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Deutsche Rentenpläne: Kritik an „Casino-Rente“ - Wagenknecht und Experten warnen
VonPatrick Freiwah
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Sind die neuen Rentenpläne der Bundesregierung ein Risiko? Sahra Wagenknecht und mehrere Ökonomen reden Klartext. Die Schweiz könnte als Vorbild dienen.
Berlin/Frankfurt - Die Rentenpläne der Ampelkoalition für das System der Altersvorsorge werden von Sozialverbänden in die Mangel genommen, auch Wirtschaftswissenschaftler und Oppositionsparteien sind skeptisch und beschwören teilweise Untergangsszenarien.
Geht es nach Sahra Wagenknecht, führt die Bundesregierung das deutsche Volk mit dem geplanten Generationenkapital aufs Glatteis: „Die Aktienrente ist eine Casino-Rente. Vor lauter Planlosigkeit in der Rentenpolitik zockt die Ampel mit der Alterssicherung der Bürger“, erklärte die Parteigründerin und -vorsitzende gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Rentenpläne: Wagenknecht kritisiert Gang auf das Börsenparkett
Wagenknecht führt aus, “die Rente gehört nicht aufs Börsenparkett, sondern auf ein tragfähiges Fundament.“ Kritik gibt es von der 54-Jährigen auch deswegen, weil der SPD-Minister Hubertus Heil mit der Aktienrente das “Lieblingsprojekt der FDP” umsetze: Dies sei ein „sozialpolitischer Tiefpunkt” der Partei.
Derweil macht sich Wagenknecht für mehr direkte Demokratie stark und fordert eine Volksabstimmung nach Schweizer Vorbild, die Anfang März 2024 für Aufsehen sorgt. Auch Österreich mache im Hinblick auf die Altersvorsorge vieles besser: „Die Bürger sollten entscheiden: Casino oder Österreich? An der Börse spekulieren oder eine Rentenkasse wie in Österreich, wo alle Bürger einzahlen und die Renten für langjährig Versicherte im Schnitt 800 Euro im Monat höher sind als bei uns.“
Wie bewerten Ökonomen die Rentenpläne der Ampel? Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen lässt kein gutes Haar an dem von der Bundesregierung vorgestellten Konzept. „Heil plant die Quadratur des Kreises: Das Rentenniveau bei 48 Prozent zu belassen und das Renteneintrittsalter nicht zu erhöhen ist ökonomischer Wahnsinn und wäre in Mathe eine sechs“, wird der Professor für Finanzwissenschaft in einem Gespräch mit ThePioneer zitiert.
Zudem bezweifelt Raffelhüschen, dass die Strategie mit dem Generationenkapital genügend Rendite abwirft, die das deutsche Rentensystem besser dastehen lässt. “Vielleicht ein Prozent und das ist bei weitem nicht genug, um das Rentensystem zu stützen”, so der Ökonom.
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Der Wirtschaftsweise Martin Werding hält die aktuellen Rentenpläne zumindest für unzureichend. Er hoffe, dass im Laufe der Legislaturperiode noch etwas in Richtung private Altersvorsorge passiere, schilderte der Experte Werding im ZDF.
Das Mitglied im Sachverständigenrat zur Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung gibt zu bedenken, dass die Bundesregierung nur mit bis zu zehn Milliarden Euro pro Jahr rechne, die aus den Erträgen am Aktienmarkt in die Rentenkasse fließen soll. Das sei bei dem bestehenden Rentensystem mit Ausgaben von 400 Milliarden Euro ein „sehr kleiner Beitrag“ und decke die Renten für gerade mal eine Woche ab.
Die derzeit geltende Garantie für das Rentenniveau läuft 2025 aus. Die FDP dringt schon lange darauf, die Rentenversicherung durch eine kapitalgedeckte Komponente zu ergänzen. Finanzminister Christian Lindner vermied dafür aber den umstrittenen Begriff Aktienrente. (PF mit Material der dpa)