Solartankstelle
Empörung über KfW-Desaster: Fördermittel nach 24 Stunden ausgeschöpft – „Lotterie wäre fairer gewesen“
VonAmy Walkerschließen
Nach 24 Stunden sind die Fördermittel der KfW-Bank „Solarstrom für Elektroautos“ ausgeschöpft. Eine IT-Panne der Bank macht viele Menschen wütend und enttäuscht.
Berlin – Es war ein Ansturm mit Ansage: Innerhalb von gerade mal 24 Stunden war der Fördertopf für die „Solartankstellen“ komplett leergefegt. 500 Millionen Euro waren in dem Topf der KfW-Bank, genug für rund 60.000 PV-Anlagen, schätzt das Solarunternehmen Soly. Davon sind die ersten 300 Millionen Euro jetzt weg.
Doch für die KfW-Bank und für das Verkehrsministerium lief der Start für das Antragsverfahren alles andere als reibungslos. Den ganzen Tag lang war das Antragsportal der Förderbank überfordert, zeitweise war das System überhaupt nicht erreichbar. Wenig überraschend daher, dass sich da viele Menschen, die am Ende nichts bekommen haben, ärgern.
Ansturm auf KfW-Förderung: Enttäuschung über IT-Panne
„Ich war einer der Verzweifelten, die den ganzen Tag ab Start versucht hatten, den Förderantrag zu stellen. Habe mindestens 30-mal, wie empfohlen durch Wiederholung oder neu zu beginnen, versucht, einen Antrag zu stellen und scheiterte immer wieder nach Eingabe der Daten bei der Zuschussberechnung und/oder am Ende beim Abschicken des Antrages jeweils durch gemeldete technische Störung der Internetseite“, schreibt uns ein Leser zu seiner Erfahrung am gestrigen Tag. „Am Ende hatte ich keinen Erfolg“.
Damit ist dieser Leser alles andere als allein: In den sozialen Medien, wie auf dem Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter, verlauten viele Nutzer ihren Frust. „Toll gemacht, eine Lotterie wäre fairer gewesen“, urteilt dort ein Nutzer. Ein anderer: „Sieben Stunden vergeblich versucht, KfW-Förderung für eine PV-Anlage zu beantragten. Antragstellung online über KfW ist der absolute Witz, Server seit heute Morgen komplett überlastet, Formular ungefähr 20x ausgefüllt, 300x gesendet, 300x Fehler“.
Sieben Stunden vergeblich versucht, KfW-Förderung für eine PV-Anlage zu beantragen. Antragstellung online über @kfw ist der absolute Witz, Server seit heute morgen komplett überlastet, Formular ungefähr 20x neu ausgefüllt, 300x gesendet, 300x Fehler. #kfw442 #kfw #clusterfuck pic.twitter.com/t4BgWr4lMJ
— Zaphod Beeblebrox (@ZaphodBeeble70) September 26, 2023
Für die KfW war es also kein guter Tag. Entsprechend meldete sich die Bank nun ebenfalls auf X zu Wort, um sich zu verteidigen. „Das Programm war ab der ersten Minute so begehrt, dass die vom Ministerium für dieses Jahr bewilligten Mittel in Höhe von 300 Millionen Euro um circa 1.40 Uhr nachts ausgeschöpft waren. Das Ministerium plant aber, im kommenden Jahr weitere 200 Mio. Euro zur Verfügung zu stellen“, versucht die Bank zu beruhigen. Am Ende konnten rund 33.000 Anträge bewilligt werden, bis der Stopp verkündet wurde. „Von der Öffnung des Programms am Vormittag bis 18 Uhr wurden über 190.000 Besucher verzeichnet, davon allein über 100.000 Besucher in den ersten drei Stunden des Antragsstarts“, so die Bank weiter. Zu den IT-Problemen schrieb sie allerdings nichts.
Ansturm auf Solar-Förderung war vorhersehbar
Die Frage vieler lautet nun aber: Hätten Ministerium und KfW-Bank den Ansturm vorhersehen können? Und wenn ja: Sich und die IT besser darauf vorbereiten können? Zumindest haben Fachleute schon im Vorfeld gewarnt, dass das Programm beliebt sein würde. In einer Pressemitteilung schreibt beispielsweise der Anbieter Soly, dass sie ihre Kunden schon seit Wochen beraten haben, und wussten, dass es viele Anträge geben würde. „Bereits vor dem offiziellen Startschuss hatte Soly davor gewarnt, dass die Förderung schnell vergriffen sein könnte“, so das Unternehmen. Auf Anfrage sagt das Unternehmen, dass auch bei ihren Kunden jetzt die Enttäuschung groß sei: „Unter 25 Prozent unserer Kunden haben sich erfolgreich für die Förderung beworben“.
Auch bei anderen Förderprogrammen musste die KfW schon nach wenigen Stunden einen Antragsstopp stellen. Anfang 2022 lief ein Förderprogramm für energieeffiziente Neubauten innerhalb von Stunden leer – zum zweiten Mal in Folge. Allerdings wurden damals keine IT-Probleme gemeldet, sodass der Aufruhr möglicherweise deswegen weniger groß war.
Rubriklistenbild: © Sven Hoppe/dpa
