Wem der finanzielle Spielraum bleibt, kann Rentenpunkte kaufen. Sie gelten als wichtigster Wert zur Berechnung der Rentenhöhe. Doch lohnt es sich, in sie zu investieren`
+
Wie die Steuerbelastung in der Rente ausfällt, hängt von vielen Faktoren ab. (Symbolbild)

Rentensystem

Mehr als 100 Euro Unterschied: Welche Rentner mehr Steuern zahlen müssen

  • Lisa Mayerhofer
    VonLisa Mayerhofer
    schließen

Wie die Steuerbelastung in der Rente ausfällt, hängt von vielen Faktoren ab. Einer davon ist auch, wo man in Rente geht. Denn zwischen Ost und West gibt es eine Diskrepanz.

Berlin – Ganz neu ist die Nachricht nicht: Rentnerinnen und Rentner müssen im Osten mehr Steuern zahlen als ihre westdeutschen Altersgenossen mit ähnlich hohen Bezügen. Doch die Linke hat dies nun im Bundestag erneut kritisiert und fordert eine Angleichung. Der Hintergrund ist aber kompliziert.

Rentner im Osten müssen mehr Steuern zahlen als im Westen

Ausschlag für die Forderung ist eine aktuelle Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Sören Pellmann. Demnach zahlen Rentner mit einer sogenannten Standardrente, die vor dem Jahr 2023 in Rente gegangen sind, im Osten höhere Steuern auf ihre Altersbezüge als im Westen. Eine Anfrage mit ähnlichem Ergebnis hatte Pellmann schon vor einem Jahr an die Regierung gestellt.

Die aktuellen Zahlen, die ihm vom Bundesfinanzministerium übermittelt wurden und der Deutschen Presse-Agentur vorliegen, zeigen: Wer seit 2010 im Ruhestand ist und die neu errechnete Standardrente von 20.768 Euro im Jahr bezieht, zahlt im Osten darauf 241 Euro Einkommensteuer, im Westen sind es nur 132 Euro. 2020 in Rente gegangene Ostdeutsche zahlen 542 Euro Steuern jährlich auf eine solche Standardrente, im Westen 524. Die Standardrente zeigt den Wert an, den ein Empfänger bei durchschnittlichem Verdienst und 45 Beitragsjahren aktuell erhält.

Immerhin: Ab einem Renteneintritt ab 2023, dem Jahr der Ost-West-Angleichung der Renten, gibt es den Angaben zufolge keine Steuerunterschiede mehr. Für Pellmann ist das der richtige Weg. „Aber wir dürfen die Bestandsrentnerinnen und -rentner, die schon länger Rente beziehen, nicht vergessen“, erklärt er weiter. Dass diese im Osten immer noch mehr Steuern zahlten, sei ein Treppenwitz der Geschichte. „Zumal im Osten die meisten älteren Menschen fast nur von der gesetzlichen Rente leben müssen, während im Westen häufig noch andere Alterseinkünfte dazu kommen.“

Rentenbesteuerung: Komplizierter Hintergrund für unterschiedliche Steuerlast

Der Hintergrund für die unterschiedliche steuerliche Belastung ist kompliziert. Denn seit 2005 wird schrittweise auf eine sogenannte nachgelagerte Rentenbesteuerung umgestellt: Die Rentenbeiträge werden bei der Einkommensteuer berücksichtigt und senken diese, dafür wird später Einkommensteuer auf die ausgezahlte Rente fällig. Das heißt im Klartext: Wer 2005 in Rente ging, bei dem gelten 50 Prozent seiner Rente als steuerpflichtiges Einkommen, die anderen 50 Prozent sind steuerfrei. Bei einem Renteneintritt 2020 lag das Verhältnis bereits bei 80 zu 20. Ab Renteneintritt 2040 soll die Rente grundsätzlich zu 100 Prozent versteuert werden.

Der festgesetzte Freibetrag zu Rentenbeginn ändert sich nicht mehr, auch wenn, wie im Juli üblich, jährlich die Renten steigen. Dadurch erhöhe sich das steuerpflichtige Einkommen, erklärt das Finanzministerium in seiner Antwort. Bis 2023 habe es im Osten im Vergleich zum Westen höhere Rentensteigerungen pro Jahr gegeben. „Dies erklärt den Unterschied der Einkommensteuerbelastung zwischen Ost und West bei einem Rentenbeginn vor dem Jahr 2023.“

Hier können Sie sich unseren Renten-Ratgeber kostenlos runterladen.

Mehr Kaufkraft: Rentner leben im Osten besonders günstig

Auch wenn Rentnerinnen und Rentner im Osten mit einer höheren Steuerbelastung leben müssen, so haben sie laut einer neuen Studie auch einen Vorteil gegenüber den Senioren im Westen: Einer Auswertung des Prognos-Instituts zufolge sind die Rentner in Ostdeutschland finanziell komfortabler gestellt als im Westen, was die Kaufkraft angeht. Besonders günstig war demnach das Verhältnis von Wohnkosten und Renteneinkommen im Jahr 2021 in Gera. Am niedrigsten war die regionale Rentenkaufkraft dagegen im Westen Deutschlands und im Süden, insbesondere in Bayern.  „Das Ergebnis ist eindeutig. Rentenbeziehende leben in Ostdeutschland besonders günstig“, schreiben die Autoren. „Denn relativ hohe Renten treffen auf niedrige Lebenshaltungskosten.“

Die Forscher nutzten für die Studie Zahlen des Forschungsdatenzentrums der Rentenversicherung, welches im vergangenen Herbst die Auswertung zur Höhe der Renten auf Kreisebene für 2021 veröffentlichte. Außerdem zog Prognos für die Berechnungen Daten zu den Angebotsmieten in den betreffenden Jahren heran, als Indikator der Lebenshaltungskosten. Seit 2021 sind wegen der hohen Inflation bundesweit sowohl Lebenshaltungskosten als auch Renten gestiegen.

In Gera lag demnach 2021 die durchschnittliche monatliche Rentenkaufkraft mit 1.437 Euro deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 1036 Euro. Unter den ersten fünf folgen nach Gera vier weitere ostdeutsche Kommunen: Chemnitz, Cottbus, Görlitz und der Kreis Spree-Neiße.

Mit Material der dpa

Mehr zum Thema