US-Wahl im November

Kein Schutz durch Secret Service – Kennedy wittert „politische Agenda“

  • VonTadhg Nagel
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Robert Kennedy Jr. kämpft als unabhängiger Kandidat um die US-Präsidentschaft. Den Schutz des Secret Service will er trotzdem – und sieht sich im Nachteil.

Washington, D.C. – Der Sohn des verstorbenen US-Präsidenten John F. Kennedy kandidiert als unabhängiger Kandidat für das Präsidentenamt der USA. Die Finanzierung der Kampagne für die US-Wahl im November gestaltete sich für Robert F. Kennedy Jr. zuletzt jedoch schwierig. Erheblichen Anteil an der finanziellen Belastung hat die Bezahlung einer privaten Sicherheitsfirma für die Kampagne. Jetzt hat Kennedy erneut darum gebeten, auf der Wahlkampftour vom Secret Service geschützt zu werden – eine Bitte, der das Ministerium für Heimatschutz bisher stets ablehnend gegenüberstand.

 Robert F. Kennedy Jr. will den Schutz des Secret Service.

Eigentlich hätte Kennedy den Schutz des Secret Service genossen, dazu hätte er aber weiterhin für die demokratische Partei an den Start gehen müssen. Mit seinem Ausscheiden aus dem Vorwahlrennen der Partei im Oktober 2023 hat er dieses Privileg jedoch verwirkt. Dank dieses Schrittes muss sich Kennedy zwar nicht mehr direkt bei den Vorwahlen gegen den amtierenden US-Präsidenten Joe Biden durchsetzen. Dafür muss er jetzt unter anderem selbst für seine Sicherheit sorgen – denn normalerweise genießen nur die Bewerber der beiden größten Parteien den Schutz durch die Behörde.

Sicherheitsrisiken und „alltägliche Todesdrohungen“ - Sollte der Secret Service Kennedy Jr. schützen?

Allerdings ist Kennedy ein Sonderfall: Seine Umfragewerte sind höher als die anderer unabhängiger Kandidaten es bisher waren. Nach eigener Aussage ist er aufgrund der Ermordung seines Vaters und seines Onkels zudem besonders gefährdet. Um dies zu belegen, hatte Kennedy im November einen 67-seitigen Bericht der Sicherheitsfirma „Gavin de Becker and Associates“ vorgelegt. In diesem sind „einzigartige und gut etablierte Sicherheitsrisiken neben den alltäglichen Todesdrohungen aufgeführt“. Das berichtete die US-Zeitung Deseret News.

Trotzdem befand das Heimatschutzministerium, dass der Schutz des Secret Service für Kennedy „nicht gerechtfertigt“ sei. Der Sekretär des Ministeriums machte laut der Zeitung in einem Brief deutlich, dass man sich gründlich beraten habe, „auf der Grundlage der Fakten und der Empfehlung des beratenden Ausschusses“ einen Schutz jedoch nicht für notwendig halte.

Kennedy appelliert an Joe Biden - Sein Sicherheitsteam hält die Sorgen für begründet

Kennedy sieht das hingegen anders. In einem Interview mit der US-Mediengruppe NewsNation sagte er am 19. März, er hoffe, dass seine Familienmitglieder, die kürzlich das Weiße Haus besucht haben, sich die Zeit genommen haben, „mit Präsident Biden zu sprechen und ihn zu bitten, mir den Schutz des Secret Service zu gewähren“.

