2024 nur 3,4 Prozent mehr

Mindestlohn: Anhebungen in EU-Ländern – Deutschland im internationalen Vergleich hinten

  • Marco Blanco Ucles
    VonMarco Blanco Ucles
    schließen

Seit dem 1. Januar 2024 liegt der Mindestlohn in Deutschland bei 12,41 Euro. Weitere Erhöhungen sind geplant. Doch wie sieht es im EU-Vergleich aus?

Schon bald feiert der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland zehnjährigen Geburtstag. Er wurde am 1. Januar 2015 eingeführt, lag damals bei 8,50 Euro pro Stunde. Seitdem ist viel passiert. Aufgrund der Inflation und anderer Krisen ist das Leben für die Menschen deutlich teurer geworden. Auch der Mindestlohn ist gestiegen, liegt 2024 bei 12,41 Euro – eine Steigerung um 46 Prozent im Vergleich zum Jahr 2015. Zahlt der Arbeitgeber weniger als diese 12,41 Euro, macht er sich strafbar.

In 22 EU-Ländern gibt es den gesetzlichen Mindestlohn

Der Mindestlohn in Deutschland liegt im Jahr 2024 bei 12,41 Euro – doch wie sieht es im europäischen Vergleich aus?

In 21 weiteren EU-Ländern gibt es ebenfalls einen gesetzlichen Mindestlohn. Im Ranking der absoluten Zahl liegt Deutschland im Jahr 2024 auf Rang vier – nur in Luxemburg (14,86 Euro), den Niederlanden (13,27 Euro) sowie Irland (12,70 Euro) liegt der Mindestlohn höher. Schlusslicht in dieser Statistik ist Bulgarien mit 2,85 Euro – eine Übersicht laut dem Statistischen Bundesamt:

PositionLandMindestlohn (Stand 1. Januar 2024)
1.Luxemburg14,86 Euro
2. Niederlande13,27 Euro
3. Irland12,70 Euro
4. Deutschland 12,41 Euro
5. Belgien12,09 Euro
6.Frankreich11,65 Euro
7.Slowenien7,25 Euro
8.Spanien6,87 Euro
9.Polen6,10 Euro
10.Zypern6,06 Euro
11.Litauen5,65 Euro
12.Malta5,34 Euro
13.Estland4,86 Euro
14.Kroatien4,86 Euro
15.Portugal4,85 Euro
16.Tschechien4,69 Euro
17.Griechenland4,51 Euro
18.Slowakei4,31 Euro
19.Lettland4,14 Euro
20.Ungarn4,02 Euro
21.Rumänien3,99 Euro
22.Bulgarien2,85 Euro

Während Deutschland im Ranking der Höhe des Mindestlohns EU-weit in der Spitzengruppe angesiedelt ist, sieht es in einer anderen Statistik ganz anders aus. Nämlich wenn es darum geht, um wie viel Prozent der Mindestlohn im Vergleich zum Vorjahr Anfang 2024 angehoben wurde. Vor dem Hintergrund hoher Inflationsraten erhöhten die Länder durchschnittlich ihren Mindestlohn um 9,7 Prozent. Das ergibt der neue internationale Mindestlohnbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.

Sie wünschen sich wertvolle Geldspar-Tipps?

Der „Clever sparen“-Newsletter von Merkur.de hat immer donnerstags die besten Geldspar-Tipps für Sie.

In Deutschland hingegen erfolgte lediglich eine Anhebung um 3,4 Prozent. Damit ist die Bundesrepublik in dieser Statistik EU-weit auf dem vorletzten Rang zu finden. Nur in Belgien erfolgte mit 2 Prozent eine noch geringerer Sprung. Schon bald könnte es jedoch eine stärkere Anhebung geben, nicht nur, weil einige Politiker wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) einen Mindestlohn von 15 Euro fordern.

