Ausbildung läuft auf Hochtouren

Ukraine erhält aus Deutschland Flugabwehr für eine „ganze Großstadt“

  • Patrick Mayer
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Die Ukraine erhält zur Verteidigung gegen die russische Aggression die nächste große Waffenlieferung aus Deutschland. Darunter ist ein dringend benötigtes Flugabwehrsystem.

Kiew – Westliche Beobachter meinten ein Kalkül von Moskau-Autokrat Wladimir Putin ausgemacht zu haben, als der Krieg in Israel begann. Der Kreml könnte annehmen, Kiew bekomme im Ukraine-Krieg bald weniger westliche Waffen, weil nun auch Tel Aviv unterstützt werden müsse, lautete die These zusammengefasst.

Ukraine-Krieg: Kiew erhält von Deutschland weitere Iris-T-Flugabwehr

Gestützt wurde diese durch die Ankündigung der Slowakei, keine Munition und Waffen mehr, sondern künftig ausschließlich humanitäre Hilfsgüter in die Ukraine liefern zu wollen. Dass Putins vermeintliches Kalkül dennoch nicht aufgehen dürfte, hat jetzt einmal mehr Deutschland unter Beweis gestellt.

Denn: Laut Website „Liste der militärischen Unterstützungsleistungen“ der Ampel-Bundesregierung (SPD, Grüne und FDP) hat die Bundesrepublik den ukrainischen Streitkräften neben reichlich Munition für verschiedene Waffengattungen in den vergangenen Tagen (Stand 31. Oktober) unter anderem ein weiteres hochmodernes Flugabwehrsystem Iris-T geliefert. Es ist das dritte, nachdem die Ukrainer zuvor bereits zwei erhalten hatten.

Die Wirkung auf das Kriegsgeschehen in der Ukraine dürfte entsprechend deutlich sein. Die Bundesregierung habe entschieden, „dass wir mit dem System Iris-T, das modernste Flugabwehrsystem liefern, über das Deutschland verfügt“. Das hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vor der ersten Lieferung eines Iris-T im Juni 2022 im Deutschen Bundestag gesagt. „Damit versetzen wir die Ukraine in die Lage, eine ganze Großstadt vor russischen Luftangriffen zu schützen“, meinte der deutsche Regierungschef damals weiter.

Flugabwehr für die Ukraine: Deutschland liefert Kiew drittes Iris-T-System

Iris-T hat sich seither offenbar bewährt. Exemplarisch: Anfang Mai 2023 erklärten die ukrainischen Luftstreitkräfte in einem YouTube-Video, das deutsche Luftabwehr-System Iris-T SLM habe bislang bei 60 russischen Raketen-Angriffen 60 erfolgreiche Abschüsse erzielt. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Bekannt ist: Mit Iris-T-Raketen, die eine Infrarot-Zielortung und einen radargesteuerten Annäherungszünder haben, können Ziele mit einer Reichweite von bis zu 25 Kilometern bekämpft werden. Das gilt sowohl für Kampfjets als auch für einzelne Raketen.

Was nicht billig ist: Laut des internationalen Stockholmer Friedensinstitut SIPRI kostet ein einzelner Lenkflugkörper des Rüstungsunternehmens Diehl Defence vom Bodensee angeblich rund 560.000 Euro. Die gesamte Iris-T-Anlage mit Radar und mobiler Abschussrampe auf einem LKW-Anhänger soll rund 137 Millionen Euro kosten, hatte André Frank vom Kieler Institut für Weltwirtschaft IFW im Interview mit der Deutschen Welle (DW) geschätzt.

Das Flugabwehrsystem Iris-T, hier mit einem Radar und gleich zwei Abschussrampen. (Symbolfoto)

Flugabwehr für die Ukraine: Patriot-System und Gepard-Panzer für Kiew

Damit nicht genug der Unterstützung: Wie die Bundeswehr am Montag (30. Oktober) mitteilte (siehe Tweet oben), hat die Luftwaffe mithilfe von zehn Dolmetschern begonnen, weitere 61 ukrainische Soldaten am „Patriot“ auszubilden. Es ist der zweite Ausbildungslehrgang am bodengestützten Flugabwehrraketen-System, nachdem Deutschland der Ukraine im Frühjahr ein erstes „Patriot“ mit zwei Startgeräten geliefert und ukrainische Soldaten in der Anwendung geschult hatte.

Anfang Oktober hatte Kanzler Scholz angekündigt, dass die Ukraine von der Bundesrepublik ein zweites Patriot-Flugabwehrsystem für die Verteidigung der zivilen Infrastruktur gegen völkerrechtswidrige russische Luftangriffe erhält. Erst kürzlich hatte Deutschland zudem drei weitere Flugabwehrkanonen-Panzer Gepard geliefert. Es waren die Stückzahlen 47 bis 49. (pm)

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