News im Ukraine-Krieg

Angriffe im Süden und Norden: Russland attackiert die Ukraine mit Kampfdrohnen

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Im Ukraine-Krieg macht Russland im Osten des Landes weiter Druck. Russische Besatzer berichten von einem Angriff auf das AKW Saporischschja. Der News-Ticker.

HINWEIS DER REDAKTION: Dieser Ticker ist beendet. Über die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg informieren wir in unserem neuen News-Ticker.

Update vom 8. April, 6.28 Uhr: Die Nacht auf heute hat für die Ukraine wieder mit Angriffen russischer Kampfdrohnen begonnen, die vor allem den Süden und den Norden des Landes bedrohten. An diesem Montag wird der 775. Tag des russischen Angriffskriegs gezählt.

Ein russischer Soldat in einem militärischen Ausbildungszentrum in Stawropol zielt auf eine Drohne (Februar 2024, Symbolbild).

Ukrainische Drohnen attackieren Atomkraftwerk Saporischschja – Explosion über Reaktor-Kuppel

Update vom Sonntag, 7. April, 17.40 Uhr: Die russische Kraftwerksleitung des besetzen ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja hat am Sonntag von der Explosion einer Drohne über der Kuppel des sechsten Reaktors berichtet. Auf ihrem Telegram-Kanal machte die Werksleitung die ukrainische Armee für den Angriff verantwortlich. Verletzte oder gefährliche Schäden gebe es aber nicht, hieß es. Die Strahlung in und um das größte AKW in Europa entspreche der Norm.

Transparenzhinweis

Die hier verarbeiteten Informationen zum Ukraine-Krieg stammen von lokalen und internationalen Medien sowie von Nachrichtenagenturen. Unabhängig überprüfen lassen sich viele Angaben nicht.

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA teilte mit, sie sei über die Explosion einer Drohne über dem Werk in Kenntnis gesetzt worden. Dies decke sich mit Wahrnehmungen der IAEA-Vertreter vor Ort. Im sozialen Netzwerk X (früher Twitter) rief Behördenchef Rafael Grossi dazu auf, nichts zu unternehmen, was die nukleare Sicherheit der Anlage gefährde. Den russischen Angaben nach war schon früher am Sonntag eine Drohne an der Kantine des AKW eingeschlagen. Ein Lkw, der gerade entladen wurde, sei beschädigt worden. Unabhängig überprüfbar waren die Angaben der russischen Seite nicht. Sie klagt seit Tagen über zunehmende Drohnenattacken auf das Werk und macht dafür die Ukraine verantwortlich. 

Das Atomkraftwerk im Süden der Ukraine wurde im Frühjahr 2022 von russischen Truppen besetzt. Die sechs Reaktoren liegen still, müssen aber weiter gekühlt werden. Immer wieder gab es Beschuss auf das Werk. Die internationale Öffentlichkeit ist in Sorge um die nukleare Sicherheit. Experten haben sich bereits mit der Frage auseinandergesetzt, was bei einer Explosion des AKW Saporischschja passiert.

Update vom Sonntag, 7. April, 15.38 Uhr: Das von Russland kontrollierte Atomkraftwerk in Saporischschja wird nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Tass mit ukrainischen Drohnen angegriffen. Dabei sein ein Lkw in der Nähe der Kantine des Kraftwerks beschädigt worden. Tass beruft sich auf Angaben der Betreiber des AKW.

Russland macht im Ukraine-Krieg weiter Druck: Kiew spricht von „schwieriger“ Lage bei Tschassiw Jar

Update vom Sonntag, 7. April, 13.33 Uhr: Die Lage nahe der seit Wochen heftig umkämpften ostukrainischen Stadt Tschassiw Jar ist nach ukrainischen Angaben „schwierig“. „Die Lage ist ziemlich schwierig und angespannt“, sagte der Sprecher der 26. Artilleriebrigade, Oleh Kalaschnikow, am Sonntag im ukrainischen Fernsehen. Alle russischen Angriffe seien aber zurückgeschlagen worden, die russische Armee sei „auf dem Rückzug“.