Extra-Einkommen: Nebenjobs in Branchen, wo Mitarbeiter gefragt sind

Lächelnde Geschäftsfrau.
Die Jobplattform Zenjob hat in einer früheren Untersuchung ausgewertet, wie viel Studenten oder Nebenjobbende bei welchen Nebenjobs verdienen können. Das Unternehmen hatte dazu insgesamt 797.000 Nebenjobs zwischen 2019 und 2021 in 36 Städten ausgewertet. Vergleichsweise gut bezahlt waren demnach die Bürokräfte. Die durchschnittlichen Stundenlöhne lagen laut dem im Februar 2022 veröffentlichten „Zenjob-Jobspiegel“ für Büroaushilfen damals bei 13,28 Euro. © JOSEF/Westend61/Imago
Jemand hält einen Geldbeutel mit Geldscheinen in der Hand
Danach folgten die Kuriere. Die durchschnittlichen Stundenlöhne für entsprechende Fahrerjobs lagen der Auswertung zufolge bei damals 13,20 Euro. © Bihlmayerfotografie/Imago
Jemand zapft Bier aus einem Hahn.
Noch immer werden Mitarbeiter in der Gastronomie zum Teil händeringend gesucht. Zum Zeitpunkt der Auswertung (30. Dezember 2021) lag der Stundenlohn für den Job als Kellnerin oder Kellner bei im Schnitt 12,90 Euro.  © Axel Heimken/dpa (Archivbild)
Symbolbild - Sparen
Auch auf Messen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich mit einem Nebenjob etwas hinzuzuverdienen. Für Hosts oder Hostessen beziehungsweise einen entsprechenden Promoter-Job lag der durchschnittliche Stundenlohn der Auswertung zufolge bei damals 12,80 Euro. © Daniel Karmann/dpa
Mitarbeiter an der Supermarktkasse
Wer sich mit einem Nebenjob etwas hinzuverdienen will, findet Job-Angebote auch bei Supermärkten. Zum damaligen Zeitpunkt lag, wie die Auswertung gezeigt hatte, der Stundenlohn für einen Kassiererjob bei im Schnitt 12,70 Euro.  © Sven Hoppe/dpa
Auswertung mit einem Tachenrechner und Rotstift
Welche Nebenjobs finden sich noch? Bei Inventurjobs konnte man zum Zeitpunkt mit im Durchschnitt 12,50 Euro Stundenlohn rechnen... © Zoonar.com/stockfotos-mg/Imago
Eine Person hält einen Geldbeutel in der Hand.
... und bei Jobs als Kommissioniererin oder Kommissionierer mit einem Stundenlohn von damals durchschnittlich 12,10 Euro, wie die Auswertung zu den Nebenjobs ergeben hatte.  © Patrick Pleul/dpa
Eine Person hält eine Geldbörse.
Bei der Suche nach einem Zusatzjob kommt es nicht nur auf den Bruttoverdienst an. © Fotostand/K. Schmitt/Imago
Frauenhand mit Stempel mit der Aufschrift 520 Euro Minijob
Hält man bestimmte Verdienst- und Zeitgrenzen ein – etwa bei einem Mini- oder Saisonjob – kann das schlussendlich netto mehr bringen als ein Zweitjob mit höherem Bruttogehalt und längerer Arbeitszeit, heißt es in einem Bericht der dpa zum Thema. © blickwinkel/McPHOTO/K. Steinkamp/imago
Auswertung Umsatzstatistik Rotstift Auswertung Umsatzstatistik Rotstift Copyright: xZoonar.com/stockfotos-mgx 19629224
Vorab sollte man also klären, was nach Abzug von Steuer- und Sozialabgaben vom Zweitjob am Ende übrig bleibt. © Zoonar.com/stockfotos-mg/Imago

Denn künftig – spätestens ab dem 15. November 2024 – müssen sich die Mitgliedsstaaten laut Boeckler.de an einer EU-Mindestlohnrichtlinie orientieren. Diese besagt, dass ein angemessener Mindestlohn mindestens 60 Prozent vom Medianlohn oder 50 Prozent vom Durchschnittslohn vom jeweiligen Land entsprechen muss. Aktuell erfüllen in der EU lediglich Slowenien, Portugal und Frankreich diese Bedingungen. In Deutschland wäre zur Erfüllung des 60-Prozent-Kriteriums bereits 2023 ein Mindestlohn von 13,61 Euro, 2024 von rund 14 Euro erforderlich gewesen.

Mindestlohnanhebungen mit Lebenshaltungskosten gegenrechnen

Eine weitere Statistik zeigt auf, wie sich die Mindestlohnanhebungen auswirken, wenn die gestiegenen Lebenshaltungskosten mit einberechnet werden. Im EU-Mittel lag der Kaufkraftgewinn des Mindestlohns bei rund 2,5 Prozent. Deutschland hingegen ist Teil einer Gruppe von sechs Ländern, in denen der Mindestlohn real um ein Prozent oder mehr fiel.

Rubriklistenbild: © Michael Gstettenbauer/IMAGO

Mehr zum Thema