Weg frei für Trump: Haley steigt aus US-Vorwahlkampf aus

Donald Trump will wieder US-Präsident werden
Nun ist es raus: Donald Trump will 2024 erneut als US-Präsident antreten. Dann wird der Milliardär aus New York 78 Jahre alt sein. Trump hatte das Amt 2017 bis 2021 inne, verlor 2020 aber die Wahl und musste auf eine zweite Amtszeit verzichten. Die soll nun im dritten Anlauf gelingen. Trump wäre erst der zweite Präsident in der Geschichte der USA, dem ein solches Comeback gelingen würde. © Andrew Harnik/dpa
Nikki Haley tritt als US-Botschafterin bei der UN zurück und 2024 vielleicht noch einmal an
Nikki Haley war Trumps letzte verbliebene Rivalin. Doch am Ende zog auch sie sich aus dem parteiinternen Rennen um die US-Präsidentschaft zurück. Nach ihrer Serie von Niederlagen am Super Tuesday verkündete Haley ihren Ausstieg. Die ehemalige Gouverneurin des Bundesstaates South Carolinas wechselt ihre Haltung zu Donald Trump wie andere Leute die Kleidung. Als Botschafterin Trumps bei den Vereinten Nationen war sie enge Vertraute des Ex-Präsidenten, nach dem Sturm aufs Kapitol distanzierte sie sich. Dann sagte sie, sie werde nicht kandidieren, sollte Trump erneut antreten. Haley gilt als Establishment-Republikanerin, die für möglichst geringe Sozialausgaben, niedrige Steuern und eine aggressive Außenpolitik steht. © Evan Vuccid/dpa
Floridas Gouverneur Ron de Santis spricht nach dem Sieg bei den Midterms zu seiner Anhängerschaft
Als härtester Konkurrent für die Nominierung bei den Republikanern für die US-Wahl 2024 galt lange Ron DeSantis. Der Gouverneur Floridas feierte bei den Midterms einen klaren Sieg und wurde von der Wählerschaft im Amt bestätigt. Er galt als der Hoffnungsträger in der Partei. Das Rennen um die Präsidentschaftsnominierung hat er aber inzwischen aufgegeben. DeSantis hatte sich in der Vergangenheit als Trump-Fan inszeniert, geht mittlerweile aber auf Distanz zum Ex-Präsidenten. Hier zu sehen ist der Politiker mit seiner Frau Casey DeSantis und den drei gemeinsamen Kindern. © IMAGO/Luis Santana
Der erfahrene Politiker Asa Hutchinson tritt als Anti-Trump-Kandidat an
Er war bereits Staatsanwalt, Abgeordneter im Repräsentantenhaus, Behördenleiter der Anti-Drogenbehörde DEA und Gouverneur des Bundesstaates Arkansas. Jetzt wollte Asa Hutchinson 2024 republikanischer Präsidentschaftskandidat werden, doch nach der Vorwahl in Iowa zog er seine Kandidatur zurück. Hutchinson trat als Alternative zu Donald Trump an, denn seines Erachtens sollte dieser „nicht der nächste Anführer unseres Landes sein“. Hutchinson forderte Trump auf, seine Kandidatur aufgrund der Anklage gegen ihn in New York zurückzuziehen – eine Sicht, die die republikanische Wählerschaft nicht teilt. © SCOTT OLSON / AFP
Vivek Ramaswamy, Trump-Fan mit Anti-Woke-Agenda
Vivek Ramaswamy hatte Großes vor. Der 38-jährige, rechtslibertäre Tech-Unternehmer mit indischen Wurzeln wollte US-Präsident werden. Nach seinem enttäuschenden Abschneiden bei der Vorwahl in Iowa warf er aber das Handtuch und empfahl, Trump zu Wählen. Der Trump-Fan sieht die USA in einer „nationalen Identitätskrise“ und fordert eine „nationale Wiederbelebung“. Dazu will er z.B. das FBI und das Bildungsministerium abschaffen. Er wolle Trumps „America-First-Aganda auf die nächste Stufe bringen“.  © Anna Moneymaker / AFP
US-Wahl 2024: Ehemaliger Trump-Vertrauter Christie will ins Weiße Haus
Chris Christie hatte auch noch einmal Ambitionen auf das Weiße Haus angemeldet. Der frühere Gouverneur des US-Bundesstaats New Jersey war einst ein enger Vertrauter von Donald Trump, hat sich aber mittlerweile von ihm losgesagt und kritisiert ihn sogar öffentlich. So bezeichnete er den früheren Präsidenten wegen dessen Haltung zum Ukraine-Krieg als „Feigling“ und „Marionette“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Christie wollte 2016 schon einmal Präsidentschaftskandidat seiner Partei werden, zog nach schlechten Ergebnissen bei den Vorwahlen aber zurück. Diesmal gab er bereits vor den Vorwahlen der Republikaner auf. © Charles Krupa/dpa
Zu den krassen Außenseitern zählt auch Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt.