Der russische Gegner versuche, die umliegenden Ortschaften Bogdaniwka und Iwaniwske direkt anzugreifen und zugleich Offensivaktionen zwischen diesen beiden Orten auszuführen, führte der ukrainische Armee-Sprecher aus. Die russischen Streitkräfte setzten dabei „von gepanzerten Kampffahrzeugen unterstützte Infanterie“ und Kampfjets ein.

Update vom Sonntag, 7. April, 11.48 Uhr: Der ukrainische Militärgeheimdienstchef Kyrylo Budanow hofft weiter auf die von Deutschland bisher abgelehnte Lieferung der Marschflugkörper vom Typ Taurus im Kampf gegen die russische Invasion. „Der Taurus würde unser Leben sicherlich einfacher machen“, sagte der Chef des Militärgeheimdienstes HUR in einem Interview der ARD. „Um Kommandozentralen zu treffen, um einige sehr wichtige Ziele zu treffen, ist es eine ausgezeichnete Waffe.“ Auch die russische Brücke zur annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim bleibe ein wichtiges Ziel für die Ukraine: „Die Brücke wird schwer bewacht und verteidigt. Aber alle arbeiten an diesem Thema.“

Zu konkreten Perspektiven des Krieges wollte sich HUR-Chef Budanow laut dem ARD-Interview nicht äußern. „Die Lage ist ziemlich schwierig, aber sie ist unter Kontrolle“, sagte er. Demnach hält er anders als viele Militärexperten in diesem Jahr auch eine ukrainische Gegenoffensive für möglich. Zugleich sagte er, dass es ohne dauerhafte Unterstützung des Westens „katastrophal schwierig“ werde für die Ukraine. Budanow erwartet demnach auch einen deutlichen Aufschwung der Rüstungsindustrie in Europa und traut der EU zu, mögliche ausbleibende US-Hilfen auszugleichen.

Update vom Sonntag, 7. April, 10.14 Uhr: In der Oblast Saporischschja im Südosten der Ukraine sind am Sonntagmorgen offenbar drei Zivilpersonen durch einen russischen Angriff getötet worden. Dies teilte der örtliche Gouverneur mit: „Zwei Männer und eine Frau starben unter den Trümmern ihres eigenen Hauses, das von einer russischen Granate getroffen wurde“, schrieb Iwan Fjodorow auf Telegram. Unabhängig verifizieren ließ sich der Bericht nicht.

Update vom Sonntag, 7. April, 9.12 Uhr: In der russischen Grenzregion Belgorod ist es offenbar erneut zu einer größeren Drohnenattacke gekommen. Die Ukraine hat die Oblast in den letzten Monaten, vor allem aber zuletzt, häufiger angegriffen – vor allem wegen der dortigen Kriegsindustrie. Nun seien in der vergangenen Nacht mehrere Siedlungen unter Drohnenbeschuss genommen worden, wie Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow auf Telegram mitteilte. Gladkow zufolge brachen einige Brände aus, im Dorf Dronowka sei eine Gasleitung beschädigt worden. Zivile Opfer wurden allerdings nicht gemeldet.

Update vom Sonntag, 7. April, 7.43 Uhr: Kiew hat neue Zahlen zu den russischen Verlusten im Ukraine-Krieg bekannt gegeben. Den Angaben zufolge sind in den vergangenen 24 Stunden 820 russische Soldaten verletzt oder getötet worden. Auch will die ukrainische Armee unter anderem 17 Panzer zerstört haben. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben allerdings nicht.

Update vom Sonntag, 7. April, 6.22 Uhr: Im ukrainisch kontrollierten Teil des Gebiets Donezk sind derweil durch russischen Artilleriebeschuss offiziellen Angaben nach mindestens fünf Zivilisten getötet worden. Unter den Opfern im Landkreis Pokrowsk sei eine Minderjährige, teilte die zuständige Staatsanwaltschaft mit. Zudem seien zwei Menschen verletzt worden. Getroffen wurden demnach Wohnhäuser in mehreren Ortschaften. Der Landkreis Pokrowsk liegt nur wenige Kilometer westlich von der Donezk-Front. 

Auf der anderen Seite meldeten die Behörden der von russischen Truppen besetzten Gebietshauptstadt Donezk elf Verletzte durch ukrainischen Beschuss. Unter den Verletzten seien zwei Kinder, schrieb der Chef der von Russland annektierten Region Donezk, Denis Puschilin, am Samstag auf seinem Telegram-Kanal. Neun Wohnhäuser in verschiedenen Stadtteilen seien beschädigt worden. Neben der Stadt Donezk wurden nach Angaben Puschilins auch die ebenfalls vom russischen Militär kontrollierten Städte Makijiwka und Horliwka angegriffen.

Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland

Menschen in Kiews feiern die Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion
Alles begann mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989. Die Öffnung der Grenzen zunächst in Ungarn leitete das Ende der Sowjetunion ein. Der riesige Vielvölkerstaat zerfiel in seine Einzelteile. Am 25. August 1991 erreichte der Prozess die Ukraine. In Kiew feierten die Menschen das Ergebnis eines Referendums, in dem sich die Bevölkerung mit der klaren Mehrheit von 90 Prozent für die Unabhängigkeit von Moskau ausgesprochen hatte. Im Dezember desselben Jahres erklärte sich die Ukraine zum unabhängigen Staat. Seitdem schwelt der Konflikt mit Russland. © Anatoly Sapronenkov/afp
Budapester Memorandum
Doch Anfang der 1990er Jahre sah es nicht danach aus, als ob sich die neuen Staaten Russland und Ukraine rund 30 Jahre später auf dem Schlachtfeld wiederfinden würden. Ganz im Gegenteil. Im Jahr 1994 unterzeichneten Russland, das Vereinigte Königreich und die USA in Ungarn das „Budapester Memorandum“ – eine Vereinbarung, in der sie den neu gegründeten Staaten Kasachstan, Belarus und der Ukraine Sicherheitsgarantien gaben.  © Aleksander V. Chernykh/Imago
Ukrainedemo, München
Als Gegenleistung traten die drei Staaten dem Atomwaffensperrvertrag bei und beseitigten alle Nuklearwaffen von ihrem Territorium. Es sah danach aus, als ob der Ostblock tatsächlich einen Übergang zu einer friedlichen Koexistenz vieler Staaten schaffen würde. Nach Beginn des Ukraine-Kriegs erinnern auch heute noch viele Menschen an das Budapester Memorandum von 1994. Ein Beispiel: Die Demonstration im Februar 2025 in München.  © Imago
Orangene Revolution in der Ukraine
Bereits 2004 wurde deutlich, dass der Wandel nicht ohne Konflikte vonstattengehen würde. In der Ukraine lösten Vorwürfe des Wahlbetrugs gegen den Russland-treuen Präsidenten Wiktor Janukowytsch Proteste  © Mladen Antonov/afp
Ukraine proteste
Die Menschen der Ukraine erreichten vorübergehend ihr Ziel. Der Wahlsieg Janukowytschs wurde von einem Gericht für ungültig erklärt, bei der Wiederholung der Stichwahl setzte sich Wiktor Juschtschenko durch und wurde neuer Präsident der Ukraine. Die Revolution blieb friedlich und die Abspaltung von Russland schien endgültig gelungen. © Joe Klamar/AFP
Wiktor Juschtschenko ,Präsident der Ukraine
Als der Moskau kritisch gegenüberstehende Wiktor Juschtschenko im Januar 2005 Präsident der Ukraine wurde, hatte er bereits einen Giftanschlag mit einer Dioxinvariante überlebt, die nur in wenigen Ländern produziert wird – darunter Russland. Juschtschenko überlebte dank einer Behandlung in einem Wiener Krankenhaus.  © Mladen Antonov/afp
Tymoschenko Putin
In den folgenden Jahren nach der Amtsübernahme hatte Juschtschenko vor allem mit Konflikten innerhalb des politischen Bündnisses zu kämpfen, das zuvor die demokratische Wahl in dem Land erzwungen hatte. Seine Partei „Unsere Ukraine“ zerstritt sich mit dem von Julija Tymoschenko geführten Parteienblock. Als Ministerpräsidentin der Ukraine hatte sie auch viel mit Wladimir Putin zu tun, so auch im April 2009 in Moskau. © Imago
Das Bündnis zerbrach und Wiktor Janukowitsch nutzte bei der Präsidentschaftswahl 2010 seine Chance.
