Eingeschränkte Fahrgastrechte

Bahnstreik: Wer mit 49-Euro-Ticket fährt, hat schlechtere Chancen auf Erstattung

  • Franziska Kaindl
    VonFranziska Kaindl
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Bekommen Reisende ihr Geld zurück, wenn ihre Verbindung einem Bahnstreik zum Opfer fällt? Das kommt auf die Fahrkarte an – beim 49-Euro-Ticket wird es schwierig.

Wenn ein Bahnstreik ansteht, müssen Reisende und Pendler mit zahlreichen Zugausfällen und -verspätungen rechnen. Die Deutsche Bahn bittet in solchen Fällen Fahrgäste, ihre Reise nach Möglichkeit zu verschieben. Normalerweise wird ein Notfahrplan angeboten, bei dem eine Mitfahrt aber nicht garantiert werden kann. Wer bereits ein Ticket gebucht hat, das in den Zeitraum eines Streiks fällt, darf dies meist auch für eine Reise zu einem späteren Zeitpunkt nutzen und die Fahrt verschieben. Allerdings kommt es auf das Ticket an.

Bahnstreik: Entschädigung bei Zugausfällen und -verspätungen

Der Großteil der ICEs der Deutschen Bahn wird während des Bahnstreiks stillstehen.

Wenn der Zug komplett ausfällt oder mehr als 60 Minuten Verspätung hat, können sich Zugreisende den Ticketpreis vollständig erstatten lassen. Das regelt die EU-Fahrgastrechteverordnung. Für Besitzer von Zeitfahrkarten wie Wochen-, Monats- oder Jahrestickets gibt es bei der Bahn außerdem pauschale Entschädigungsbeträge:

  • 1,50 Euro (2. Klasse) oder 2,25 Euro (1. Klasse) pro Verspätungsfall für Besitzer von Zeitfahrkarten im Nahverkehr, Länder-Ticket oder Quer-durchs-Land-Ticket
  • 5 Euro (2. Klasse) oder 7,50 Euro (1. Klasse) pro Verspätungsfall für Zeitkarten im Fernverkehr
  • 10 Euro (2. Klasse) oder 15 Euro (1. Klasse) pro Verspätungsfall für Besitzer der Jahreskarte Bahncard 100

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49-Euro-Ticket geht mit weniger Fahrgastrechten bei Verspätungen einher

Aber wie sieht es mit den Kunden aus, die sich nach seiner Einführung im letzten Jahr das Deutschlandticket gekauft haben? Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) wurden mehr als 11 Millionen Abos verkauft und rund 10 Millionen Fahrgäste nutzten das Ticket jeweils im Juli und August 2023. Genau diese Kunden müssen nun mit eingeschränkten Fahrgastrechten bei den Bahnstreiks rechnen.

Wie der ADAC berichtet, gilt das 49-Euro-Ticket seit einer Änderung des Eisenbahnrechts im August 2023 als Fahrkarte mit erheblich ermäßigtem Beförderungsentgelt. Aus diesem Grund haben Reisende, die aufgrund einer Verspätung im Nahverkehr ihren Anschlusszug verpassen, kein Recht darauf, kostenlos auf einen ICE umzusteigen – sie müssen die Kosten dafür selbst tragen oder auf den nächsten Nahverkehrszug warten. Wer auf Nummer sicher gehen will, müsste eine Karte für die gesamte Reise kaufen und zahlt somit drauf.

