Steigendes Insolvenzrisiko
Für Autozulieferer zeichnet sich ein schwieriges Jahr ab: 2025 wird „existenzkritisch“
VonMarkus Hofstetterschließen
Strenge EU-Regulierungen erfordern Preisnachlässe für Elektroautos und das Geschäft in China lässt nach. Dies erhöht den finanziellen Druck auf die Zulieferer.
Berlin - „Für die Automobilzulieferer wird die Luft immer dünner“, heißt es in einer Analyse der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft EY vom April 2024. Die Aussage bezog sich auf deutsche Unternehmen. Entsprechende Meldungen bestätigen die besorgniserregende Lage der Branche.
Bosch will hierzulande Tausende Stellen abbauen - erst kürzlich kündigte das Unternehmen an, bis zu 3800 Arbeitsplätze zu streichen. Bei Schaeffler sind es 2800, bei ZF zwischen 11.000 und 14.000 und bei Continental weltweit mehr als 7000. Auch die Zahl der Insolvenzen kleinerer Zulieferer steigt. Dazu zählen die Webo GmbH oder die Gerhardi Kunststofftechnik GmbH.
2025 wird für Autozulieferer „existenzkritisch“: Gewinnmarge sinkt
Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit stecken die Automobilzulieferer in der Krise. Das zeigt eine Studie von Berylls, für die die Unternehmensberatung die Zahlen der ersten drei Quartale der 25 größten Zulieferer weltweit ausgewertet hat. „Das Jahr 2025 wird für die Zulieferer ähnlich existenzkritisch wie die Pandemie-Krise“, heißt es. Vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen steige das Insolvenzrisiko.
Berylls macht diese Einschätzung vor allem an der Margenentwicklung der Unternehmen fest. Während der Umsatz bis September im Jahresvergleich mit 407 Milliarden Euro nahezu stabil blieb, sank die Marge von 5,9 auf 5,5 Prozent. „Viele Anbieter erreichen diesen Durchschnitt jedoch nicht, was es schwierig oder sogar unmöglich macht, rentabel zu arbeiten.“
2025 wird für Autozulieferer „existenzkritisch“: Hohe Wachstumsraten in China sind vorbei
Mit Continental (Platz 3 nach Umsatz) und Schaeffler (Platz 17) sind zwei Unternehmen in den Top 25 vertreten. Bosch und ZF konnten nicht berücksichtigt werden, da sie keine Quartalszahlen veröffentlichen. Der Analyse zufolge sank die Marge bei Continental im Betrachtungszeitraum von 5,5 auf 4,8 Prozent, bei Schaeffler von 7,1 auf 6,0 Prozent. Nur wenige Zulieferer konnten ihre Margen verbessern. Dazu zählen Goodyear (von 3,9 auf 6,9 Prozent) oder Valeo (von 3,3 auf 4,0 Prozent).
Der Automarkt in China dürfte laut Berylls mit einem Wachstum von zwei Prozent nur knapp über dem erwarteten Wachstum des weltweiten Automobilabsatzes liegen. Überdurchschnittliche Zuwächse mit Rekordabsatzzahlen gehörten der Vergangenheit an, was die Geschäftsmöglichkeiten der Zulieferer, aber auch der Hersteller beeinträchtige.
Chinesische Autobauer würden daher für europäische Zulieferer immer wichtiger - „koste es, was es wolle“, schreiben die Branchenexperten von Berylls. Die Vielzahl chinesischer Marken und die anstehende Marktkonsolidierung seien dabei ein großes Risiko.
2025 wird für Autozulieferer „existenzkritisch“: Hersteller könnten Rabatte zu Lasten der Zulieferer anbieten
Die angekündigten EU-Zölle auf in China produzierte Fahrzeuge verschärfen die Situation zusätzlich. Und nach dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA könnten neue Zölle das Geschäft auf dem für die deutsche Automobilindustrie wichtigen Auslandsmarkt erschweren.
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Auch auf dem Heimatmarkt warten große Herausforderungen. Der Marktbeobachter Dataforce erwartet, dass 2025 nur noch rund 13,7 Millionen Fahrzeuge neu zugelassen werden. Das ist zwar ein leichter Anstieg, aber das Vorkrisenniveau von knapp 16 Millionen ist außer Reichweite.
Zudem müssen die Autohersteller angesichts der verschärften CO₂-Vorgaben der EU den Absatz von Elektroautos ankurbeln. Dies könnte vor allem über Rabatte geschehen, was die Margen der Zulieferer zusätzlich unter Druck setzt.
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