Das Bündnis zerbrach und Wiktor Janukowytsch nutzte bei der Präsidentschaftswahl 2010 seine Chance. Er gewann die Wahl mit knappem Vorsprung vor Julija Tymoschenko. Amtsinhaber Wiktor Juschtschenko erhielt gerade mal fünf Prozent der abgegebenen Stimmen.  © Yaroslav Debely/afp
Proteste auf dem Maidan-Platz in Kiew, Ukraine, 2014
Präsident Wiktor Janukowytsch wollte die Ukraine wieder näher an Russland führen – auch aufgrund des wirtschaftlichen Drucks, den Russlands Präsident Wladimir Putin auf das Nachbarland ausüben ließ. Um die Ukraine wieder in den Einflussbereich Moskaus zu führen, setzte Janukowytsch im November 2013 das ein Jahr zuvor verhandelte Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union aus.  © Sergey Dolzhenko/dpa
Maidan-Proteste Ukraine
Es folgten monatelange Massenproteste in vielen Teilen des Landes, deren Zentrum der Maidan-Platz in Kiew war. Organisiert wurden die Proteste von einem breiten Oppositionsbündnis, an dem neben Julija Tymoschenko auch die Partei des ehemaligen Boxweltmeisters und späteren Bürgermeisters von Kiew, Vitali Klitschko, beteiligt waren. © Sandro Maddalena/AFP
Proteste auf dem Maidan-Platz in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine
Die Forderung der Menschen war eindeutig: Rücktritt der Regierung Janukowiysch und vorgezogene Neuwahlen um das Präsidentenamt. „Heute ist die ganze Ukraine gegen die Regierung aufgestanden, und wir werden bis zum Ende stehen“, so Vitali Klitschko damals. Die Protestbewegung errichtete mitten auf dem Maidan-Platz in Kiew ihr Lager. Janukowytsch schickte die Polizei, unterstützt von der gefürchteten Berkut-Spezialeinheit. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, die über mehrere Monate andauerten. © Sergey Dolzhenko/dpa
Der Platz Euromaidan in Kiew, Hauptstadt der Ukraine, ist nach den Protesten verwüstet.
Die monatelangen Straßenkämpfe rund um den Maidan-Platz in Kiew forderten mehr als 100 Todesopfer. Etwa 300 weitere Personen wurden teils schwer verletzt. Berichte über den Einsatz von Scharfschützen machten die Runde, die sowohl auf die Protestierenden als auch auf die Polizei gefeuert haben sollen. Wer sie schickte, ist bis heute nicht geklärt. Petro Poroschenko, Präsident der Ukraine von 2014 bis 2019, vertrat die These, Russland habe die Scharfschützen entsendet, um die Lage im Nachbarland weiter zu destabilisieren. Spricht man heute in der Ukraine über die Opfer des Maidan-Protests, nennt man sie ehrfürchtig „die Himmlischen Hundert“. © Sergey Dolzhenko/dpa
Demonstranten posieren in der Villa von Viktor Janukowitsch, ehemaliger Präsident der Ukraine
Nach rund drei Monaten erbittert geführter Kämpfe gelang dem Widerstand das kaum für möglich Gehaltene: Die Amtsenthebung Wiktor Janukowytschs. Der verhasste Präsident hatte zu diesem Zeitpunkt die UKraine bereits verlassen und war nach Russland geflohen. Die Menschen nutzten die Gelegenheit, um in der prunkvollen Residenz des Präsidenten für Erinnerungsfotos zu posieren. Am 26. Februar 2014 einigte sich der „Maidan-Rat“ auf eigene Kandidaten für ein Regierungskabinett. Präsidentschaftswahlen wurden für den 25. Mai anberaumt. Die Ukraine habe es geschafft, eine Diktatur zu stürzen, beschrieb zu diesem Zeitpunkt aus der Haft entlassene Julija Tymoschenko die historischen Ereignisse.  © Sergey Dolzhenko/dpa
Ein Mann stellt sich in Sewastopol, eine Stadt im Süden der Krim-Halbinsel, den Truppen Russlands entgegen.
