staudt, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Heizungsindustrie (BDH). Daran sei vor allem die „langwierige und öffentliche politische Debatte“ schuld; die Politik habe sich zu lange nicht auf einen gesetzlichen Rahmen und die Förderung in der Gebäudewärme geeinigt. Wirtschaftsminister Robert Habeck (die Grünen) hatte in der Vergangenheit Fehler beim GEG eingeräumt.

Dieses Phänomen greift in ganz Europa um sich. Nachdem die Regierung in Italien die Förderung ganz eingestellt hatte und es in den Niederlanden keine festen Zusagen gibt, sind die Eigenheimbesitzer auch hier eher abwartend, was einen Einbau der Wärmepumpe angeht. „Das ist keine Raketenwissenschaft: Wenn du die Politik änderst, sorgt das für Aufruhr am Markt“, sagte Jozefien Vanbecelaere von der EHPA dazu. „Unsichere oder sich verändernde Regulatorik löst bei Investoren und Verbrauchern Nervosität aus.“ Die Verbände sehen die Politik in der Pflicht.

Wärmepumpen im Ausverkauf – Hersteller greifen zu neuen Tricks

In Deutschland hat die Regierung diverse Fördermöglichkeiten für diejenigen eingesetzt, die eine Wärmepumpe verbauen wollen. Förderungen von bis zu 70 Prozent sind dabei möglich – und ein erheblicher Teil der Immobilienbesitzer weiß nichts davon. Ein Drittel gab bei einer repräsentativen Umfrage des Herstellers Vaillant an, dass sie keine Kenntnis von staatlichen Förderungen bei der Wärmepumpe haben. Zwei Drittel, so berichtete Business Insider, wollen abwarten, ob ihre Kommune ein Fernwärmenetz aufbaut, an das sie eine Heizung anschließen können.

Einige Anbieter hatten die Förderung darum in die eigene Hand genommen und die Preise gesenkt. Der Hersteller Daikin bietet zum Beispiel einen „Energiebonus“ von 1.500 Euro an, wenn Hausbesitzer ihre fossile Heizung umtauschen. Bei Buderus gibt es ein „Cashback“ über 1.000 Euro, Vaillat und Stiebel Eltron haben „Förder-Garantien“ entwickelt.

Die Verbände BDH und ZVSHK fordern jetzt eine „breit angelegte Kommunikationskampagne“. „Die Verbraucher benötigen klare Informationen über die nun bestehenden Rahmenbedingungen“ teilte der BDH mit. Anders ließe sich die Verunsicherung nicht abbauen. Es gehe darum, verloren gegangenes Vertrauen in die Heizungsmodernisierung zurückzugewinnen.

Förderung der Wärmepumpe – Das tut die Regierung

Bei der KfW-Bank können Bundesbürger Förderung für den Einbau von Wärmepumpen erhalten. Konkret geht es hier um die Fördermaßnahmen „Zuschuss Nummer 458: Heizungsförderung für Privatpersonen – Wohngebäude“ und „Kredit Nummer 261: Wohngebäude – Kredit“. Ersterer gilt für den Kauf und Einbau einer neuen, klimafreundlichen Heizung: Wer ein bestehendes Wohngebäude besitzt und sich eine Wärmepumpe oder andere nachhaltige Lösungen einbauen lässt, kann einen Zuschuss von bis zu 70 Prozent der Kosten erhalten.

FörderungsbeginnBerechtigte
Februar 2024Eigentümer von selbstgenutzten Einfamilienhäusern
Mai 2024Eigentümer von Mehrfamilienhäusern, Wohnungseigentümergesellschaften mit Maßnahmen am Gemeinschaftseigentum
August 2024Eigentümer von vermieteten Einfamilienhäusern, Eigentümer von Eigentumswohnungen in Wohnungseigentümergemeinschaften mit Maßnahmen am Sondereigentum

Der „Kredit Nummer 261“ wiederum kommt dann zum Tragen, wenn Eigentümer ihr Haus oder ihre Wohnung sanieren. Die KfW stellt hier einen Förderkredit ab 2,30 Prozent effektivem Jahreszins für Sanierung und Kauf zur Verfügung. Je Wohneinheit für ein Effizienzhaus sind hier bis zu 150.000 Euro Kredit möglich. Der Tilgungszuschuss kann zwischen fünf und 45 Prozent liegen, außerdem ist zusätzliche Förderung möglich, zum Beispiel in Form einer Baubegleitung.

Einbruch bei der Nachfrage von Wärmepumpen

Der Absatz von Wärmepumpen war zuletzt drastisch eingebrochen. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ging der Absatz um 52 Prozent zurück – bei keinem anderen Wärmeerzeuger war die Entwicklung ähnlich dramatisch. Quer über alle Erzeuger ging der Absatz um 29 Prozent zurück. Das teilte der BDH Anfang Mai mit. Nur die Ölheizungen hatten ein Wachstum zu verzeichnen.

Rubriklistenbild: © IMAGO / dts Nachrichtenagentur