Video-Reihe Teil 4

„Ein Luxusproblem, das mich sehr traurig macht“: So erleben Politiker den Wahlkampf

  • Moritz Maier
    VonMoritz Maier
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  • Andreas Schmid
    Andreas Schmid
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Kurz vor der Bundestagswahl erzählen uns Politiker vom Wahlkampfendspurt. Es geht um die kontroverse Rede des US-Vize J.D. Vance, um den Wahlkampfendspurt und um Faschingsfeiern.

In wenigen Tagen ist Bundestagswahl; danach werden 630 Abgeordnete im Bundestag sitzen. Wir begleiten im Wahlkampfendspurt sechs Politikerinnen und Politiker, die mit dabei sein wollen. Was bewegt sie im Wahlkampf? Was läuft gut, was schlecht? Im vierten Teil unserer Videoreihe zur Wahl stehen unserer Redaktion folgende Bundestagsabgeordnete Rede und Antwort und berichten hautnah von ihren Eindrücken – ob gut oder schlecht:

  • Dorothee Bär (CSU): seit 2002 im Bundestag, stellvertretende CSU-Chefin und Fraktionsvize der Union im Bundestag
  • Ricarda Lang (Grüne): seit 2021 im Bundestag, von 2022 bis 2024 Parteichefin der Grünen
  • Sepp Müller (CDU): seit 2017 im Bundestag, Spitzenkandidat CDU Sachsen-Anhalt, Fraktionsvize der Union im Bundestag
  • Macit Karaahmetoğlu (SPD): seit 2021 im Bundestag, gelernter Jurist und Mitglied im Rechtsausschuss
  • Heidi Reichinnek (Linke): seit 2021 im Bundestag, Spitzenkandidatin der Linken für die Bundestagswahl
  • Ria Schröder (FDP): seit 2021 im Bundestag, Spitzenkandidatin der FDP Hamburg

Auch dieses Mal werden sie in unserem exklusiven Videoformat drei Fragen beantworten. Neben dem High- und Lowlight im Wahlkampf geht es heute um den Schlussspurt vor dem Wahltag. Wie und mit welchen Inhalten wollen sie im Wahlkampfendspurt die Menschen noch von sich überzeugen?

Dorothee Bär (CSU): Unterfränkin gewinnt U18-Wahl in ihrer Heimat

Die CSU-Abgeordnete Doro Bär freute sich in der letzten Woche über die Ergebnisse der U18-Wahl. Die nicht repräsentative Befragung von Jugendlichen zu ihrer Wahlpräferenz hatte die CSU in Bayern vor der AfD gewonnen. In Bärs unterfränkischem Heimatlandkreis Haßberge hätten gar knapp 50 Prozent für die CSU-Politikerin votiert. Besonders schlimm war für Bär „das Schrecklichste, was überhaupt passiert ist“: das Attentat in München. Ein Afghane war mit einem Auto in eine Menschenmenge gerast. Bär setzt insgesamt auf zwei Wahlversprechen: „Endlich die Migrationspolitik in den Griff bekommen; gepaart mit einer guten Wirtschaftspolitik.“

Ricarda Lang (Grüne): „Freiheit mit Egoismus verwechselt“

Ricarda Lang freute sich über den Karnevalsstart in ihrer Heimat, oder wie man bei ihr in Schwäbisch Gmünd sagt: der Beginn der „Fasnetzeit“. Weniger gut fand die frühere Grünen-Chefin die Rede des US-Vizepräsidenten J.D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Lang war zum dritten Mal auf der Siko. „Aber so etwas wie dort habe ich noch nie erlebt“. Vance hatte Europa in der Rede demokratische Grundsäulen wie die Meinungsfreiheit abgesprochen. Langs Lehren daraus: „Wir werden uns in Zukunft viel, viel weniger auf die USA verlassen können.“ Punkten will Lang im Wahlkampf zum Schluss „mit Ehrlichkeit und Klartext“. Thematisch setzt sie insbesondere auf soziale Gerechtigkeit, etwa in der Mietenpolitik.

Sepp Müller (CDU): „Das zeigt, wie führungsschwach Olaf Scholz ist“

CDU-Mann Sepp Müller, der sein Video draußen im Schnee aufgenommen hat, freute sich über Wanderungen mit rund 100 Menschen durch seine Heimat. Sein Lowlight knüpft Müller an Kritik an Olaf Scholz und dessen Ukraine-Russland-Politik. Es sei schade, dass „wir nicht am Tisch sitzen, wenn es um Friedensverhandlungen in Europa geht“, so Müller. „Das zeigt, wie führungsschwach Olaf Scholz ist.“ Im Wahlkampfendspurt betont der CDU-Politiker oft, dass Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz der bessere Regierungschef wäre. Wie Bär will Müller außerdem auf Migrations- und Wirtschaftspolitik setzen.

Macit Karaahmetoğlu (SPD): „Friedrich Merz hat den Mr. Fake News markiert“

Macit Karaahmetoğlus Highlight waren Podiumsdiskussionen mit jungen Menschen. „Wenn ich solche jungen Menschen sehe, dann weiß ich, dass es gut um unsere Demokratie bestellt ist.“ Als Lowlight bezeichnete er Friedrich Merz und dessen Auftritt im ersten TV-Duell. „Da hat er den Mr. Fake News markiert.“ Inhaltlich würden die Menschen nicht nur über Migration reden wollen. Auch Klima, Rente und Entlastungen seien relevant. Gerade letztgenannten Punkt will Karaahmetoğlu im Wahlkampfschlussspurt noch einmal stärker adressieren.

Heidi Reichinnek (Linke): „Das ist ein Luxusproblem, das mich sehr traurig macht.“

Auch die Linke Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek freute sich über Veranstaltungen ihrer Partei. Insbesondere ein Austausch mit Seniorinnen und Senioren in Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern sei „richtig, richtig klasse“ gewesen. Schlecht sei es, „dass wir viel zu wenig Zeit für die ganzen Menschen haben“, so Reichinnek. „Das ist ein Luxusproblem, das mich sehr traurig macht.“ Überzeugen will die Linke mit sozialen Themen, etwa Mietendeckel und geringere Mehrwertsteuer auf Lebensmittel.

Ria Schröder (FDP): „Mit uns wird es keine Kenia-Koalition geben“

Ria Schröder freute sich auf „großen Zuspruch“ der FDP an Infoständen und Veranstaltungen. „Das spiegelt sich jetzt endlich auch in Umfragen wider“, sagt sie mit Blick auf Erhebungen, laut denen die Liberalen bei fünf Prozent stehen. „Jetzt können es auch sechs oder sieben Prozent noch werden.“ Wie Lang griff auch Schröder die Siko und die Vance-Rede auf. Ihre Schlussfolgerung: „Wir müssen als EU und auch als Deutschland mehr Verantwortung übernehmen.“ Punkten will die FDP neben „Wirtschafts- und Migrationswende“ mit einem Koalitions-Wahlkampf. „Mit uns wird es keine Kenia-Koalition aus Schwarz, Rot und Grün geben.“ Die FDP stehe eher für eine Deutschlandkoalition ohne die Grünen – aber dafür mit der FDP.

Das war der letzte Teil unserer Videoreihe vor der Bundestagswahl. Vielen Dank für Ihr Interesse.

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