Erneuerbare Energien
Deutschland legt mehr als 300 Windräder still – Bayern versagt beim Ausbau
VonFelicitas Breschendorfschließen
Die Bundesregierung will Windkraft massiv fördern. Doch viele Windräder sind nicht mehr in Betrieb. Markus Söder kann Neu-Anlagen an einer Hand abzählen.
Berlin - Wer im ICE aus dem Fenster schaut, der sieht sie überall in den Landschaften stecken: Windräder. Ob alle der zu sehenden Anlagen noch in Betrieb sind, ist zweifelhaft. Allein in diesem Jahr wurden in Deutschland rund 320 Anlagen stillgelegt, wie Zahlen der Fachagentur Windenergie an Land zeigen.
Ampelregierung will mehr Erneuerbare Energien, aber legt Windräder still
Das passt nicht damit zusammen, dass die Bundesregierung Windkraft massiv fördern wollte. Um den Ausbau der erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne zu beschleunigen, wurden 2022 umfangreiche Maßnahmen beschlossen. Windkraft spielt eine Schlüsselrolle für das Erreichen von Klimaschutzzielen und die Entkopplung von fossilen Energien wie Kohle und Gas. In der Windkraft-Branche kommt es dennoch immer wieder zu Insolvenzen von Herstellern.
Tatsächlich hat die Bundesregierung zumindest für neue Windanlagen gesorgt. In den ersten drei Quartalen gingen nach den vorläufigen Zahlen 518 neue Windräder mit einer Leistung von insgesamt rund 2,4 Gigawatt in Betrieb. Damit wurde nach Angaben der Fachagentur bereits Ende September der Wert des Jahreszubaus von 2022 übertroffen. Zieht man jedoch die stillgelegten Windräder wieder ab, liegt Deutschland nur bei 202 neuen Windrädern.
Es ist fraglich, ob das reicht, um die Ausbauziele in der Windkraft zu erreichen. Nach den Plänen der Ampel-Regierung sollen bis 2030 insgesamt 80 Prozent des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Quellen kommen. Derzeit ist es etwas mehr als die Hälfte. Deutschland hat noch einen langen Weg vor sich.
Bayern ist der Verlierer in der Windkraft-Energie
Am wenigsten für die Windkraft macht der Süden von Deutschland. Dort seien lediglich sieben Prozent der diesjährigen Neuanlagenleistung installiert worden. In Baden-Württemberg waren es 13.
Und in Bayern? Markus Söder (CSU) kündigte Ende 2022 auf Twitter an, mit dem Zubau von Erneuerbaren Energien auf Platz 1 zu liegen. In einem Foto wedelte der Ministerpräsident zuversichtlich mit bunten Windrädchen (siehe unten). Was den Ausbau angeht, ist in Bayern 2023 nun am wenigsten passiert. In dem Freistaat gingen nur sechs neue Windräder ans Netz.
Rückenwind für #Windkraft in Bayern: Inbetriebnahme einer Windkraftanlage in #Niederbayern. Wir bauen alle Arten von Heimatenergien massiv aus. Beim Zubau und der Dynamik Erneuerbarer Energien liegt Bayern auf Platz 1. pic.twitter.com/op55P49tTw
— Markus Söder (@Markus_Soeder) December 5, 2022
Schleswig-Holstein dagegen kann stolz auf sich sein, dort erfolgte seit Jahresanfang über ein Drittel des Zubaus. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.
Genehmigungen von Windrädern nehmen bundesweit zu
Deutlich erhöht hat sich bundesweit immerhin die Zahl der neu genehmigten Windräder durch Behörden. In den ersten neun Monaten wurden 976 neue Windräder mit einer Gesamtleistung von 5,2 Gigawatt neu zugelassen – bezogen auf die Leistung ein Plus von 77 Prozent.
Die Genehmigung eines Windrads gilt als entscheidende Hürde. Danach gibt es eine Ausschreibung und dann erst den Bau. Bei manchen Windrad-Projekten dauert es bis zu einem Jahr, bis sie fertiggestellt werden. Die Klimakrise wartet nicht. (Felicitas Breschendorf, mit Agenturmaterial)
Rubriklistenbild: © Twitter/ Markus Söder/ Screenshot
