Deutlicher Trend

Dienstwagen als „Lockmittel“: In welchen Branchen die Chancen auf ein Auto hoch sind

  • Sebastian Oppenheimer
    VonSebastian Oppenheimer
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Arbeitgeber müssen aktuell immer mehr bieten, um neue Mitarbeiter zu finden – die Chance auf einen Dienstwagen steigt laut einer Auswertung.

Ein eigenes Auto ist ein teures Vergnügen – viele Deutschen fürchten laut einer Umfrage sogar, es sich in Zukunft gar nicht mehr leisten zu können. Aus Sicht eines Verkehrsforschers ist eine extreme Verteuerung des Automobils aber sogar genau das richtige, um den Menschen das Auto abzugewöhnen – und so der Umwelt etwas Gutes zu tun. Und auch wenn sich inzwischen oft Aktivisten aus Protest auf der Straße festkleben – der Klimawandel ändert nichts an der Liebe der Deutschen zum Auto. Und genau das scheint auch bei den Arbeitgebern ankommen zu sein: Viele suchen aktuell händeringend neue Mitarbeiter und bieten einer Auswertung zufolge inzwischen doppelt so oft Firmenwagen als „Lockmittel“ an als noch vor einigen Jahren.

Dienstwagen als „Lockmittel“: In welchen Branchen die Chancen auf ein Auto hoch sind

Wie eine Analyse der Mietwagen-Plattform billiger-mietwagen.de und des Job-Portals Indeed ergab, stieg der Anteil der angebotenen Dienstwagen in Stellenanzeigen zwischen 2019 und 2022 auf mehr als das Doppelte an: War im Jahr 2019 nur in 1,96 Prozent aller Inserate ein Dienstwagenangebot enthalten, so fand sich dies im Jahr 2022 bereits in 4,05 Prozent der Stellenanzeigen.

Der Skoda Octavia Combi zählt laut einer Auswertung zu den beliebtesten Dienstwagen der Deutschen.

Immer mehr Arbeitgeber locken mit Dienstwagen – speziell Unternehmen aus dem Handwerkssektor

Speziell Unternehmen aus dem Handwerk offerieren gerne Dienstfahrzeuge: Ihr Anteil lag bei mehr als 30 Prozent am Gesamtvolumen der Jobanzeigen mit Dienstwagenangebot. Auch Vertriebler werden gerne damit bedacht: 13,8 Prozent der Inserate enthielten ein Dienstfahrzeugangebot. Platz drei belegt das medizinische Fachpersonal mit einem Anteil von 9,5 Prozent. Wenig Chancen auf einen Dienstwagen dürfen sich dagegen Dienstleister im Beratungssektor erhoffen: Hier lag der Anteil bei den Stellenanzeigen gerade einmal bei 0,2 Prozent.