Doch der mutmaßliche Frieden hielt nicht lange. Vor allem im Osten der Ukraine blieb der Jubel über die Absetzung Janukowytschs aus. Gouverneure und Regionalabgeordnete im Donbass stellten die Autorität des Nationalparlaments in Kiew infrage. Wladimir Putin nannte den Umsturz „gut vorbereitet aus dem Ausland“. Am 1. März schickte Russlands Präsident dann seine Truppen in den Nachbarstaat. Wie Putin behauptete, um die russischstämmige Bevölkerung wie die auf der Krim stationierten eigenen Truppen zu schützen. In Sewastopol, ganz im Süden der Halbinsel gelegen, stellte sich ein unbewaffneter Mann den russischen Truppen entgegen. Aufhalten konnte er sie nicht. © Viktor Drachev/afp
Bürgerkrieg in Donezk, eine Stadt im Donbas, dem Osten der Ukraine
Am 18. März 2014 annektierte Russland die Halbinsel Krim. Kurz darauf brach im Donbass der Bürgerkrieg aus. Mit Russland verbündete und von Moskau ausgerüstete Separatisten kämpften gegen die Armee und Nationalgarde Kiews. Schauplatz der Schlachten waren vor allem die Großstädte im Osten der Ukraine wie Donezk (im Bild), Mariupol und Luhansk. © Chernyshev Aleksey/apf
Prorussische Separatisten kämpfen im Donbas gegen Einheiten der Ukraine
Der Bürgerkrieg erfasste nach und nach immer mehr Gebiete im Osten der Ukraine. Keine der Parteien konnte einen nachhaltigen Sieg erringen. Prorussische Separatisten errichteten Schützengräben, zum Beispiel nahe der Stadt Slawjansk. Bis November 2015 fielen den Kämpfen laut Zahlen der Vereinten Nationen 9100 Menschen zum Opfer, mehr als 20.000 wurden verletzt. Von 2016 an kamen internationalen Schätzungen zufolge jährlich bis zu 600 weitere Todesopfer dazu. © Michael Bunel/Imago
Trümmer von Flug 17 Malaysian Airlines nach dem Abschuss nahe Donezk im Osten der Ukraine
Aufmerksam auf den Bürgerkrieg im Osten der Ukraine wurde die internationale Staatengemeinschaft vor allem am 17. Juli 2014, als ein ziviles Passagierflugzeug über einem Dorf nahe Donezk abstürzte. Alle 298 Insassen kamen ums Leben. Die Maschine der Fluggesellschaft Malaysian Airlines war von einer Boden-Luft-Rakete getroffen worden. Abgefeuert hatte die Rakete laut internationalen Untersuchungen die 53. Flugabwehrbrigade der Russischen Föderation. In den Tagen zuvor waren bereits zwei Flugzeuge der ukrainischen Luftwaffe in der Region abgeschossen worden. © ITAR-TASS/Imago
Russlands Präsident Putin (l.), Frankreichs Präsident Francois Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Petro Poroschenko in Minsk
Die Ukraine wollte den Osten des eigenen Landes ebenso wenig aufgeben wie Russland seine Ansprüche darauf. Im September 2014 kamen deshalb auf internationalen Druck Russlands Präsident Putin (l.), Frankreichs Präsident François Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Petro Poroschenko in Minsk zusammen. In der belarussischen Hauptstadt unterzeichneten sie das „Minsker Abkommen“, das einen sofortigen Waffenstillstand und eine schrittweise Demilitarisierung des Donbass vorsah. Die OSZE sollte die Umsetzung überwachen, zudem sollten humanitäre Korridore errichtet werden. Der Waffenstillstand hielt jedoch nicht lange und schon im Januar 2015 wurden aus zahlreichen Gebieten wieder Kämpfe gemeldet. © Mykola Lazarenko/afp
Wolodymyr Selenskyj feiert seinen Sieg bei der Präsidentschaftswahl in der Ukraine 2019
