Nach Prigoschins Putsch

Wagner vor Zerschlagung: Putin-Gesandter in Afrika eingetroffen

  • Momir Takac
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Wie geht es nach dem gescheiterten Aufstand mit der Wagner-Gruppe weiter? Der Kreml soll bereits erste Maßnahmen eingeleitet haben.

Moskau - Der Putsch der Wagner-Gruppe ist beendet. Deren Chef Jewgeni Prigoschin musste sich ins Exil nach Belarus begeben. Wie geht es jetzt mit der paramilitärischen Organisation weiter? Westliche Experten erwarten, dass es um die Zukunft der Kämpfer weiter Verhandlungen geben wird. So könnte Prigoschin dem US-Institut für Kriegsstudien zufolge nach St. Petersburg zurückgekehrt sein, um Details einer Vereinbarung mit Behörden auszuhandeln. Dies glaubt auch der prominente Militärblogger Igor Girkin.

Was passiert nun mit ihnen? Kämpfer der Wagner-Gruppe verlassen Rostow am Don.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte die Wagner-Kämpfer in einer TV-Ansprache vor die Wahl gestellt, Verträge mit dem Verteidigungsministerium zu schließen, oder ihrem Chef nach Belarus zu folgen. Die Zerschlagung Wagners, die Putin in seiner Rede implizierte, soll Meduza zufolge bereits im Gange sein. Das in Riga ansässige Exilmedium beruft sich auf Aussagen zweier Veteranen eines privaten Militärunternehmens und eines Sicherheitsbeamten, der Prigoschins Management nahesteht.

Wagner-Zerschlagung wahrscheinlich - Nur wenige folgten Prigoschin nach Belarus

Demnach sollen nur tausend der 6.000 bis 8.000 Söldner der Wagner-Gruppe ihrem Anführer nach Belarus gefolgt sein. Militärbloggern zufolge lässt Prigoschin für sie neue Feldlager einrichten. Aber auch nur wenige Kämpfer sollen sich bislang der russischen Armee angeschlossen haben. „Von denen, die ich kenne, haben es nur wenige getan – diejenigen, die im Hintergrund sind“, sagte ein Ex-Sicherheitsbeamter, der mit den Wagner-Leuten vertraut ist. Kämpfer der vordersten Reihe arbeiteten an der Front weiter wie bisher.

Wagner-Gruppe marschiert in Richtung Moskau: Bilder zum Putschversuch in Russland