Top 10: Das sind die beliebtesten Dienstwagen der Deutschen

Ein Polestar 2
Platz 10 – Polestar 2 (1,33 %): Nur ein reines Elektroauto hat es in die Top 10 der beliebtesten Dienstwagen der Deutschen des Jahres 2022 geschafft – von einer relativ jungen Marke: der Polestar 2. Neben der Tatsache, dass es sich um einen Stromer handelt, ist auch die Karosserieform im Dienstwagen-Ranking außergewöhnlich: Es handelt sich weder um ein SUV und noch einen Kombi. © Polestar
Ein VW Golf Variant
Platz 9 – VW Golf Variant (1,35 %): Während viele Autokäufer inzwischen lieber zum SUV greifen, stehen Kombis bei Dienstwagenfahrern noch immer hoch im Kurs. Den neunten Platz im Ranking belegt daher die „praktische“ Version des VW Golf mit dem Namenszusatz „Variant“. © VW
Ein Skoda Kodiaq
Platz 8 – Skoda Kodiaq (1,52 %): Lange Zeit waren Dienstwagen eine nahezu reine Kombi-Domäne – doch auch hier haben sich die Zeiten geändert. Den achten Rang hat sich der Skoda Kodiaq gesichert, der seit dem Jahr 2017 auf dem Markt ist. © Skoda/Hans-Dieter Seufert
Ein Seat Leon Sports Tourer
Platz 7 – Seat Leon Sports Tourer (1,53 %): Nach dem Golf Variant und dem Skoda Kodiaq ist der Seat Leon Sports Tourer auf Platz 7 im Dienstwagen-Ranking bereits das dritte Fahrzeug aus dem VW-Konzern. Der spanische Kompaktwagen kam 1999 auf den Markt – inzwischen wird er in der vierten Generation produziert. © Seat
Ein Opel Insignia Sports Tourer
Platz 6 – Opel Insignia Sports Tourer (1,55 %): Der einzige Opel in der Top-10-Liste der Dienstwagen rangiert auf dem sechsten Platz. Es dürfte übrigens das letzte Mal gewesen sein, dass der Name Insignia in dem Ranking auftaucht: Die Baureihe der Rüsselsheimer wird eingestellt. Angeblich arbeitet man aber schon an einem Nachfolger im selben Segment. © Sebastian Geisler/Imago
Ein Skoda Octavia
Platz 5 – Skoda Octavia Combi (2,04 %): Ein weiteres Fahrzeug aus dem VW-Konzern sichert sich den fünften Rang im Dienstwagen-Ranking. Der Octavia kam 1996 auf den Markt, inzwischen wird die vierte Generation des tschechischen Mittelklasse-Wagens gebaut. © Skoda
Ein Skoda Superb Combi
Platz 4 – Skoda Superb Combi (2,07 %): Der Superb rangiert nicht nur in der Positionierung eine Klasse über dem Octavia – sondern auch einen Platz im Dienstwagen-Ranking. Seit 2001 wird der Superb bereits produziert, inzwischen ist die dritte Generation auf dem Markt. © Skoda
Ein Ford Kuga
Platz 3 – Ford Kuga (2,91 %): Zwei SUV haben es unter die zehn beliebtesten Dienstwagen der Deutschen im Jahr 2022 geschafft: eines davon immerhin auf Rang drei – der Ford Kuga. Inzwischen ist bereits die dritte Generation des im Jahr 2008 in Produktion gegangenen Kompakt-SUV auf dem Markt © Ford
Ein Ford Focus Turnier
Platz 2 – Ford Focus Turnier (3,38 %): Auch auf dem zweiten Platz der Dienstwagen-Rangliste hält weiter ein Vertreter der Kombi-Gattung die Stellung. Das große Plus beim Turnier ist der geräumige Fond. Smartes Extra: Beim Öffnen der Seitentüren schmiegt sich ein beweglicher Gummischutz automatisch um den am meisten exponierten Teil der Türblechkante, was Lackschäden in engen Parklücken verhindern soll. Bald müssen sich Dienstwagenfahrer aber anderweitig umschauen: Die Produktion des Ford Focus endet im Jahr 2025. © Ford
Ein VW Passat Variant
Platz 1 – VW Passat Variant (5,47 %): Auch wenn viele Familien inzwischen lieber zum SUV greifen – bei den Dienstwagen ist mit dem VW Passat Variant immer noch ein Kombi König. Fragt sich nur: wie lange noch? © Volkswagen

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Doch bei der Untersuchung wurden nicht nur die Branchen ausgewertet, sondern auch die spezifischen Berufe. Die Top-3 bei den Stellenanzeigen mit Dienstwagenangebot waren demnach:

Platzierung/BerufAnteil
1. Anlagenmechaniker8,9 Prozent
2. Vertriebsbeauftragte & Heizungs- und Sanitärmonteure4,8 Prozent
3. Elektriker4,7 Prozent

Immer mehr Arbeitgeber locken mit Dienstwagen – aus Klima-Sicht problematisch

Ein Problem aus Klima-Sicht: Bei Dienstwagenfahrern sind mitunter Plug-in-Hybride sehr beliebt – denn diese bieten einen besonderen Steuervorteil. Bei der Versteuerung dieser Antriebsgattung werden nämlich nur 0,5 Prozent statt eines Prozentes des Bruttolistenpreises fällig. Allerdings nähern sich Plug-in-Hybride nur dem angegeben günstigen Normverbrauch, wenn man sie auch entsprechend auflädt. Doch viele verfeuern lieber den vom Arbeitgeber bezahlten Sprit als das Fahrzeug zu Hause mit Strom zu betanken. Denn Letzteren muss man ja schließlich aus eigener Tasche zahlen. Letzten Endes ist der Elektromotor dann nur unnötiger Ballast und treibt den Verbrauch in die Höhe – und führt den vermeintlichen Umweltvorteil ad absurdum.

Rubriklistenbild: © SKODA Auto

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