Während die Ukraine im Osten zu zerfallen drohte, ereignete sich in Kiew ein historischer Machtwechsel. Wolodymyr Selenskyj gewann 2019 die Präsidentschaftswahl und löste Petro Poroschenko an der Spitze des Staates ab.  © Genya Savilov/afp
Wolodymyr Selenskyj
Selenskyj hatte sich bis dahin als Schauspieler und Komiker einen Namen gemacht. In der Comedy-Serie „Diener des Volkes“ spielte Selenskyj von 2015 bis 2017 bereits einen Lehrer, der zunächst Youtube-Star und schließlich Präsident der Ukraine wird. Zwei Jahre später wurde die Geschichte real. Selenskyj wurde am 20. Mai 2019 ins Amt eingeführt. Kurz darauf löste der bis dato parteilose Präsident das Parlament auf und kündigte Neuwahlen an. Seine neu gegründete Partei, die er nach seiner Fernsehserie benannte, erzielte die absolute Mehrheit.  © Sergii Kharchenko/Imago
Russische Separatisten in der Ost-Ukraine
Selenskyj wollte nach seinem Wahlsieg die zahlreichen innenpolitischen Probleme der Ukraine angehen: vor allem die Bekämpfung der Korruption und die Entmachtung der Oligarchen. Doch den neuen, russland-kritischen Präsidenten der Ukraine holten die außenpolitischen Konflikte mit dem Nachbarn ein. © Alexander Ryumin/Imago
Ukraine Militär
Im Herbst 2021 begann Russland, seine Truppen in den von Separatisten kontrollierte Regionen in der Ost-Ukraine zu verstärken. Auch an der Grenze im Norden zog Putin immer mehr Militär zusammen. Selenskyj warnte im November 2021 vor einem Staatsstreich, den Moskau in der Ukraine plane. Auch die Nato schätzte die Lage an der Grenze als höchst kritisch ein. In der Ukraine wurden die Militärübungen forciert. © Sergei Supinsky/AFP
Putin
Noch drei Tage bis zum Krieg: Am 21. Februar 2022 unterzeichnet der russische Präsident Wladimir Putin verschiedene Dekrete zur Anerkennung der Unabhängigkeit der Volksrepubliken Donezk und Lugansk. © Alexey Nikolsky/AFP
Explosion in Kiew nach Beginn des Ukraine-Kriegs mit Russland
Am 24. Februar 2022 wurde der Ukraine-Konflikt endgültig zum Krieg. Russische Truppen überfielen das Land entlang der gesamten Grenze. Putins Plan sah eine kurze „militärische Spezialoperation“, wie die Invasion in Russland genannt wurde, vor. Die ukrainischen Streitkräfte sollten mit einem Blitzkrieg in die Knie gezwungen werden. Moskau konzentrierte die Attacken auf Kiew. Innerhalb weniger Tage sollte die Hauptstadt eingenommen und die Regierung Selenskyjs gestürzt werden. Doch der Plan scheiterte und nach Wochen intensiver Kämpfe und hoher Verluste in den eigenen Reihen musste sich die russische Armee aus dem Norden des Landes zurückziehen. Putin konzentrierte die eigene Streitmacht nun auf den Osten der Ukraine. © Ukrainian President‘s Office/Imago
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, bei einer Fernsehansprache aus Kiew
Seit Februar 2022 tobt nun der Ukraine-Krieg. Gesicht des Widerstands gegen Russland wurde Präsident Wolodymyr Selenskyj, der sich zu Beginn des Konflikts weigerte, das Angebot der USA anzunehmen und das Land zu verlassen. „Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit“, sagte Selenskyj. Die sollte er bekommen. Zahlreiche westliche Staaten lieferten Ausrüstung, Waffen und Kriegsgerät in die Ukraine. Hunderttausende Soldaten aus beiden Ländern sollen bereits gefallen sein, ebenso mehr als 10.000 Zivilpersonen. Ein Ende des Kriegs ist nach wie vor nicht in Sicht. © Ukraine Presidency/afp

