Wetterexperten warnen

Hitze und Dürre in Europa: Bedrohen die Waldbrände den Sommerurlaub?

  • Bjarne Kommnick
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Experten warnen vor extremen Wetterbedingungen in den kommenden Wochen. An vielen Orten gilt höchste Waldbrand-Gefahr. Wo ist der Sommerurlaub gefährdet?

München – Im Sommerurlaub wollen die meisten einfach nur ihre Seele baumeln lassen und sich vom stressigen Alltag erholen. Doch angesichts der aktuellen Wetterlage scheint der Traum vom entspannten Urlaub an vielen Orten in Europa aktuell gefährdet zu sein. Denn extreme Hitze und Trockenheit treiben die Wald- und Flächenbrand-Gefahr in die Höhe, wie die European Environment Agency in einer Pressemitteilung erklärte. Bereits Anfang Juni mussten in einer Urlaubsregion im Harz aufgrund eines Waldbrandes rund 100 Menschen evakuiert werden. Wo ist der Sommerurlaub also gefährdet?

Gefahr für den Sommerurlaub? Größte Waldbrandgefahr im Süden Spaniens und Portugals

Mit Blick auf die aktuelle Lage (Stand: 15. Juni) erstreckt sich die höchste Stufe der Waldbrandgefahr laut einer Wetterkarte von wetter.de derzeit über große Teile Europas. Die höchste Gefahr bestehe demnach im Süden von Portugal und Spanien sowie in der Region um Zaragoza, nördlich von Valladolid und entlang der östlichen Küste Spaniens.

Im vergangenen Jahr haben Waldbrände in Europa zum Teil den Sommerurlaub von Reisenden unterbrochen. (Symbolbild)

Auch in der Region um Athen in Griechenland sei die Waldbrandgefahr derzeit äußerst hoch. Vereinzelnd bestehe zudem Gefahr in einer kleinen Region in Süd-Sizilien, im kroatischen Pula und auf den Inseln Mallorca sowie kleinen Teilen von Sardinien. Ansonsten sei der Süden derzeit überwiegend unbedroht von Waldbränden.

Achtung beim Sommerurlaub: Hohe Waldbrand-Gefahr im Norden Europas

Anders verhält es sich in der nördlichen Hälfte Europas. Hier gilt hohe bis höchste Waldbrandgefahr:

  • Deutschland
  • Dänemark
  • Niederlande
  • Belgien
  • Schweden
  • Estland
  • Lettland
  • Litauen
  • England
  • Nordhälfte von Frankreich
  • Polen
  • Finnland
  • Tschechien
  • Westlichen Küste des Schwarzen Meeres

Hier scheint es, Stand jetzt, am wahrscheinlichsten, dass künftige Waldbrände den Urlaub in diesem Sommer beeinträchtigen könnten. Mit wenigen Ausnahmen seien beliebte Urlaubsziele wie Kroatien, Südfrankreich und Irland derzeit relativ ungefährdet für weitere Waldbrände, auch wenn es auch in diesen Staaten in den vergangene Tagen vereinzelt zu Waldbränden gekommen sei.

Klimawandel begünstigt Waldbrände: Wo brennt es in Europa?

An einigen Stellen in Europa brennt es bereits. Mit Blick auf die Waldbrandkarte der NASA (Stand: 15. Juni) seien derzeit besonders in Belgien, den Niederlanden, Deutschland und Norditalien Brände aktiv. Die höchste Konzentration von Flächenbränden seien in Italien, südlich der Alpen. Insgesamt komme es jedoch europaweit derzeit vereinzelnd zu Waldbränden.

