Erste Testfahrt

Volvo EX30: Skandinavischer Elektro-Hammer nimmt Kompaktklasse ins Visier

  • Rudolf Bögel
    VonRudolf Bögel
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Angriff auf die Kompaktklasse. Mit dem Elektro-SUV EX30 wollen die Schweden die Konkurrenz aufmischen. Erste Testfahrt mit kleinen Tücken.

Über skandinavisches Design ist eigentlich alles gesagt. Es ist klar, sauber und uneitel. Das Interieur im neuen EX30 des schwedischen Herstellers Volvo wirkt so leergefegt wie die ewigen Weiten der lappländischen Tundra nach einem Wintersturm. Arm an Farben, Konturen und Kontrasten, aber trotzdem nicht ungemütlich. Viel Recycling-Material mit optischen Entgleisungen wie der gesprenkelte Kunststoff bei der Ausstattungslinie Breeze, Dekor „Particle.“ Ganz anders das Exterieur: Hier spielen die Designer mit Flächen und Formen, da prallt Rundes auf Eckiges.

Hammer-Motor im Volvo EX30: 3,6 Sekunden von 0 auf 100

Das Heck verblüfft mit noch mal separat abgesetzten Leuchten, auf beiden Seiten der oberen Schulterpartie. Was sie können? Rot leuchten! Der legendäre Rambo-Dialog lässt grüßen. Die Frontseite wird von einer weiteren Lichtsignatur dominiert. Wer es nicht schon wusste: Das lange Tagfahrlicht mit der Querstrebe am Ende erinnert an Thors Hammer. Im neuen EX30 strahlt er noch heller und gewinnt dadurch an Präsenz.

Flotter Feger zum anständigen Einstandspreis: Den Volvo EX30 gibt es in der Basisversion schon mit 272 PS ab knapp 40.000 Euro.

Mit einem Hammer hat auch die Beschleunigung des EX30 zu tun, der in der Kompaktklasse gegen den Volkswagen ID.3 oder den elektrischen Jeep Avenger antritt. Hier muss man unterscheiden zwischen Single- oder Twin-Motor-Ausführung. Schon mit dem 200-kW-Aggregat (272 PS/343 Nm Drehmoment) und Heckantrieb geht es rasant zur Sache: 5,3 Sekunden von 0 auf 100. Im Vergleich zum Allradmodell ist das aber nur ein Hämmerchen. Die Twin-Motoren zeigen mit ihren 315 kW (428 PS/543 Nm), wo der Hammer wirklich hängt: In 3,6 Sekunden erreicht das Doppelgespann die magische 100er-Marke. Verrückte Zeiten, wenn Kompaktwagen spielend auf Supersportwagen-Werte kommen. Aber auch das ist Elektromobilität. Ob es Sinn ergibt, mit immer mehr kW und PS die Mobilitätswende zu befeuern, bleibt fraglich. Denn auch hier gilt die Formel: Beschleunigung kostet Energie. Energie kostet Geld, und vor allem muss sie hergestellt werden: mehr oder weniger umweltverträglich.

Kommt der Volvo EX30 wirklich 400 Kilometer weit?

Unstrittig bleibt: Wer mit dem Strompedal nicht pfleglich umgeht, den bestraft die Reichweite. 64 Kilowattstunden stellt der Volvo-Akku in der Long-Range-Variante (ab 41.790 Euro) zur Verfügung. Beim Basismodell (ab 36.590 Euro) sind es nur 49 kWh. Auf unseren relativ entspannt gefahrenen Teststrecken erreichten wir mit dem einmotorigen Hecktriebler tatsächlich die angegebenen Verbrauchswerte von knapp 17 kWh. Selbst damit ist es schon schwierig, auf die angepeilten Reichweiten von 344 respektive 463 Kilometer zu kommen. Wenn man da auch noch ins Gaspedal stiert, schmilzt die Batteriepower dahin wie Vanilleeis in der prallen Sonne. Abhilfe und Trost verspricht dann die Schnellladesäule: Mit bis zu 153 kW soll der Akku schon in einer halben Stunde wieder 80 Prozent haben.

Knackiger City-Flitzer: Der Volvo EX30 besticht durch sein eigenwilliges, aber zumindest individuelles Design.

