Verband ruft zum Handeln auf
„Herber Verlust“: Apotheken-Anzahl in Deutschland sinkt auf besorgniserregenden Tiefstand
VonVictoria Krumbeckschließen
Schwere Zeiten für Apotheken: Die Zahl der Betriebe sinkt drastisch. Die Apothekendichte ist im europäischen Vergleich deutlich unter dem Durchschnitt.
Berlin – Aufgrund der wirtschaftlichen Bedingungen sinkt die Zahl der Apotheken dramatisch. Bereits im vergangenen Jahr zeigten viele Apotheker mit Streiks ihren Unmut über die Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Die Situation ist auch aufgrund der fehlenden Medikamente und hohen Preise angespannt. Zum Jahresende gab es nur noch 17.571 Apotheken, wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) am Donnerstag (25. Januar) in Berlin mitteilte. Die Zahl ist so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Zahl der Apotheken sinkt – Größter Rückgang seit 75 Jahren
Im vergangenen Jahr wurden deutschlandweit demnach 559 Apotheken geschlossen und 62 neu eröffnet. Ende 2023 gab es damit unter dem Strich 497 Apotheken weniger als ein Jahr zuvor. Dabei handle es sich um den größten jährlichen Rückgang seit 1949 und damit um den niedrigsten Stand in der Geschichte der Bundesrepublik. Mit einer Apothekendichte von 21 Apotheken pro 100.000 Einwohnern liegt Deutschland weit unter dem europäischen Durchschnitt mit 32 Apotheken pro 100.000 Einwohner.
„Die Apotheken sichern die wohnortnahe Arzneimittelversorgung der gesamten Bevölkerung zwischen Ostsee und Alpen, sie sind zudem ein unverzichtbarer Teil jeder lokalen Infrastruktur“, sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. „Jede Apotheke, die schließt, ist ein herber Verlust für die Patientinnen und Patienten. Immer häufiger entstehen weitere Wege zur nächsten Apotheke“, fügte sie hinzu.
Apotheken-Anzahl auf dem Tiefstand – Verband ruf Ampel-Koalition zum Handeln auf
Viele Inhaberinnen und Inhaber müssten aufgeben, weil ihnen die wirtschaftliche Basis wegbreche. „Für den pharmazeutischen Nachwuchs wird die Neugründung einer Apotheke wegen fehlender wirtschaftlicher Perspektiven immer unattraktiver“, erklärte Overwiening. Zudem kritisierte sie die Einführung des E-Rezeptes, welches „die Gesellschaft ohne die Expertise der Apothekenteams überfordert“, so die Präsidentin.
Overwiening forderte die Ampel-Koalition auf, ein Rettungsgesetz vorzulegen und das Honorar der Apotheken künftig automatisch an wirtschaftliche Entwicklungen anzupassen. „Das Apothekenhonorar wurde seit mehr als zehn Jahren nicht mehr angepasst und zuletzt sogar nochmals gekürzt – obwohl im selben Zeitraum der Verbraucherpreisindex um 38 Prozent und die Kosten in Apotheken sogar um 60 Prozent geklettert sind“, erläuterte die ABDA-Präsidentin. (vk/dpa)
Rubriklistenbild: © Sebastian Kahnert/dpa