Gewalt, Diebstahl, Waffen: Die gefährlichsten Bahnhöfe Deutschlands

Passantinnen hinter Schild mit Schriftzug Hauptbahnhof in München
Wie ist es um die Sicherheit an deutschen Bahnhöfen bestellt? Daten der Bundesregierung zeigen, dass nicht nur die Großstadt-Hauptbahnhöfe von Kriminalität betroffen sind.  © Ralph Peters/Imago
Wandelhalle im Hauptbahnhof Hamburg
Auf das gesamte Jahr 2022 gesehen, passieren am Hamburger Hauptbahnhof die meisten Gewaltdelikte. Und auch bei den Eigentumsdelikten liegt der Bahnhof der Hansestadt ganz vorne. Ein Sprecher der Deutschen Bahn erklärte jedoch laut dem Hamburger Abendblatt: „Am Hauptbahnhof ereignen sich im Durchschnitt jeden Tag weniger als zwei Gewaltdelikte. Gemessen an der Zahl der Reisenden, Passanten und Besucher ist das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, sehr gering.“ © Schoening/Imago
Hauptbahnhof mit Ernst-August-Denkmal
Zu Gewalt kommt es auch am Hauptbahnhof Hannover – er folgt im Ranking gleich nach Hamburg. Zudem werden am Bahnhof von Niedersachsens Landeshauptstadt zahlreiche Fälle von Kriminalität mit Waffen gezählt. Im ersten Halbjahr 2022 lag sie in dieser Kategorie sogar deutschlandweit an der Spitze.  © Arnulf Hettrich/Imago
Hauptbahnhof Nürnberg
Auch in der mittelfränkischen Großstadt Nürnberg kommt es des Öfteren zu Kriminalität: In der Kategorie Gewaltdelikte belegt ihr Hauptbahnhof den 3. Platz auf das gesamte Jahr gesehen. Im ersten Halbjahr 2022 lag sie sogar noch auf dem 2. Rang.  © Jürgen Ritter/Imago
Bahnsteighalle des Kölner Hauptbahnhofs
Sowohl bei den Eigentums- als auch den Betäubungsmitteldelikten tut sich der Kölner Hauptbahnhof hervor. Zwar ist er nicht der Bahnhof mit den meisten Vorfällen, allerdings befindet er sich in beiden Kategorien auf dem 2. Platz.  © Robert Schmiegelt/Imago
Die komplette Umgestaltung des Hauptbahnhofs in Frankfurt soll wohl in den frühen 2030er Jahren abgeschlossen sein.
Das Bahnhofsviertel von Frankfurt ist schon seit Langem für seine Rauschgiftszene bekannt. Auffällig wird er laut Daten der Bundesregierung allerdings nicht für Kriminalität im Bereich Betäubungsmittel, sondern bei den Eigentums- und Sexualdelikten – hier belegt der Bahnhof jeweils den dritten Platz.  © Schöning/Imago
Eingang Bertha-von-Suttner-Platz zum Hauptbahnhof Düsseldorf
Düsseldorf findet sich ebenfalls unter den gefährlichsten Bahnhöfen in Deutschland wieder. Hier sorgen auf das gesamte Jahr 2022 gesehen vor allem Kriminalität bezüglich von Betäubungsmitteln (3. Platz) und Waffen (2. Platz) für eine negative Statistik.  © Olaf Döring/Imago
Eingang zum Hauptbahnhof in Dortmund
Vor Düsseldorf liegt aber noch Dortmund: Der Hauptbahnhof der nordrhein-westfälischen Stadt zählt sowohl die meisten Betäubungsmittel- als auch Waffendelikte in ganz Deutschland. © Marco Stepniak/Imago
Eingang zum Hauptbahnhof Berlin
Obwohl Berlin mit 3,85 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt Deutschlands ist, ist der Bahnhof nur auf Platz 4 der meistbesuchten Bahnhöfe des Landes, wie es laut Deutscher Bahn heißt. Auch bei der Kriminalität befindet sich Berlin eher auf den hinteren Rängen – allein bei den Eigentumsdelikten belegte die Hauptstadt im ersten Halbjahr 2022 den 3. Platz. Auf das Gesamtjahr gesehen wird dieser Rang vom Frankfurter Bahnhof eingenommen, während Berlin nicht mehr unter den Top 3 auftaucht.  © Marius Schwarz/Imago
Eingang zum Hauptbahnhof Essen
Der Hauptbahnhof in Essen taucht ebenfalls nur im ersten Halbjahr 2022 bei den Daten der Bundesregierung auf. In der Kategorie Betäubungsmitteldelikte belegte er den dritten Platz, auf das Gesamtjahr gesehen taucht er aber nicht mehr bei den drei am häufigsten betroffenen Bahnhöfen auf.  © Schoening/Imago

Zumindest was die Verspätung angeht, haben auch Besitzer des 49-Euro-Tickets Anspruch auf eine Entschädigung. Bei mehr als 60 Minuten gibt es – wie bei den anderen Nahverkehrstickets – 1,50 Euro. Um über die Bagatellgrenze von 4 Euro zu kommen, müssten Nutzer in ihrem monatlichen Geltungszeitraum jedoch auf mindestens 180 Minuten Verspätung kommen. Außerdem können Besitzer des Deutschlandtickets ihre Entschädigung nicht online beantragen, sondern müssen pro Verspätungsfall das Fahrgastrechte-Formular ausfüllen und ins Reisezentrum bringen, wie Stiftung Warentest informiert.

Rubriklistenbild: © Wolfgang Maria Weber/Imago

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