Neue Erkenntnisse

Studie zeigt: Häufiger psychische Probleme bei Kindern, wenn sie zu viel am Smartphone hängen

  • Juliane Gutmann
    VonJuliane Gutmann
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Für Kleinkinder ist das Smartphone der Eltern magisch anziehend. Doch Bildschirmzeit birgt Risiken für die Psyche der Kleinen. Forschende zeigen, wie stark der Effekt ist.

Zu verlockend ist es, das eigene Kind vor den Fernseher zu setzen, wenn man etwas zu erledigen hat. Das ist auch nicht verwerflich, sofern es nicht ständig geschieht. Denn Pädagogen sind sich einig: Smartphones, Tablets und Fernseher sollten für Kinder nur in Maßen zugänglich sein. Ein übermäßiger Konsum birgt Risiken, die nicht zu unterschätzen sind.

So drohen neben Bewegungsmangel auch Probleme wie Konzentrationsstörungen und Schlafmangel. Zudem kann exzessiver Medienkonsum soziale Interaktionen und kreative Beschäftigungen verdrängen, was die emotionale und kognitive Entwicklung von Kindern beeinträchtigt. Was für viele plausibel klingt, ist zudem wissenschaftlich erwiesen. Zuletzt zeigte eine chinesische Studie auf, wie stark Bildschirmzeit die psychische Gesundheit von kleinen Kindern beeinflusst.

Kindgerechte Sendungen sollten ebenfalls nicht ständig geschaut werden

Das erschreckende Ergebnis: Je häufiger Kinder nicht-kindgerechte Inhalte im Fernsehen oder am Smartphone konsumierten, desto größer das Risiko für psychische Erkrankungen. Doch auch bildende und damit als kindgerecht eingestufte Bildschirmzeit wirkt sich negativ auf die Kinder aus, wenn sie dieser zu oft ausgesetzt waren. Wie das Wissensportal Springer Medizin schreibt, ging eine Bildschirmzeit von mehr als vier Stunden täglich – unabhängig vom Inhalt – mit einem signifikant um etwa ein Drittel gesteigerten Risiko für psychische Erkrankungen wie Depression einher. Bei moderater Bildschirmzeit waren die Auswirkungen auf die Kinderpsyche vom Inhalt abhängig. So ging ein höherer Konsum von Bildungsprogrammen mit einem um 27 Prozent niedrigeren Risiko für psychische Erkrankungen einher, während nicht für Kinder geeignete Inhalte mit einem fast um das Dreifache erhöhten Risiko verbunden waren.

Kleine Kinder sollten Forschenden zufolge so selten wie möglich mit Tablet, Smartphone oder Fernseher konfrontiert werden.

Das Forscherteam um Haiwa Wang vom National Children’s Medical Center der Shanghai Jiao Tong University in Shanghai analysierte für ihre Studie das Medienverhalten von rund 16.000 Kindern zwischen drei und sechs Jahren. Die Eltern der Stichprobe gaben im Rahmen von Fragebögen Informationen zur Entwicklung der Kinder.

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Das Fazit der Studienautoren: „Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass sowohl die Gesamtzeit am Bildschirm als auch verschiedene Arten von Inhalten mit psychischen Problemen bei Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren in Verbindung gebracht werden können. Es wird empfohlen, die Bildschirmzeit von Kindern zu begrenzen, Bildungsprogrammen den Vorrang zu geben und nicht auf Kinder ausgerichtete Programme zu vermeiden“.

Depression bis Alkoholsucht: Die häufigsten psychischen Krankheiten im Überblick – Jeder dritte ist betroffen

Eine Frau hält ein gefülltes Sektglas in ihrer Hand.
Alkoholsucht zählt zu den am dritthäufigsten diagnostizierten psychischen Leiden. Mit der Medikamentenabhängigkeit zusammen entfallen 5,7 Prozent der Diagnosen auf die Alkoholabhängigkeit. Etwa jeder siebte Erwachsene trinkt Alkohol in gesundheitlich riskanten Mengen. Damit ist Alkohol nach Nikotin das häufigste Suchtmittel in Deutschland, so die Bundes Psychotherapeuten Kammer. 1,8 Millionen Menschen gelten als alkoholabhängig, weitere 1,6 Millionen trinken Alkohol in schädlichen Mengen, heißt es weiter. (Symbolbild) © Bode/Imago
Medikamentensucht bei Senioren
Neben der Alkoholsucht zählt die Medikamenten-Abhängigkeit zu den am dritthäufigsten verbreiteten psychischen Erkrankungen in Deutschland.  © Jens Kalaene/dpa
Frau schaut aus Fenster
Die sogenannten affektiven Störungen zählen zu den psychischen Erkrankungen, die am zweithäufigsten in Deutschland vorkommen. Die Depression ist wohl der bekannteste Vertreter aus dieser Gruppe. Der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (dgppn) zufolge, entfallen fast 10 Prozent der Diagnosen auf diese Krankheitsgruppe. Alleine 8,2 Prozent sind von einer unipolaren Depression betroffen. Depressionen gehören damit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Rund 16 Prozent der Bevölkerung leiden mindestens einmal in ihrem Leben an einer depressiven Störung, innerhalb eines Jahres sind es ungefähr 8 Prozent, informiert die Bundes Psychotherapeuten Kammer. (Symbolbild) © Fabian Sommer/dpa
Junge Frau vor dem Schrankspiegel
Angststörungen sind am weitesten verbreitet. Der dgppn zufolge entfallen 15,4 der Diagnosen auf Angststörungen wie Panikattacken, Angst vor weiten Plätzen etc. Bei Betroffenen ist das Angstgefühl so übermächtig, dass es den Alltag immens einschränkt. Beschwerden wie Herzrasen, Schwitzen und Zittern zählen zu den Symptomen einer Angststörung. (Symbolbild) © Imago
Frau mit Maßband in der Hand
Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht sind zwar insgesamt gesehen weniger weit verbreitet als oben genannte Krankheiten. Doch in der weiblichen Bevölkerung zwischen Pubertät und dem 30. Lebensjahr gehören die Essstörungen zu den häufigen psychischen Erkrankungen, informiert die Bundes Psychotherapeuten Kammer. Etwa ein Prozent der Frauen erkrankt während ihres Lebens an einer Magersucht, rund zwei Prozent leiden im Laufe ihres Lebens an einer Bulimie. (Symbolbild) © Sergiy Tryapitsyn/Imago

Mehr Informationen zur Studie Types of On-Screen Content and Mental Health in Kindergarten Children

Veröffentlichungsdatum: 4. Dezember 2023

Untersuchungszeitraum: November 2016 bis Mai 2023

Veröffentlicht in JAMA Pediatrics, einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift zum Thema Kinderheilkunde

Umfang: 15.965 Kindergartenkinder

Studienautoren: Chinesisches Forscherteam um Haiwa Wang vom National Children’s Medical Center der Shanghai Jiao Tong University

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