Fiskus

Warum Rentnerinnen und Rentner im Osten mehr Steuern zahlen müssen als im Westen

  • Patricia Huber
    VonPatricia Huber
    schließen

Rentnerinnen und Rentner im Osten zahlen in der Regel mehr Steuern als im Westen. Schuld ist die Rentenerhöhung, die im Osten meist höher ausfällt.

Berlin – Im Laufe der kommenden Jahre werden immer mehr Neu-Rentnerinnen und -Rentner in die Steuerpflicht fallen. Das liegt daran, dass der steuerpflichtige Rentenanteil von Jahr zu Jahr steigt. Wer dann ab dem Jahr 2040 oder später in den Ruhestand geht, muss seine gesamte Rente versteuern.

Doch nicht nur das Jahr des Renteneintritts macht bei der Versteuerung der Rente einen Unterschied. Auch der Wohnort spielt wohl eine Rolle, wie eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Linken-Bundestagsabgeordneten Sören Pellmann zeigt.

Durchschnitts-Rentnerinnen und Rentner im Osten zahlen fast 100 Euro mehr Steuern

Demnach zahlen ältere Rentnerinnen und Rentner in Ostdeutschland teils mehr Steuern als ihre westdeutschen Altersgenossen mit ähnlich hohen Bezügen. Wer zum Beispiel 2010 in den Ruhestand ging und eine Standardrente bezieht, zahlt im Osten 217 Euro Einkommensteuer im Jahr – im Westen sind es nur 128 Euro. Die Anfrage liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Zuvor hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet.

Die Angaben beziehen sich auf den sogenannten Standardrentner – das ist eine Person, die 45 Jahre lang Durchschnittslohn verdient und darauf Rentenbeiträge entrichtet hat. Daraus ergibt sich die Standardrente, die 2023 im Osten bei 19.742 Euro und im Westen bei 19.877 Euro lag. In der Realität haben viele Menschen zum Beispiel weniger Beitragsjahre sowie vom Durchschnitt abweichende Einkommen.

Bei Standardrentnern mit einem Rentenbeginn 2005 sind nach Angaben der Bundesregierung im Osten 64 Euro Einkommensteuer im Jahr fällig – im Westen nichts. Wer 2015 in den Ruhestand ging und eine Standardrente hat, zahlt im Osten 344 Euro und im Westen 308 Euro im Jahr. Bei Rentenbeginn ab dem Jahr 2020 dreht sich das Verhältnis um – mehr Einkommensteuer im Westen als im Osten. Bei einem Rentenstart 2023 zahlen ostdeutsche Standardrentner 567 Euro, westdeutsche 587 Euro jährlich, wie aus der Antwort hervorgeht.

Rentner im Osten zahlen häufig mehr Steuern, als Rentner im Westen Deutschlands.

Renten-Erhöhung: Steuer-Anteil steigt dadurch für Ost-Rentnerinnen und -Rentner schneller

Der Hintergrund ist recht kompliziert. Die Besteuerung wird seit 2005 schrittweise umgestellt. Beiträge zur Rentenversicherung werden nach und nach steuerfrei, dafür wird später die Auszahlung besteuert. Zu Beginn der Umstellung wurden Freibeträge berechnet, die über die Jahre unverändert bleiben. In den vergangenen Jahren stiegen die Renten im Osten stärker als im Westen, um die Werte anzugleichen. Der Effekt: Bei gleichbleibendem Freibetrag wuchs der Anteil der Rente, der besteuert wird – und zwar im Osten schneller als im Westen.

Pellmann kritisierte das. Der Rentenwert liege im Osten seit mehr als 30 Jahren niedriger als im Westen. „Es ist ein Treppenwitz, dass diese Ungerechtigkeit heute faktisch auch noch zu höheren Steuern für Rentner im Osten führt.“ Nötig sei umgehend eine Gleichbehandlung. (ph/dpa)

Rubriklistenbild: © Michael Gstettenbauer/Imago; Felix Schlikis/Lobeca/Imago; Collage: RUHR24

Mehr zum Thema