Ohne Zweifel: Aufgrund der flotten Leistung ist es schon ziemlich verführerisch, den EX30 nach vorne zu peitschen. Auch wenn man je nach Ausstattung zwischen 1,8 und 1,9 Tonnen bewegt – es fühlt sich leichtfüßig an. Leichtgängig ist auch die Lenkung. Für unseren Geschmack vielleicht einen Tick zu leicht, weil die Bindung zur Straße zu gering ist. Die Federung ist komfortabel und trotzdem straff. Respekt, weil die Volvo-Ingenieure das ganz ohne adaptive Dämpfer geschafft haben. Ein Kurvenräuber ist der EX30 trotzdem nicht, die Neigung zum Wanken schränkt den Fahrspaß ein. Und das teigige Sitzgestühl sowieso. Von daher ist die Frage, ob man – das entsprechende Kleingeld vorausgesetzt – das Twin-Motor-Modell (ab 48.490 Euro) kaufen soll, schnell beantwortet. Nein, weil der Hecktriebler völlig ausreicht. Das war schon beim Volvo C40 Recharge so und ist auch beim EX 30 nicht anders, dessen bevorzugtes Einsatzgebiet hauptsächlich im urbanen Umfeld zu finden ist.

Die Autos der Promis: Zehn Modelle, die in den Garagen der Stars stehen

Papst-Lamborghini versteigert für fast 900 000 Euro Erlös
Dieser schnittige Lamborghini gehörte keinem Geringeren als Papst Franziskus. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche versteigerte den Luxuswagen mit einem Erlös von fast 900.000 Euro. © L‘Osservatore Romano/dpa
Oldtimer Messerschmitt Kabinenroller KR 200.
Ein dreirädriger Messerschmitt 200 gehörte seiner Zeit auch in die Autosammlung des „King of Rock ’n’ Roll“. Auch wenn es sich dabei nicht um sein größtes Auto handelt, der US-amerikanische Sänger Elvis Presley soll mitunter auch auf drei Rädern unterwegs gewesen sein. © McPHOTO/Imago
Fleetwood Sixty Special Cadillac
Und auch den extravaganten Fleetwood Sixty Special Cadillac verbinden wohl nicht wenige Menschen mit dem „King of Rock ’n’ Roll“ Elvis Presley. Seinen Cadillac fuhr die Ikone damals in einem hübschen Rosa lackiert durch die Gegend. © Pond5 Images/Imago
Ein Commuter Tango T600.
Nein, das ist keine optische Täuschung. Der Tang T600 von Commuter Cars ist in der Tat nur 99 Zentimeter breit. Dennoch hat es der 120.000-Dollar-Flitzer in die Sammlung der internationalen Schauspielgröße George Clooney geschafft. Nach einem Raubzug in der Ocean‘s-Reihe wäre er in diesem Gefährt wohl nicht gestoppt worden. © Commuter Cars
Ferrari 458 Italia
Wer fährt diesen schicken Ferrari 458 Italia in knalligem Rot? Die US-amerikanische Pop- und Country-Sängerin Taylor Swift. Mit nur 34 Jahren zählt die erfolgreiche Amerikanerin neben dem roten Ferrari noch einige weitere Traumautos in ihrer Garage.  © Pond5 Images/Imago
Bentley Continental GT Supersports (2017)
Der klassische Bentley Continental GT Supersports (2017) gehört zu FC Bayern München-Star Harry Kane. Der 30-jährige Fußballspieler ist gebürtiger Engländer und Kapitän der englischen Nationalmannschaft. Für den FCB spielt der Stürmer erst seit August 2023. Zuvor schnürte er für die Tottenham Hotspurs die Schuhe. © Pond5 Images/Imago
Amerikanischer Oldtimer Cadillac Eldorado
Mit einem Cadillac Eldorado fährt das US-amerikanische Model Kendall Jenner durch die Staaten. Bekannt geworden ist sie durch ihre Auftritte in der berühmten Reality-TV-Show „Keeping Up with the Kardashians“.  © Imagebroker/Imago
Fisker Karma
Der kanadische Pop-Sänger Justin Bieber fährt weitaus mehr als nur ein Auto durch die Gegend. Zu der Sammlung des 29-Jährigen gehört mitunter ein seltener Fisker Karma. © Pixsell/Imago
Fiat 500e
Diesen niedlichen Fiat 500e sieht man häufiger auf den Straßen. Als erfolgreicher US-amerikanischer Schauspieler, Regisseur, Produzent könnte man sich wahrscheinlich etwas Kostspieligeres für seine Sammlung leisten. Doch der mittlerweile 93-jährige Clint Eastwood fährt ihn trotzdem gerne durch die Gegend. © PanoramiC/Imago
Mercedes G55 AMG
Der sehr elegante Mercedes G55 AMG findet sich auch in mindestens einer amerikanischen Garage wieder. Nämlich der von Popsängerin Britney Spears. Dabei findet die erfolgreiche Amerikanerin in dem geräumigen Wagen Platz für die ganze Familie. © Pond5 Images/Imago

