Änderungen bei Euro-NCAP

„Bringt die Knöpfe zurück“: Crashtester sehen große Unfallgefahr in Auto-Touchscreens

  • Sebastian Oppenheimer
    VonSebastian Oppenheimer
    schließen

Die Crashtester von Euro NCAP sehen in reiner Touch-Bedienung eine große Unfallgefahr. Eine Änderung der Bewertungskriterien fordert ab 2026 mehr „echte“ Knöpfe.

Es ist schon wieder eine Weile her, als BMW im Jahr 2001 den damals neuen 7er (E65) mit dem revolutionären (und zunächst auch sehr umstrittenen) iDrive-Bediensystem vorstellte. Dabei wurde ein sogenannter Dreh-Drück-Steller als zentrales Bedienelement für den Bildschirm im Fahrzeug eingesetzt, weil die Flut an Tasten kaum noch beherrschbar war. Nach und nach folgten fast alle anderen Autobauer mit ähnlichen Bediensystemen. Ab 2012 kam Tesla dann mit dem riesigen Touchscreen im Model S – und nach anfänglichem Zögern setzten auch die anderen Autobauer auf diese Technik. Doch wie sich zwischenzeitlich zeigte, wollen die Kunden auf so manchen „echten“ Knopf nicht verzichten – zum Beispiel den Lautstärke-Regler oder die Klimabedienung. Bei VW beispielsweise hat man sich die Kundenproteste über reine Touch-Bedienung im Fahrzeug zu Herzen genommen – Markenchef Thomas Schäfer gelobte Besserung. Eine Neuerung bei Euro NCAP könnte die Hersteller möglicherweise bald mehr oder weniger dazu zwingen, keine reine Touchscreen-Bedienung mehr anzubieten.

Der neue WhatsApp-Kanal von 24auto.de ist da!

Aktuelle News, nützliche Tipps & Tricks sowie kuriose Geschichten aus dem Netz rund um das Thema Auto gibt’s auf unserem Whatsapp-Kanal: Hier geht’s direkt zu Automania.

„Separate, physische Bedienelemente für Grundfunktionen“: Euro NCAP bemängelt Touch-Bedienung

Wie Ars Technica berichtet, will die Automobilsicherheitsorganisation Euro NCAP (European New Car Assessment Programme) die Bewertungen in ihren Tests ab 2026 ändern, sodass die Hersteller ermutigt würden „separate, physische Bedienelemente für Grundfunktionen auf intuitive Weise zu verwenden“. Dadurch würde die Zeit des von der Straße abgewandten Blickes des Fahrers verkürzt und in der Folge sicheres Fahren gefördert.

Bei Tesla läuft fast die komplette Bedienung über den Touchscreen. Ab 2026 könnte eine Änderung bei Euro NCAP wieder zu mehr Tasten führen. (Symbolbild)

„Die übermäßige Nutzung von Touchscreens ist ein branchenweites Problem, da fast jeder Fahrzeughersteller wichtige Bedienelemente auf zentrale Touchscreens verlagert, was den Fahrer dazu zwingt, den Blick von der Straße abzuwenden, und sich das Risiko von Ablenkungsunfällen erhöht“, sagte Matthew Avery, der Direktor für strategischen Entwicklung bei Euro NCAP dem Medium.

