Yacht „Andromeda“ im Fokus

Nord-Stream-Explosionen: Neue Spur führt nach Polen - Recherche bringt Land in Erklärungsnot

  • Momir Takac
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Die „Andromeda“ spielt offenbar eine Rolle bei den Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines. Was machte die Segelyacht zweimal in Polen?

Danzig/München - Ende September 2022 erschütterten mitten im Ukraine-Krieg mehrere Explosionen die Ostsee. Die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 wurden heftig beschädigt. Dass dies durch einen Sabotageakt herbeigeführt wurde, war schnell klar. Doch wer ist dafür verantwortlich? Diese Frage ist bis heute nicht geklärt.

Bei den Ermittlungen zur Ursache geriet zunächst Russland ins Visier. Doch der Verdacht erhärtete sich nicht. Später führte eine Spur in die Ukraine. Jetzt scheint es einen neuen Ansatz zu geben. Eine zentrale Rolle bei den Anschlägen soll die „Andromeda“ spielen. Die Segelyacht verließ damals Wiek auf Rügen und fuhr direkt zur dänischen Insel Christiansø. Dort soll sie zwischen dem 16. und 18. September gewesen sein. Kurz darauf ereigneten sich in der Nähe die Explosionen an den Pipelines.

Ermittlungen zu Nord-Stream-Explosionen: Segelyacht „Andromeda“ legte zweimal in Polen an

Jetzt gibt es offenbar neue Erkenntnisse. ARD und Zeit berichteten in der Vergangenheit, dass die „Andromeda“ von einer Firma in Polen angemietet worden war, die Ukrainern gehört. So entstand die Spur in das Land. Doch Polen spielt bei den Ermittlungen zu den Anschlägen offenbar eine größere Rolle als bislang bekannt ist. Die Yacht könnte eine andere Route genommen haben.

Das vom dänischen Verteidigungskommando zur Verfügung gestellte Foto zeigt am 27. September 2022 das Nord Stream 2-Gasleck in der Nähe von Bornholm aus der Luft.

Das haben Recherchen von ARD, Süddeutscher Zeitung und Zeit mit internationalen Partnern ergeben, schreibt tagesschau.de. Deren Untersuchungen bestätigte die Staatsanwaltschaft in Danzig sogar. Demnach machte die „Andromeda“ auf ihrer Fahrt nach Christiansø einen zwölfstündigen Stopp in Polen. Polnische Grenzbeamten hätten die Crew - sechs Personen - sogar kontrolliert. Diese hätten jedoch keine Auffälligkeiten festgestellt, geschweige denn „direkte Beweise dafür, dass Personen auf der Yacht an der Beschädigung der Nord-Stream-Pipelines beteiligt waren.“

Nord-Stream-Explosionen: Recherche setzt Polen unter Druck

Die neue Wendung legt allerdings den Verdacht nahe, dass Polen zu wenig oder nicht alles Relevante mitteilte. Die neue Recherche erhöht jedenfalls den Druck auf Deutschlands Nachbarland in einem weiteren Punkt: Die „Andromeda“ machte auch später noch einmal Halt in Polen, und zwar am 19. September offenbar auf der Rückfahrt nach Deutschland in Kolberg. Dies habe eine Mitarbeiterin der Marina in dem Ostseebad bestätigt. Von staatlicher Seite gab es dazu bislang keine Aussage.

Berichte über eine mögliche Beteiligung an der Sabotage wies Polen, das den Bau von Nord Stream 2 stets ablehnte, zurück. „Es gibt keinerlei Anhaltspunkte für eine Beteiligung polnischer Staatsbürger an der Sprengung der Nord-Stream-Pipeline“, teilte die Regionalabteilung Pommern der Abteilung für organisierte Kriminalität und Korruption der Nationalen Staatsanwaltschaft in Danzig der dpa am Donnerstag mit. Einen neuen Ermittlungsansatz könnten erstmals angefertigte Aufnahmen der aufgerissenen Nord-Stream-2-Pipeline liefern. Sie zeigen, dass weit weniger Sprengstoff verwendet wurde, als bislang angenommen. (mt)

Rubriklistenbild: © -/Danish Defence Command/dpa/Archiv

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