Die Gletscher schmelzen – So verändert der Klimawandel die Erde

Die Erde erwärmt sich, die Gletscher schmelzen. Links zu sehen ist der Okjökull-Gletscher auf dem Gipfel des Vulkans Ok auf Island im September 1986. Im August 2019 (rechtes Bild) ist von dem einstigen Gletscher nur noch ein kleiner Eisfleck übrig geblieben.
Die Erde erwärmt sich, die Gletscher schmelzen. Links zu sehen ist der Okjökull-Gletscher auf dem Gipfel des Vulkans Ok auf Island im September 1986. Im August 2019 (rechtes Bild) ist von dem einstigen Gletscher nur noch ein kleiner Eisfleck übrig geblieben. © dpa/NASA/AP
„Zieht die Notbremse“ steht auf dem Schild, das ein Mädchen in Island trägt. Sie ist unterwegs zu einer Gedenkveranstaltung für den früheren Gletscher Okjökull. Forschende zeigen immer wieder, dass die Zeit drängt: Die Eismassen der Erde schmelzen immer schneller, der Meeresspiegel steigt und die Ozeane werden warm und sauer.
„Zieht die Notbremse“ steht auf dem Schild, das ein Mädchen in Island trägt. Sie ist unterwegs zu einer Gedenkveranstaltung für den früheren Gletscher Okjökull. Forschende zeigen immer wieder, dass die Zeit drängt: Die Eismassen der Erde schmelzen immer schneller, der Meeresspiegel steigt und die Ozeane werden warm und sauer. © Felipe Dana/dpa
Wichtige Gletscherteile des Titlisgletschers werden vor dem Sommer 2018 mit Vlies bedeckt, um sie in den warmen Sommermonaten vor dem Schmelzen zu schützen. Rund 6000 Quadratmeter Vlies sollen bis zum Herbst die Eishöhe von bis zu anderthalb Metern schützen.
Wichtige Gletscherteile des Titlisgletschers werden vor dem Sommer 2018 mit Vlies bedeckt, um sie in den warmen Sommermonaten vor dem Schmelzen zu schützen. Rund 6000 Quadratmeter Vlies sollen bis zum Herbst die Eishöhe von bis zu anderthalb Metern schützen. © Urs Flueeler/dpa
Der Nevado Huascarán ist mit 6768 Metern der höchste Berg Perus. Das Eis am Gipfel des Bergs ist tausend Jahre alt und soll Forschenden Informationen rund um den Klimawandel liefern. Bei einer Expedition im Jahr 2019 wurden Eisproben entnommen.
Der Nevado Huascarán ist mit 6768 Metern der höchste Berg Perus. Das Eis am Gipfel des Bergs ist tausend Jahre alt und soll Forschenden Informationen rund um den Klimawandel liefern. Bei einer Expedition im Jahr 2019 wurden Eisproben entnommen. © Oscar Vilca/INAIGEM/afp
Auch der Rhonegletscher, der älteste Gletscher der Alpen, wird durch spezielle Decken vor dem Schmelzen geschützt. So soll verhindert werden, dass die Gletscher in den Alpen verschwinden.
Auch der Rhonegletscher, der älteste Gletscher der Alpen, wird durch spezielle Decken vor dem Schmelzen geschützt. So soll verhindert werden, dass die Gletscher in den Alpen verschwinden. © Urs Flueeler/dpa
Ein Eisberg schwimmt im Juni 2019 durch die Bonavista Bay in Neufundland. Wasser von Eisbergen gilt als „rein“ und wird für bestimmte Produkte vermarktet – unter anderem für Wodka, Likör, Bier und Kosmetik. Gleichzeitig schmilzt das Eis dieser Erde immer schneller – eine schlechte Kombination.
Ein Eisberg schwimmt im Juni 2019 durch die Bonavista Bay in Neufundland. Wasser von Eisbergen gilt als „rein“ und wird für bestimmte Produkte vermarktet – unter anderem für Wodka, Likör, Bier und Kosmetik. Gleichzeitig schmilzt das Eis dieser Erde immer schneller – eine schlechte Kombination. © Johannes Eisele/afp
Ein Eisberg an der südöstlichen Küste Grönlands kalbt: Eine große Eismasse bricht vom Apusiajik-Gletscher ab und stürzt ins Wasser.
Ein Eisberg an der südöstlichen Küste Grönlands kalbt: Eine große Eismasse bricht vom Apusiajik-Gletscher ab und stürzt ins Wasser. © Jonathan Nackstrand/afp
Der Aletsch-Gletscher ist der größte Gletscher in den Alpen. Wenn nichts getan wird, um den Klimawandel aufzuhalten, könnte er bis zum Ende des Jahrhunderts komplett verschwinden, hat eine Studie im Jahr 2019 gezeigt.
Der Aletsch-Gletscher ist der größte Gletscher in den Alpen. Wenn nichts getan wird, um den Klimawandel aufzuhalten, könnte er bis zum Ende des Jahrhunderts komplett verschwinden, hat eine Studie im Jahr 2019 gezeigt. © Fabrice Coffrini/afp
Das Foto stammt aus dem Jahr 2007, doch an der Situation hat sich seitdem nicht viel geändert: Die massiven Gletscher Tibets leiden unter dem Klimawandel und schmelzen. In den vergangenen Jahrzehnten sei das Eis in dieser Region zehnmal schneller geschmolzen als in den Jahrhunderten davor, heißt es in einer Studie aus dem Jahr 2019. Seit der letzten kleinen Eiszeit seien zwischen 400 und 600 Kubikkilometer Eis verschwunden – das entspricht dem gesamten Eisvolumen der europäischen Alpen, des Kaukasus und von Skandinavien.
Das Foto stammt aus dem Jahr 2007, doch an der Situation hat sich seitdem nicht viel geändert: Die massiven Gletscher Tibets leiden unter dem Klimawandel und schmelzen. In den vergangenen Jahrzehnten sei das Eis in dieser Region zehnmal schneller geschmolzen als in den Jahrhunderten davor, heißt es in einer Studie aus dem Jahr 2019. Seit der letzten kleinen Eiszeit seien zwischen 400 und 600 Kubikkilometer Eis verschwunden – das entspricht dem gesamten Eisvolumen der europäischen Alpen, des Kaukasus und von Skandinavien. © Peter Parks/afp
Der Gletscher Nr. 12 im Laohugou-Tal im westlichen Teil des Qilian-Gebirges in der nordwestchinesischen Provinz Gansu ist der längste Gletscher im Qilian-Gebirge. Da er aufgrund des Klimawandels schrumpft, sind Ausflüge zu dem Gletscher verboten.
Der Gletscher Nr. 12 im Laohugou-Tal im westlichen Teil des Qilian-Gebirges in der nordwestchinesischen Provinz Gansu ist der längste Gletscher im Qilian-Gebirge. Da er aufgrund des Klimawandels schrumpft, sind Ausflüge zu dem Gletscher verboten. © imago/Xinhua
Im Sommer 2010 ist vom Petermann-Gletscher vor der Nordwestküste Grönlands ein gewaltiger Eisbrocken abgebrochen. Das Bruchstück hat etwa zweieinhalb Mal die Fläche der Insel Sylt, mit dem Wasser, aus dem der Eisbrocken besteht, könnte der gesamte Wasserverbrauch der USA für vier Monate gestillt werden.
Im Sommer 2010 ist vom Petermann-Gletscher vor der Nordwestküste Grönlands ein gewaltiger Eisbrocken abgebrochen. Das Bruchstück hat etwa zweieinhalb Mal die Fläche der Insel Sylt, mit dem Wasser, aus dem der Eisbrocken besteht, könnte der gesamte Wasserverbrauch der USA für vier Monate gestillt werden.  © NASA Earth Observatory/Jesse Allen und Robert Simmon/United States Geological Survey/dpa
Während seiner Zeit als Bundesaußenminister besucht Heiko Maas (l., SPD) Gletscher bei Pond Inlet in der kanadischen Arktis. Die Erderwärmung ist in dieser Region zwei bis drei Mal so stark wie in anderen Weltregionen.
Während seiner Zeit als Bundesaußenminister besucht Heiko Maas (l., SPD) Gletscher bei Pond Inlet in der kanadischen Arktis. Die Erderwärmung ist in dieser Region zwei bis drei Mal so stark wie in anderen Weltregionen. © Kay Nietfeld/dpa