Lieblingsautos der Deutschen in 2023: An Volkswagen führt kein Weg vorbei

Der Škoda Octavia RS als Limousine und Combi.
Platz 10 – Škoda Octavia: Der Kompaktwagen der Tschechen ist neu in den Top-10 und zeitgleich der erste Vertreter der Volkswagen Gruppe. Insgesamt wurde der Octavia vierten Generation 2023 41.819 Mal verkauft. Im Frühjahr 2024 erhält das 2019 vorgestellte Fahrzeug von Škoda ein Update. © Škoda
Mercedes-AMG C 63 S E PERFORMANCE als Coupe und T-Modell.
Platz 9 – Mercedes-Benz C-Klasse: Ebenfalls neu dabei ist die C-Klasse von Mercedes-Benz. Die fünfte Generation des Bestsellera aus Stuttgart kam 2021 auf den Markt. 2023 setzte Mercedes-Benz 44.257 Fahrzeuge ab. © Mercedes-Benz AG
Tesla Model Y.
Platz 8 – Tesla Model Y: Weltweit ist das Elektroauto aus den USA eines der am meist vekauftesten Autos überhaupt. Auch in Deutschland ist das SUV sehr beleibt. Tesla verkaufte in 2023 45.818 Exemplare. Im Vergleich zu 2022 verbesserte sich das Model Y um drei Positionen. © Roland Weihrauch/dpa
Mini Cooper
Platz 7 – Mini Cooper: Das Kultauto der BMW-Tochter kommt auch bei den Deutschen gut an – auch als Stromer. Allerdings nicht mehr so gut, wie noch 2022. Mit 45.938 Neuzulassungen rutscht der Mini im Ranking auf Platz sieben. © Bernhard Filser/BMW Group
Fiat 500 vor rotem Hintergrund.
Platz 6 – Fiat 500: Klein, aber oho. Die Knutschkugel aus Italien lässt auch hierzulande die Herzen schmelzen. 2023 verkaufte sich der Fiat 500 ganze 47.166-mal. © Max Sarotto/Stellantis
VW Passat
Platz 5 – VW Passat: Wer viel Platz sucht, der kommt kaum um den Allrounder aus Wolfsburg herum. Das zeigt sich auch bei den Verkaufszahlen: 47,494 Abnehmer fand der VW Passat. Seit 1973 leistet der Passat nicht nur Familien treue Dienste. 2023 ging die inzwischen neunte Generation an den Start, die es nur noch als Kombi gibt. © Volkswagen
Opel Corsa
Platz 4 – Opel Corsa: Mit 53.669 Exemplaren erfreut sich der Kleinwagen aus Rüsselsheim großer Beliebtheit. Fürs Podium reicht es aber leider nicht. Dennoch konnte sich der Opel Corsa um einen Platz verbessern. © Stellantis
VW Tiguan
Platz 3 – VW Tiguan: Der erste Podiumsplatz geht nach Wolfsburg. Der Tiguan verkaufte sich in 2023 63.958-mal. Besonders beliebt war der SUV bei Unternehmen, auf die drei Viertel der Zulassungen entfielen. © Volkswagen
VW T-Roc.
Platz 2 – VW T-Roc: Noch beliebter als der Tiguan war der T-Roc. VW verkaufte von dem Mini-SUV insgesamt 68.678 Exemplare. Das sind 17 Prozent mehr als 2022. Entsprechend verbesserte sich der T-Roc auf Platz zwei. © Uli Sonntag/VW
VW Golf
Platz 1 – VW Golf: Es kann nur einen geben! Und das ist – wie sollte es auch anders sein – der VW Golf. Der Dauerbrenner aus Wolfsburg war auch 2023 wieder das Lieblingsauto der Deutschen. 81.117 Fahrzeuge setzte Volkswagen ab. Vier Prozent weniger als noch 2022. Aber auch hier steht bekanntlich 2024 ein Facelift ins Haus. © Ingo Barenschee/Volkswagen

Warnblinker, Hupe, Scheibenwischer: Welche Funktionen „echte“ Knöpfe bekommen sollen

Auf LinkedIn legte Avery nach: „Bringt die Knöpfe zurück“, forderte er auf der Plattform. Und betonte dort noch einmal: „Ablenkungsunfälle nehmen zu, und große Touchscreens fördern die Ablenkung beim Fahren.“ Ab 2026 sollen laut dem Standard Fahrzeuge ohne bestimmte physische Tasten Punktabzüge in der Euro-NCAP-Gesamtbewertung erhalten. So soll beispielsweise eine „echte“ Taste für den Warnblinker vorhanden sein, damit ein Auto überhaupt eine Bewertung von fünf Sternen erhalten kann. Auch Hupe, Blinker, Scheibenwischer und sämtliche SOS-Funktionen wie der eCall sollen per Knopf oder Schalter betätigt werden können. Zwar kann Euro NCAP keine Vorschriften erlassen – doch für viele Hersteller ist eine Fünf-Sterne-Bewertung ein beliebtes und wichtiges Marketing-Instrument in Sachen Sicherheit, weshalb sie die Vorgaben möglichst erfüllen wollen.

Noch mehr spannende Auto-Themen finden Sie im kostenlosen Newsletter von unserem Partner 24auto.de

Treffen könnte die Neubewertung von Euro NCAP vor allem Tesla: Der Elektroauto-Hersteller hat inzwischen fast alle Hebel, Knöpfe und Tasten aus seinen Fahrzeugen verbannt. Der US-Autobauer musste sich für seine Bedienung schon viel Kritik gefallen lassen: In Norwegen etwa rebellierten Fahrschulen wegen des speziellen Tesla-Lenkrad-Blinkers, der laut den Fahrlehrern vor allem im Kreisverkehr ein großes Problem darstellt.

Rubriklistenbild: © TT/Imago

Mehr zum Thema