Der Kofferraum bei EX30 reicht nicht für die Kleinfamilie

Ob der Kofferraum mit seinen eher mickrigen 318 Liter Kleinfamilientauglichkeit aufweist, darf bezweifelt werden. Außerdem ist das Teil unpraktisch: allein schon wegen der hohen Ladelippe und des tiefen Bodens. Aber für das hippe City-Pärchen mit Sport- und Freizeitambitionen gibt es ja noch die Rückbank als Lagerplatz. Erwachsene könnten hier zwar auch sitzen, aber erst, wenn sie die etwas komplizierte Einstiegs-Gymnastik mit Erfolg gemeistert haben. Hinten ein Bettler, vorne ein König: Fahrer und Beifahrer residieren herrschaftlich.

Ja, wo ist denn der Tacho? Gibt es nicht mehr beim EX30, die Geschwindigkeit muss man auf dem großen Bildschirm in der Mitte ablesen.

Vergeblich suchen wir einen Tacho oder etwas Ähnliches. Gibt es nicht – und das geht auch nicht! Die Geschwindigkeit liest man auf dem Entertainment-Bildschirm in der Mitte ab. Wenn man zu lange hinsieht, mault aber wiederum der Aufmerksamkeitsassistent. Und das soll sicher sein? Hauptsache der Geschwindigkeitswarner piepst ab einem Kilometer Überschreitung. Apropos Sicherheit: Die Seitenspiegel im Volvo EX30 lassen sich nur über den Hauptbildschirm verstellen. Richtig gelesen. Erst muss man sich über die Fahrzeugeinstellungen zum Spiegel klicken, dann die richtige Seite wählen. Das sind drei Schritte. Und jetzt kommt es: Eingestellt werden die Spiegel dann über die auch noch ziemlich unempfindlichen Tasten am Lenkrad. Während der Fahrt ein Ding der Unmöglichkeit. Passend dazu werden übriges auch die Fensterheber über Schalter in der Mittelkonsole bedient.

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Unser Fazit zum neuen Volvo EX30

Wer Designer-Autos mag, der wird das kompakte SUV lieben. Es wirkt frisch, jung und modern. So fährt sich das kleinste Volvo-SUV auch. Frisch, fromm, frei. Die Reichweiten sind okay, die Ladegeschwindigkeit mit 153 kW ebenfalls. Betrachtet man das Gesamtpaket und vergleicht das alles mit dem Opel Corsa Electric, der preislich auf Augenhöhe rangiert, gewinnt der Schwede das Duell deutlich nach Punkten. Nicht, weil das Produkt mit dem Blitz so schlecht ist. Der Volvo ist einfach so gut. (Rudolf Bögel)

Technische Daten Volvo EX30 Single Motor Extended Range

  • Antrieb: Heckmotor/Automatik
  • Spitzenleistung: 200 kW (272 PS)
  • Drehmoment: 343 Nm
  • 0 – 100 km/h: 5,3 s
  • V.max: 180 km/h (limitiert)
  • Akku-Kapazität: 64 kWh (netto)
  • Ladezeiten: 0 – 100 % bei 11 kW AC 7,5 h
  •                      10 – 80 % bei 153 kW DC 28 min
  • Verbrauch: 16,9 – 17,5 kWh / 100 km
  • Reichweite: 462 – 476 km
  • Länge/Breite/Höhe: 4,23/1,84/1,55 m
  • Radstand: 2,65 m
  • Wendekreis: 10,7 m
  • Bodenfreiheit/Wattiefe: 15,5 cm/50 cm
  • Leergewicht/Anhängelast: 1.765 – 1885 kg/1.400 kg
  • Kofferraum: 318 - 904 l
  • Preis: 41.790 Euro

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