Die European Environment Agency erklärte, dass die meisten Waldbrände durch menschliche Aktivitäten ausgelöst werden. Jedoch hätten die klimatischen Bedingungen, also trockene und heiße Perioden mit starken Winden deutlich zugenommen. Insbesondere sei Südeuropa, zunehmend jedoch auch Mittel- und Nordeuropa, von Waldbränden betroffen.

Auch in diesem Jahr ist an einigen Orten Europas mit bis zu 60 Sommertagen mit Hitze und Trockenheit am Stück zu rechnen. Laut Wetterexperten sei die Waldbrandgefahr in Deutschland jedoch erst am Anfang.

2022 war zweitschlimmste Waldbrandsaison seit 2000

Seit 1980 hätten in Europa insgesamt 712 Menschen ihr Leben in Folge von Waldbränden verloren. In den vergangenen Jahren habe die Agentur die zweitschlimmste Waldbrandsaison seit Aufzeichnungsbeginn 2000 festgestellt. Allein im Juni, Juli und August brannte demnach eine Fläche von über 5.000 Quadratkilometern und damit doppelt so groß wie Luxemburg. Durch den Klimawandeln würde es besonders in Süd-Europa auf der Iberischen Halbinsel zu einem deutlichen Anstieg der Waldbrände kommen.

Rubriklistenbild: © dpa/Antonio Sempere