Update vom Samstag, 6. April, 22.04 Uhr: Die Ukraine setzt Russland mit Raketen- und Drohnenangriffen zu – vor allem die Luftabwehr Putins steht unter Druck. Zu diesem Schluss kommt das britische Verteidigungsministerium. Ende März habe ein von der Krim aus betriebener Telegram-Channel berichtet, dass ein russischer SU-27-Kampfjet von den eigenen Truppen über der Krim abgeschossen worden sei. Damals habe der Gouverneur Sewastopols von technischem Versagen gesprochen. Doch Grund für den Abschuss könnten laut dem Ministerium die Angriffe der Ukraine sein.

Die verstärkten Attacken auf die russische Schwarzmeerflotte hätten das Militär Russlands stark unter Druck gesetzt. „Es ist eine realistische Möglichkeit, dass kein technischer Fehler, sondern der wachsende Druck auf die russische Flugabwehr dazu geführt hat [...] dass diese unbeabsichtigt ihre eigenen Piloten und Kampfflugzeuge angreift“, schließt das Ministerium seinen Bericht auf X.

Aktuelle Lage im Ukraine-Krieg: Russland wirft Ukraine Angriff auf Belgorod vor

Update vom Samstag, 6. April, 18.30 Uhr: Ukrainische Streitkräfte sollen die russische Grenzregion Belgorod in der Nacht zu Samstag mit Raketen angegriffen haben. Das berichtet die Online-Zeitung Kyiv Independent unter Berufung auf russische Behörden. Dabei seien zivile Gebäude beschädigt worden, sowohl in der Stadt Belgorod als auch in umliegenden Dörfern. Verletzte habe es jedoch nicht gegeben. Die russische Luftverteidigung habe demnach zehn Objekte am Himmel abgeschossen. Der Nachrichtendienst Nexta teilte Aufnahmen aus Belgorod auf X (ehemals Twitter).

Kiew selbst äußert sich nicht zu mutmaßlichen Angriffen auf russischem Gebiet. Jedoch teilte die Luftwaffe mit, dass Russland in der Nacht zahlreiche Raketen von Belgorod aus in Richtung Ukraine abgefeuert habe. Die Region grenzt direkt an die ukrainischen Oblaste Sumy, Charkiw und Luhansk, die Russland teilweise unter Kontrolle hält.

Update von Freitag, 5. April, 21.55 Uhr: Die US-Botschafterin in der Ukraine hat sich zu einem verheerenden Angriff Russlands im Ukraine-Krieg geäußert. „Russland hat heute Saporischschja angegriffen und durch Raketenangriffe im Abstand von 40 Minuten drei Menschen getötet – ein schreckliches Muster, das offenbar darauf abzielte, Ersthelfer und Journalisten vor Ort zu töten“, schrieb Bridget Brink auf X. Sie betonte, Russland müsse für derartige Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden.

Russland will Dorf bei Awdijiwka erobert haben – „schwierige“ Lage bei Tschassiw Jar

Erstmeldung von Freitag, 5. Apil: Kiew – Im Angriffskrieg gegen die Ukraine will Russland einen weiteren Erfolg erzielt haben. Das Verteidigungsministerium in Moskau gab am Freitag (5. April) die Einnahme des Dorfes Wodjanoje in der Region Donezk bekannt, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

Das Dorf befindet sich unweit westlich von Awdijiwka, das russische Truppen im Februar nach monatelangen Kämpfen unter extrem hohen Verlusten eingenommen hatten. Russlands Armee soll nun „weiter tief in die gegnerische Verteidigung vorgedrungen“ sein und sich eine vorteilhafte Position verschafft haben, heißt es vom Ministerium weiter. Einige Militärblogger hatten bereits Ende März berichtet, dass eine russische Fahne im Dorf gehisst worden sei. Aus Kiew lagen am Freitagnachmittag dazu noch keine Berichte vor.

Russland rückt auf Tschassiw Jar vor – schwere Kämpfe mit der Ukraine

Eine schnelle Einnahme von Tschassiw Jar, das westlich von Bachmut liegt und als wichtiger ukrainischer Stützpunkt gilt, wäre für Kiews Truppen ein schwerer Schlag und deutet auf Erfolge der russischen Offensive hin. Am Donnerstag sagte Serhij Tschaus, der Bürgermeister von Tschassiw Jar, im ukrainischen Fernsehen, dass die Lage in seiner Stadt die schwierigste seit Beginn der Invasion vor mehr als zwei Jahren sei.

Bereits Ende März hatte die ukrainische Armee die Lage dort als „schwierig“ bezeichnet. Aufgrund ihres Munitionsmangels sind die ukrainischen Truppen seit Monaten in der Defensive. Weitere Militärhilfen aus den USA, dem wichtigsten Partnerland, stehen aufgrund einer politischen Blockade auf der Kippe.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor einer neuen großen Offensive Russlands gewarnt, möglicherweise Ende Mai oder im Sommer. Auch die US-Zeitung New York Times berichtete nun, die russische Armee bereite sich auf eine Offensive vor und könne derzeit fünfmal mehr Artilleriemunition abfeuern als die ukrainische Armee. (red mit Agenturen)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Denis Abramov / SNA