Söldner der Wagner-Gruppe posieren in Rostow am Don vor Panzern.
Söldner der Wagner-Gruppe posieren in Rostow am Don vor Panzern. © IMAGO/Erik Romanenko
Die Stadt Rostow am Don wurde von der Wagner-Gruppe besetzt. Hier stehen zwischen den Zivillisten bewaffnete Soldaten und Panzer auf den Straßen.
Die Stadt Rostow am Don wurde von der Wagner-Gruppe besetzt. Hier stehen zwischen den Zivillisten bewaffnete Soldaten und Panzer auf den Straßen. © Sergey Pivovarov/IMAGO
Nahaufnahme der Ausrüstung. Die Soldaten in Rostow am Don sind mit kugelsicheren Westen ausgestattet.
Die Soldaten in Rostow am Don sind mit kugelsicheren Westen ausgestattet und schwer bewaffnet. © Erik Romanenko/IMAGO
Auf der schusssicheren Weste eines Soldaten in Rostow am Don steht auf einem Aufnäher: „Mama hat gesagt: Anziehen“. (Yandex Image Translator)
Auf der schusssicheren Weste eines Soldaten in Rostow am Don steht auf einem Aufnäher: „Mama hat gesagt: Anziehen“. (Yandex Image Translator) © Erik Romanenko/IMAGO
Die bewaffneten Wagner-Söldner in Rostow am Don bewachen auch mit militärischen Fahrzeugen die Stadt.
Die bewaffneten Wagner-Söldner in Rostow am Don bewachen auch mit militärischen Fahrzeugen die Stadt. © Erik Romanenko/IMAGO
Die Soldaten in Rostow am Don stehen inmitten der Bevölkerung wache und werden teilweise von Zivilisten angesprochen.
Die Soldaten in Rostow am Don stehen inmitten der Bevölkerung wache und werden teilweise von Zivilisten angesprochen. © IMAGO/Erik Romanenko
Soldaten der Wagner-Gruppe bewachen das südliche militärische Hauptquartier in Rostow am Don mit Scharfschützen.
Soldaten der Wagner-Gruppe bewachen das südliche militärische Hauptquartier in Rostow am Don mit Scharfschützen. © IMAGO/Erik Romanenko
In Moskau sind rund um den Kreml alle Straßen und Kreuzungen weiträumig abgesperrt und bewacht.
In Moskau sind rund um den Kreml alle Straßen und Kreuzungen weiträumig abgesperrt und bewacht. © Kirill Zykov/IMAGO
Das Moskauer „Grabmal des unbekannten Soldaten“ an der Mauer des Kremls. Zusätzlich zu den üblichen Wachen in prunkvoller Uniform sind hier Polizisten postiert.
Das Moskauer „Grabmal des unbekannten Soldaten“ an der Mauer des Kremls wird zusätzlich zu den üblichen Wachen von der Polizei bewacht. © Ilya Pitalev/IMAGO
Eine Polizistin in Moskau steht hinter der Absperrung des Roten Platzes neben einem Einsatzwagen. Im Hintergrund sind die farbigen Kuppeln der Basilius Kathedrale zu sehen.
Der Rote Platz in Moskau ist weiträumig abgesperrt und wird von der Polizei bewacht. © IMAGO/Ilya Pitalev
Wagner-Gebäude in mehreren russischen Städten, wie hier in St. Petersburg, werden von Polizisten bewacht.
Wagner-Gebäude in mehreren russischen Städten, wie hier in St. Petersburg, werden von Polizisten bewacht. © IMAGO/Alexander Galperin
Die russische Polizei sperrt Straßen in der Region Moskau und kontrolliert die Dokumente von Fahrzeugen, die sie passieren möchten.
Die russische Polizei sperrt Straßen in der Region Moskau und kontrolliert die Dokumente von Fahrzeugen, die sie passieren möchten. © IMAGO/Kirill Kallinikov
In der Region Moskau wird die Autobahn M2 bei Podoslk von mehreren LKW blockiert.
In der Region Moskau wird die Autobahn M2 bei Podoslk von mehreren LKW blockiert. © IMAGO/Vitaliy Belousov
Den Menschen, die in Staus auf russischen Autobahnen festsitzen, wird Trinkwasser zur Verfügung gestellt.
Den Menschen, die in Staus auf russischen Autobahnen festsitzen, wird Trinkwasser zur Verfügung gestellt. © IMAGO
In der russischen Stadt Rostow am Don stehen Soldaten in den Straßen Wache und beobachten die Lage.
Die Soldaten stehen in den Straßen Wache und beobachten die Lage. © IMAGO/Erik Romanenko

Dass die Wagner-Gruppe zerschlagen wird, zeichnet sich immer mehr ab. Darauf deuten Maßnahmen des Kremls hin. So sollen The Guardian zufolge bereits Rekrutierungszentren geschlossen und Prigoschins Geschäftsseite in sozialen Medien gesperrt worden sein. The Wall Street Journal berichtet, dass der Kreml Syrien und Ländern Afrikas versicherte, die Kontrolle über Wagner-Kämpfer zu übernehmen. Neben Burkina Faso ist die Söldnertruppe unter anderen in der Zentralafrikanischen Republik, in Mali und in Syrien aktiv.

Kreml übernimmt Kontrolle über Wagner-Gruppe im Ausland

Laut der Zeitung soll Russlands Vize-Außenminister Sergej Werschinin schon kurz nach dem Ende des Wagner-Putschs zum syrischen Präsidenten Baschar al-Assad nach Damaskus gereist sein, um ihn persönlich darüber zu informieren, dass die Kämpfer dort nicht mehr selbständig agieren werden. Auch soll ihnen die Rückkehr zum russischen Militärstützpunkt Latakia befohlen worden sein.

Dem Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik, Faustin-Archange Touadéra, sei versichert worden, dass dessen Personenschutz durch die Wagner-Gruppe weiter gesichert sei. Dasselbe gilt für Mali, wo Söldner an der Seite der Junta unter Präsident Assimi Goita kämpfen. Ein Politikwissenschaftler aus Mali befürchtet, dass künftig die Wagner-Gruppe den Ländern ihre Bedingungen diktieren könnte. (mt)


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