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Diskussion ums Elterngeld: Wen könnte die geplante Neuregelung treffen?

  • Anne Hund
    VonAnne Hund
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Geht es nach den Plänen der Ampel-Koalition, soll die Einkommensgrenze für den Bezug des Elterngeldes herabgesetzt werden. Um welche Einkommen geht es?

Die geplante Elterngeldkürzung für Familien mit hohen Einkommen könnte nach Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) deutlich mehr Menschen betreffen, als von Familienministerin Lisa Paus (Grüne) vermutet. Das berichtete die Deutsche Presse-Agentur (Stand: 5. Juli). So leben dem IW zufolge 2020 in Deutschland 435.000 Paare, die potenziell Kinder bekommen könnten und gemeinsam ein zu versteuerndes Jahreseinkommen von mehr als 150.000 Euro hatten. Die Familienministerin hatte den Berichten zufolge gesagt, die geplante Einstellung der Zahlung von Elterngeld oberhalb dieser Einkommensgrenze würde vermutlich etwa 60.000 Familien betreffen.

Wen könnte die geplante Elterngeld-Neuerung treffen?

Der Familien-Experte des Instituts, Wido Geis-Thöne, erklärte dem dpa-Bericht zufolge: „Die Idee, die Grenze für das Elterngeld zu reduzieren, ist grundsätzlich nicht verkehrt. Allerdings ist sie mit 150.000 Euro eher niedrig – das erreichen zwei Akademiker in Vollzeit auch ohne Spitzenpositionen. Hier sollte die Regierung sich fragen, ob sie nicht über ihr Ziel hinausschießt.“ Derzeit liegt die Grenze liegt bei 300.000 Euro zu versteuerndem Jahreseinkommen bei Paaren und 250.000 Euro bei Alleinerziehenden.

2022 bezogen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gut 1,8 Millionen Personen Elterngeld, die Mehrzahl davon Frauen (knapp 1,4 Millionen).

Ampel-Koalition: Wie soll die geplante Elterngeld-Änderung aussehen?

Geht es nach den Plänen der Ampel-Koalition, soll es die Leistung ab 150.000 Euro zu versteuerndem Einkommen bei einem Paar nicht mehr geben, wie dpa berichtete. Dabei handelt es sich um das Einkommen nach Abzug von steuerlichen Freibeträgen, Sonderausgaben und anderen Faktoren. Es ist auf dem Steuerbescheid zu finden. Ein Paar mit 150.000 Euro zu versteuerndem Einkommen komme nach Einschätzung in Kreisen des Bundesfamilienministeriums auf ein Jahresbrutto von etwa 180.000 Euro, wie die Nachrichtenagentur in dem Zusammenhang weiter schilderte.

„Um diesen Schwellenwert zu erreichen, muss mindestens ein Elternteil 90.000 Euro oder mehr verdienen“, heißt es schlussfolgernd in einer Mitteilung der Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu vom 6. Juli, die nach eigenen Angaben ausgewertet hat, in welchen Berufen das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen in Deutschland über dem Schwellenwert von 90.000 Euro liegt. „Die Auswertung basiert auf über 13.500 Gehaltsangaben, die von kununu-Nutzer:innen aus Deutschland freiwillig auf der Plattform abgegeben wurden“, heißt es in der Mitteilung zu der Auswertung.