Zu den krassen Außenseitern zählte von Beginn an Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt. Der Republikaner, der am 4. Dezember aus dem Rennen ausstieg, ist seit dem 15. Dezember 2016 Gouverneur von North Dakota. Vor seiner politischen Karriere war er Softwareunternehmer, Microsoft-Manager und Risikokapitalgeber. Im April unterzeichnete Burgum ein Gesetz, das Abtreibungen in der sechsten Schwangerschaftswoche verbietet. Zudem hat er zahlreiche Gesetze unterzeichnet, die die Rechte von trans Menschen einschränken. © SCOTT OLSON/afp
Senator Tim Scott aus dem Bundesstaat South Carolina begreift seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen als Verkörperung des amerikanischen Traumes. In einem im April veröffentlichten Video spricht er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und fordert mehr Optimismus. Scott betont darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nennt er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung.
Tim Scott (blaues Hemd) hat sich aus dem Rennen um die Kandidatur verabschiedet. Am 12. November zog der Senator aus South Carolina seine Kandidatur zurück. In einem im April veröffentlichten Video sprach er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und forderte mehr Optimismus. Scott betonte darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nannte er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung. Seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen begreift Scott als Verkörperung des amerikanischen Traumes.  © ALLISON JOYCE
Mike Pence könnte 2024 bei der US-Wahl für das Amt des Präsidenten kandidieren.
Ausgestiegen ist auch Trumps ehemaliger Vizepräsident. „Dies ist nicht meine Zeit“, sagte Mike Pence am 28. Oktober 2023. Pence war in Umfragen weit abgeschlagen und hatte Medienberichten zufolge Probleme bei der Beschaffung von Geldern für seine Kampagne. „Wir wussten immer, dass dies ein harter Kampf sein würde, aber ich bereue nichts“, erklärte Pence. Mit kritischen Kommentaren nach den Midterms hatte sich der ultrakonservative Pence für einen möglichen Machtkampf innerhalb der Republikanischen Partei in Stellung gebracht. © IMAGO/Aimee Dilger
Larry Elder ist 2024 der erste schwarze Präsidentschaftskandidat bei den Republikanern
Am 26. Oktober zog sich Larry Elder zurück. Schon bei seinem ersten Versuch als Politiker war er gescheitert: 2021 versuchte der rechte Radiomoderator und Rechtsanwalt erfolglos, Kaliforniens demokratischen Gouverneur Gavin Newsom abzulösen. Elder vertritt rechtsradikale Ansichten, wie ein Abtreibungsverbot, glaubt, dass an Grenzen „Mauern funktionieren“, Antirassismus sowie Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion hingegen nicht. © SCOTT OLSON / AFP
Perry Johnson ist im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur.
Am 20. Oktober zog sich auch Perry Johnson aus dem Wahlkampf zurück. Er war im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur. Aufgefallen war der Unternehmer zuvor nur im Jahr 2022, als er für das Amt des Gouverneurs in Michigan kandidieren wollte. Wegen unsauberer Machenschaften wurde er allerdings von den republikanischen Vorwahlen vorzeitig ausgeschlossen. Johnson positionierte sich im Wahlkampf gegen Abtreibungen. Zudem kritisierte er die Höhe der Hilfsgelder, die die USA der Ukraine zur Verfügung stellen. Zugleich stellte Johnson aber klar, dass er Wladimir Putin nicht vertraue. © SCOTT OLSON/afp
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung sind bisher Ryan Binkley, Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez.
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung waren auch Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez. Auch sie haben ihre Kandidatur bereits wieder zurückgezogen. Im Rennen sind dagegen noch Ryan Binkley, John Anthony Castro und E. W. Jackson. Chancen auf eine Nominierung dürften sie allerdings kaum haben. Großer Favorit bleibt allen Anklagen und Prozessen zum Trotz weiter der frühere Präsident Donald Trump. Die Republikaner haben auf jeden Fall die Qual der Wahl. © ALLISON JOYCE/afp

