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Attacke auf Putins Prestige: Ukraine beschädigt zwei weitere Schiffe der Schwarzmeer-Flotte
VonKarsten-Dirk Hinzmann
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Erneut liegt Russlands Schwarzmeer-Flotte unter Feuer. Ukrainische Raketen haben jetzt zwei weitere Schiffe beschädigt – auf der Krim steht auch die Sicherheit der Nato auf dem Spiel.
Sewastopol – Amerikanische Militärexperten runzeln die Stirn – wie CNN berichtet, hat die Ukraine jetzt wieder einen russischen Marinestützpunkt im Schwarzen Meer angegriffen und zwar mit der vermutlich heftigsten Attacke seit der russischen Invasion im Februar 2022. Laut CNN hat dieser Angriff auf der Krim 24 Menschen verletzt und außerdem ein U-Boot sowie ein Landungsschiff beschädigt. Das russische Verteidigungsministerium behauptet einen Angriff mit zehn Marschflugkörpern und drei Drohnen. Den Amerikanern erscheint das Interesse an der Krim zum jetzigen Zeitpunkt widersinnig, die Ukrainer verfolgen ihre Strategie um so entschlossener.
Ziel des Angriffs war die nach dem ehemaligen russischen Politiker benannte Sergo Ordzhonikidze-Werft in Sewastopol, dem Stützpunkt der russischen Schwarzmeer-Flotte. Beschädigt wurden das U-Boot Rostow am Don sowie das Landungsschiff Minsk. Dabei hatten offenbar nur drei Waffen ihr Ziel erreicht: Laut Angaben des russischen Verteidigungsministeriums sollen sieben Marschflugkörper sowie alle Drohnen vernichtet worden sein.
Die ukrainischen Verteidiger wollen mit ihren Attacken gegen die russische Marine nicht nur Material zerstören und die Operationsfähigkeit der Schwarzmeer-Flotte schwächen, sondern Russlands Präsident Wladimir Putin stürzen: Die Krim wurde bereits 2014 von Russland besetzt und bildet den Brückenkopf von Putins Fantasien, die Ukraine in die Russische Föderation einzugliedern – und genauso von seinem Vorhaben, international wieder als Seemacht aufzutrumpfen.
Amerikaner skeptisch: Attacken auf der Krim ohne strategische Bedeutung
Für Russland und gleichermaßen für Kiew ist die Krim ein Prestige-Objekt im Ukraine-Krieg. Darüber hinaus gewinnt oder verliert Putin mit der Krim auch persönliches Prestige als Russlands Präsident. Amerikanischen Militärs fehlt darin der strategische Sinn: „Die aktuellen Angriffe bringen die Russen sicher etwas aus dem Gleichgewicht, haben aber keine entscheidende Bedeutung“, schreibt CNN unter Berufung auf eine Quelle aus dem US-Verteidigungsministerium. Demnach seien die ukrainischen Attacken auf der Krim Verschwendung von Ressourcen für die landgestützte Gegenoffensive. Das sieht die Ukraine anders. Die Angriffe sind weit mehr als eine Antwort auf die russischen Überfälle auf die ukrainischen Hafeninfrastrukturen durch die weit tragenden Waffen der russischen Marine.
Spätestens seit Kündigung des Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine im Juli scheint die Krim tatsächlich ein essentieller Bestandteil der Gegenoffensive zu sein, wie CNN von ukrainischen Militärs erfahren haben will. Grundsätzlich setzen die Nadelstiche auf der Krim dem russischen Nachschub zu: Angriffe auf Munitionsdepots und Versorgungs-Linien trocknen die russischen Truppen aus. „Der Weg zum Sieg auf dem Schlachtfeld führt über einen Zusammenbruch der russischen Logistik“, sagt der Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Andrij Jermak.
Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland
Im Zuge der Angriffe hatte jetzt auch die Krim-Brücke geschlossen werden müssen. Die fast 19 Kilometer lange Straßen- und Eisenbahnverbindung von der Halbinsel Krim in der Ukraine über die Straße von Kertsch zur Halbinsel Taman in der russischen Region Krasnodar ist eine der längsten Brücken Europas und immer wieder Ziel von ukrainischen Attacken, um die Versorgung der russischen Invasions-Truppen durch Bahn- oder Lkw-Transporte zu stören.
Das Schwarze Meer ist aber viel mehr: die Nahtstelle zwischen der Russischen Föderation und der Nato. So schreibt der deutsche Fregattenkapitän Göran Swistek für den Thinktank Stiftung Wissenschaft und Politik: „Russland verfolgt im Schwarzen Meer seit Jahrhunderten sein Interesse an einem eisfreien und möglichst ganzjährig warmen Zugang zu den vitalen Seeverbindungswegen um Europa herum, der seinen Anspruch als Seemacht untermauert.“
Deutsche überzeugt: Russische Aktivitäten bedrohen die Nato
Im Zuge dessen hat die Nato seit der Annexion der Krim durch Russland 2014 ihre militärische Sicherheitsstruktur im Schwarzmeerraum erhöht; etwa durch Truppenverstärkungen in Bulgarien, Rumänien und Ungarn sowie durch intensivierte alliierte Kontrollen des internationalen Luftraumes. Für Swistek ist ganz klar: Siege oder Niederlagen im Schwarzen Meer sind zunächst regional bedeutsam, wirken sich aber vor allem auch weltweit aus.