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Apotheken in der Krise: Diese drei Grafiken zeigen die alarmierende Lage

  • Lars-Eric Nievelstein
    VonLars-Eric Nievelstein
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Die Apotheken suchen plötzlich deutlich weniger Personal. Aktuell stecken sie ohnehin wegen Filialschließungen in der Krise. Eine exklusive Analyse zeigt die Details.

Berlin – „Die Apotheken in Deutschland brauchen jetzt spürbare wirtschaftliche Verbesserungen.“ Es waren deutliche Worte, die Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), bei der Vorstellung des Apothekenwirtschaftsberichts Ende April äußerte. Rasant steigende Personal- und Sachkosten hatten die Betriebsergebnisse der Apotheken gedrückt. Gleichzeitig schrauben die Unternehmen ihre Bemühungen bei der Personalsuche zurück.

1,8 Millionen Euro für Stellenanzeigen – Apotheken brauchen Personal

Die Zahl der Apotheken in Deutschland schrumpft. Im ersten Quartal 2024 ging sie bundesweit von 17.571 (2023) um 142 Apotheken zurück. Laut dem DAV ist das ein neuer Tiefstand. Damit nimmt die Apothekendichte weiter ab, pro 100.000 Einwohner gibt es nurmehr 21 Apotheken, was weit unter dem europäischen Durchschnitt von 32 liegt.

Bildmontage aus einer Apothekerin bei der Arbeit und Apothekensymbol (Symbolfoto). Die Apotheken suchen deutlich weniger Personal. Aktuell stecken sie ohnehin wegen Filialschließungen in der Krise. Eine Analyse zeigt die Details.

Eine aktuelle Auswertung der Personalmarktforschung Index Research für Ippen.Media zeigt, dass Apotheken zwischen Januar und April 2024 etwa 2.912 Stellenanzeigen für rund 1.900 Positionen ausgeschrieben haben. Dafür gaben sie mehr als 404.000 Euro aus. Für die Untersuchung zog Index 190 Printmedien, 143 Onlinebörsen, das Stellenportal der Bundesagentur für Arbeit und Tausende Firmenwebsites heran.

Hier zeigt sich: Die Apotheken haben ihre Ausgaben für Stellenanzeigen nach 2020 drastisch hochgefahren. Eine mögliche Erklärung ist, dass im Zuge der Coronavirus-Pandemie deutlich mehr Kräfte notwendig waren.

In diesen Bundesländern suchen die Apotheken besonders viele Mitarbeiter

2023 folgte dann ein drastischer Einbruch. Im Sommer des Jahres hatte die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände noch einen Bericht der Apotheken Umschau bestätigt, demzufolge der Fachkräftemangel direkt für Verkürzungen von Öffnungszeiten verschiedener Apotheken verantwortlich waren. Betroffen waren zum Beispiel Filialen in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz. Trotzdem suchten sie weniger stark nach neuen Kräften als vorher.

Im neuen Jahr benötigten die Apotheken vor allem in Bayern und Baden-Württemberg neue Mitarbeiter. In Baden-Württemberg kosteten die 775 geschalteten Stellenanzeigen bis Ende April 130.900 Euro, in Bayern waren es 589 Anzeigen für insgesamt 84.681 Euro. Das Saarland (etwa 2.700 Euro) und Bremen (rund 1.900 Euro) investierten am wenigsten in Stellenanzeigen.

Berlin führte die Liste dabei mit 118 Stellenanzeigen für 69 Positionen an. Hamburg (99 Stellenanzeigen) und Stuttgart (60 Stellenanzeigen) lagen auf dem zweiten und dritten Platz.

Diese Positionen suchen die Apotheken

Besonders gefragt waren dabei Fachkräfte mit akademischer Bildung. Keinen anderen Beruf suchten die Apotheken so häufig – und das schon seit 2019. Besonders eifrig hatten sich die Unternehmen 2022 nach neuem Personal umgesehen. Zum Beispiel gab die Branche hier fast 1,6 Millionen Euro für die Suche nach Fachkräften mit akademischer Bildung aus.

Laut der Bundesagentur für Arbeit war 2023 von einer Engpasssituation bei den Fachkräften geprägt. Viele Apotheken hatten mit Engpässen beim Personal zu kämpfen. Wie die Bundesagentur weiter berichtete, waren Apotheker und Pharmazeuten unter den zehn beschäftigungsstärksten Expertenengpassberufen gelistet. Zuletzt hatten die Apotheken Alarm geschlagen, weil der Bundesgerichtshof in einem Urteil die Grundlage eines besonderen Rabatts gekippt hatte. Somit entgehen den Apotheken Zehntausende Euro – was ihre wirtschaftliche Krise nur noch mehr verschärft.

Rubriklistenbild: © IMAGO / Pond5 Images und IMAGO / Wolfilser

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