Zumindest laut der Aussage des von Kennedy engagierten Sicherheitsteams könnten die Sicherheitsbedenken des Präsidentschaftskandidaten begründet sein. Wie das US-Portal Politico berichtet, nahm die Sicherheitsfirma von De Becker in Kennedys Haus einen Eindringling fest. Zudem habe es im vergangenen Jahr einen bewaffneten Mann daran gehindert, eine Wahlkampfveranstaltung zu betreten.

Sicherheits als Politische Enstcheidung? Kennedy hat Geldsorgen und wittert Nachteile im Wahlkapf

Bereits im Oktober hatte der Sohn des ehemaligen US-Präsidenten moniert, dass die Entscheidung des Heimatschutzministeriums politisch motiviert sei. Laut Deseret News sagte Kennedy damals, sie sei „Teil dieses Trends, dass unsere Vollzugsbehörden als Waffe eingesetzt werden, um einer politischen Agenda zu dienen“. Zwar könne er nicht „in die Köpfe der Leute schauen, die diese Entscheidungen im Weißen Haus treffen“. Er denke aber, dass es ihnen lieber wäre, wenn er sein „Geld für den Schutz ausgeben würde“ anstatt es „für die Organisation vor Ort oder für Werbung“ zu nutzen. Zudem habe er damals beklagt, bereits annähernd 2 Millionen Dollar für private Sicherheitsdienste ausgegeben zu haben.

Welche Kandidaten werden vom Secret Service geschützt?

Das US-Bundesgesetz erlaubt für „wichtige“ Präsidentschafts- und Vizepräsidentschaftskandidaten den Schutz durch den Secret Service. Der Sekretär des US-Heimatministeriums (DHS) ist befugt, in Absprache mit den führenden Vertretern des Kongresses im Repräsentantenhaus und im Senat zu entscheiden, wer als „wichtiger“ Kandidat eingestuft wird.

Im Jahr 2017 wurden Kriterien festgelegt, die dem DHS bei seiner Entscheidungsfindung helfen sollen. Dazu gehört eine vom Geheimdienst durchgeführte Bedrohungsanalyse, um festzustellen, ob der Kandidat in Gefahr ist und ob er bestimmte Schwellenwerte bei der Wahlbeteiligung erreicht. Für unabhängige Kandidaten liegt der Schwellenwert bei einer Wahlbeteiligung von 20 % oder mehr an 30 aufeinanderfolgenden Tagen. Als Grundlage dienen Daten des Umfrageinstituts Real Clear Politics.

Inzwischen sind diese Kosten um ein Vielfaches gestiegen; allein im letzten Monat haben sich 1,4 Millionen Dollar Schulden bei de Beckers Sicherheitsfirma angehäuft. Damit wird es für Kennedy, der mit wesentlich weniger Spenden auskommen muss, als seine Mitbewerber Biden und Donald Trump, langsam eng. Wie Politico schreibt, hatte Kennedys Kampagne Anfang des Jahres gemeldet, von den ursprünglich eingenommenen 28 Millionen Dollar noch über rund 5 Millionen zu verfügen. Im Februar habe man zwar 3,1 Millionen Dollar an Spenden erhalten, aber auch etwa 2,8 Millionen Dollar ausgegeben – worin die Schulden bei de Becker noch nicht enthalten seien. (tpn)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Brian Cahn