Neun Fehler, die Sie bei der Steuererklärung viel Geld kosten

Mutter und erwachsene Tochter
Unterhalt für volljährige Kinder: Zahlungen für unterhaltsberechtigte Personen (z.B. Kinder, Eltern, anderes Elternteil des gemeinsamen Kindes) lassen sich in der Regel absetzen. Dazu gehört etwa auch der Unterhalt für erwachsene Kinder, die studieren, aber noch daheim wohnen. Für 2022 können für Sprösslinge über 25 einen Betrag von maximal 10.347 Euro absetzen (zzgl. Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge). Die Kinder müssen nicht angeben, ob die Eltern den Unterhalt geltend machen. (Symbolbild) © YAY Images/Imago
Schreibtisch in modernem Arbeitszimmer
Arbeitszimmer nicht absetzen: Wurde 2022 ein Raum (kein Durchgangszimmer) fast ausschließlich für berufliche Zwecke genutzt, können etwa Miete und Nebenkosten anteilig abgesetzt werden. Wichtig hier: Der Raum muss den Mittelpunkt der Arbeit darstellen und das muss belegbar sein. Ist das nicht der Fall, können Kosten nur bis zu 1.250 Euro abgesetzt werden. Wenn das Arbeitszimmer nicht den gesetzlichen Ansprüchen entspricht, kann man die Homeoffice-Pauschale in Anspruch nehmen (max. 600 Euro). (Symbolbild) © Addictive Stock/Imago
Frau in Videocall zu Hause
Internet und Telefon im Homeoffice: Oft vergessen: Wenn die privaten Leitungen von Internet und Telefon beruflich mitgenutzt werden, können davon 20 Prozent der Kosten als Werbungskosten abgesetzt werden. Wichtig: höchstens 20 Euro im Monat. Die Kosten werden ersetzt zu denen von Arbeitszimmer oder Homeoffice (2022: 120 Tage à fünf Euro). (Symbolbild) © Rainer Berg/Imago
Klempner repariert Abfluss
Handwerker-Anfahrt: Auch bei Handwerkern lässt sich ein bisschen Geld wiederholen. 20 Prozent Steuerrabatt gibt es auf die ausgewiesenen Lohnkosten (s. Rechnung). Dazu gehören etwa die Entsorgung von Grün­gut, Anfahrts- oder Verbrauchs­mittel­pauschalen. Tipp: Immer Rechnungen aufschlüsseln lassen, Belege aufheben und nicht bar zahlen. (Symbolbild)  © Monkey Business 2/Imago
Weibliche Autofahrerin, Nahaufnahme
Fahrt zur Praxis: Nur wenige Menschen wissen, dass man auch die Fahrten zu Ärzten, Therapie oder Reha-Maßnahmen absetzen kann (30 Cent/gefahrener Kilometer). Alle Kosten rund um die Gesundheit gelten als außergewöhnliche Belastungen. Als Nachweis reicht eine einfache Aufstellung der Fahrten aus. (Symbolbild) © Matej Kastelic/Imago
Gesundheitskarte mit Geldscheinen.
Kinder-Krankenkassenbeiträge: Befindet sich das Kind in einer Ausbildung, ist es meist günstiger, wenn die Eltern seine Sozial­versicherungs­beiträge in der eigenen Steuererklärung angeben. Auch, wenn das Kind selbst Versicherungsnehmer ist. Hier liegt großes Sparpotenzial und für den Nachwuchs gibt es keinen Nachteil. Sie sind erst ab einem Bruttoeinkommen von 13.150 Euro steuerpflichtig. (Symbolbild) © Zerbor/Imago
Geschäftsmann isst Nudeln mit Kollegen, Nahaufanahme
Verpflegungspauschale nicht angeben: Sind Arbeitnehmer viel unterwegs und eben nicht im Homeoffice, kann die Verpflegungspauschale geltend gemacht werden. Bei Abwesenheiten von acht Stunden und mehr sind das 14 Euro pro Tag, bei 24 Stunden 28 Euro und die An- und Abreisetage bringen je 14 Euro. Dazu zählt es übrigens auch, wenn man Wohnung oder Büro für das Mittagessen verlässt (Pause muss allerdings nachgewiesen werden, z.B. mit Arbeitgeberbescheinigung oder Tabellen zur Zeiterfassung). (Symbolbild) © Josep Suria/Imago
Mercedes Autohaus bietet Geschäftswagen an.
Zu viel für Firmenwagen gezahlt: Arbeitnehmer versteuern ihren Dienstwagen zusätzlich zum Monatsgehalt (Privatfahrten um ein Prozent, Dienstfahrten um 0,03 Prozent je Entfernungskilometer). Aber: Wer 2022 den Großteil der Zeit im Homeoffice war, kann seinen Bruttolohn um die zu viel versteuerten Fahrten mindern. (Symbolbild) © Arnulf Hettrich/Imago
Zwei Stempel je mit den Worten Steuer und Erklärung.
Verspätete Abgabe: Wer den Stichtag für die Steuererklärung verpasst (für 2022 ist das der 02. Oktober 2023), zahlt einen Verspätungszuschlag von mindestens 25 Euro pro angebrochenem Monat. Wer seine Steuererklärung also pünktlich dem Finanzamt zukommen lasst, zahlt nichts drauf. (Symbolbild) © Felix Schlikis/Imago

In welchen Jobs verdient man über 90.000 Euro brutto im Jahr?

„Demnach werden Bruttojahresgehälter von über 90.000 Euro vor allem in akademische Leitungspositionen im privatwirtschaftlichen Umfeld gezahlt“, wie kununu anlässlich der Auswertung unter anderem mitteilte. „Knapp über der 90.000 Euro-Grenze sind die Berufe Leiter:in Technik (90.250 Euro) und Kaufmännische Leiter:in (90.694 Euro).“ Die Arbeitgeber-Bewertungsplattform zählt darüber hinaus noch weitere Berufe beziehungsweise Job-Positionen auf, in welchen sich mehr als 90.000 Euro brutto im Jahr verdienen ließen:

  • Chefärztin/ Chefarzt - 168.361 Euro
  • Partnerin / Partner - 147.008 Euro
  • Oberärztin / Oberarzt - 126.138 Euro
  • Chief Financial Office (CFO) - 125.938 Euro
  • Principal Consultant - 104.575 Euro
  • Leiter:in Supply Chain - 100.724 Euro
  • Leiter:in Business Development/ Unternehmensentwicklung - 100.088 Euro
  • Werkleiter:in - 97.388 Euro
  • Chief Operating Officer (COO) - 96.794 Euro
  • Leiter:in Forschung und Entwicklung - 96.706 Euro
  • Chief Technology Officer (CTO) - 95.263 Euro
  • Leitende:r Ingenieur:in - 95.076 Euro
  • Leiter:in Produktmanagement - 92.615 Euro
  • Chief Information Security Officer (CISO) - 91.114 Euro
  • Kaufmännische:r Leiter:in - 90.694 Euro
  • Leiter:in Technik - 90.250 Euro

Quelle: kununu, Mitteilung vom 6. Juli 2023

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Was soll das Elterngeld leisten?

Das Eltern­geld ist für zahlreiche Familien eine wichtige finanzielle Unterstüt­zung nach der Geburt eines Kindes. Es soll unter anderem dafür sorgen, dass junge, berufstätige Eltern sich die Erziehungsarbeit besser aufteilen können. So unterstützt der Staat mit dem Elterngeld Eltern, die nach der Geburt des Kindes nicht oder vorerst nur wenig arbeiten und damit kaum oder kein Geld verdienen. Das Elterngeld muss beantragt werden. Weitere Informationen rund ums Elterngeld.

Rubriklistenbild: © Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

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