Scholz erklärt die Gründe

Gefangenenaustausch: Putin umarmt „Tiergarten-Mörder“ – die Angehörigen seines Opfers sind entsetzt

  • Hannes Niemeyer
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  • Lisa Mahnke
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Ein Gefangenentausch mit Russland scheint unmittelbar bevorzustehen. Neben dem US-Reporter Evan Gershkovich könnten bis zu 30 Personen ihre Freiheit erlangen.

Update vom 2. August, 06.10 Uhr: Nach dem größten Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen seit dem Kalten Krieg hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Freigelassene am Flughafen Köln/Bonn empfangen. Er habe sich ausführlich mit den Eingereisten unterhalten können, was „sehr bewegend“ gewesen sei, sagte Scholz in der Nacht zum Freitag. „Viele haben um ihre Gesundheit und auch um ihr Leben gefürchtet“, fuhr Scholz fort. Er lobte zudem die internationale Zusammenarbeit.

Das vorzeitige Ende der Haft für den „Tiergartenmörder“ Wadim K. sorgt bei den Angehörigen des Opfers hingegen für Enttäuschung. „Das war eine niederschmetternde Nachricht für uns Angehörige“, teilten diese über ihre Anwältin Inga Schulz der Deutschen Presse-Agentur in Berlin mit. „Einerseits sind wir froh, dass jemandes Leben gerettet wurde. Gleichzeitig sind wir sehr enttäuscht darüber, dass es in der Welt anscheinend kein Gesetz gibt, selbst in Ländern, in denen das Gesetz als oberste Instanz gilt“, teilten sie mit.

Derweil ist eine Maschine mit freigelassenen US-Amerikanern in den Vereinigten Staaten gelandet. Die Maschine aus Ankara erreichte den Militärflughafen Joint Base Andrews unweit der US-Hauptstadt Washington am späten Donnerstagabend (Ortszeit) nach mehr als neun Stunden Flug, wie US-Medien berichteten. 

An Bord befanden sich der wegen Spionage verurteilte „Wall Street Journal“-Korrespondent Evan Gershkovich, der ehemalige US-Soldat Paul Whelan und die US-amerikanische Journalistin Alsu Kurmasheva. US-Präsident Joe Biden umarmte Gershkovich nach dem Verlassen der Maschine. Vizepräsidentin Kamala Harris war bei der Ankunft ebenfalls dabei.

Historischer Gefangenen-Deal: Putin empfängt Tiergarten-Mörder persönlich – Scholz nennt Details

Update vom 1. August, 22.25 Uhr: Kreml-Chef Wladimir Putin hat die im Zuge eines Gefangenenaustauschs mit dem Westen freigelassenen Russen in Moskau auf dem Flughafen empfangen. „Ich möchte Ihnen zu Ihrer Heimkehr ins Heimatland gratulieren“, sagte Putin am Donnerstagabend auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo zur Begrüßung der acht freigelassenen russischen Häftlinge, wie im russischen Staatsfernsehen zu sehen war. Mehrere von den Heimkehrern nahm der Kreml-Chef in den Arm, darunter auch den sogenannten „Tiergarten-Mörder“ Vadim Krasikow.

Er war Ende 2021 zu lebenslanger Haft in Deutschland verurteilt worden, weil er nach Überzeugung des Berliner Kammergerichts im August 2019 einen tschetschenisch-stämmigen Georgier im Kleinen Tiergarten in der Hauptstadt erschossen hatte. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Krasikow den Mord im Auftrag staatlicher russischer Stellen begangen hatte.

Kreml-Chef Wladimir Putin umarmt den „Tiergarten-Mörder“ Vadim Krasikow. (Screenshot)

Historischer Gefangenenaustausch: Scholz äußert sich zu „Tiergartenmörder“

Update vom 1. August, 22.20 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Freilassung des sogenannten Tiergarten-Mörders Vadim Krasikow im Zuge des Gefangenenaustauschs mit Russland mit der Gefahr für Leib und Leben in Russland inhaftierter deutscher Staatsbürger begründet. „Niemand hat sich die Entscheidung einfach gemacht, einen zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilten Mörder nur nach wenigen Jahren der Haft abzuschieben“, sagte Scholz am Donnerstagabend am Flughafen Köln/Bonn.

In diesem Fall habe das staatliche Interesse an der Vollstreckung der Strafe abgewogen werden müssen „mit der Freiheitsgefahr für Leib und in einigen Fällen auch des Lebens unschuldig in Russland inhaftierter Personen und zu Unrecht politischen Inhaftierter“. Für die Bundesregierung sei entscheidend gewesen, „dass wir eine Schutzverpflichtung haben gegenüber deutschen Staatsangehörigen sowie auch die Solidarität mit den USA“. Die Umsetzung sei „durch ein vom Generalbundesanwalt verfügtes Absehen von der Vollstreckung der Freiheitsstrafe und anschließender Abschiebung“ erfolgt, sagte Scholz.

Biden bedankt sich bei Scholz für Gefangenenaustausch: „Erhebliche Zugeständnisse“ aus Deutschland

Update vom 1. August, 21 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat Kanzler Olaf Scholz für seinen Beitrag zu dem großangelegten Gefangenenaustausch mit Russland gedankt. „Ich bin vor allem dem Bundeskanzler zu großem Dank verpflichtet“, sagte Biden bei einer Ansprache im Weißen Haus in Washington, bei der Angehörige der aus russischer Haft freigelassenen Amerikaner dabei waren. Angesichts der Forderungen aus Russland habe er „erhebliche Zugeständnisse“ von Deutschland erbitten müssen. Ursprünglich habe Deutschland diese „wegen der fraglichen Person“ nicht erfüllen können. Doch am Ende habe Deutschland seinen Beitrag geleistet, ebenso wie mehrere andere Länder, die an den Verhandlungen beteiligt gewesen seien. 

„Dieser Deal wäre nicht möglich gewesen ohne unsere Verbündeten, Deutschland, Polen, Slowenien, Norwegen und die Türkei, die sich alle an unsere Seite gestellt haben“, sagte Biden. Mehrere Partner hätten „mutige“ Entscheidungen getroffen, indem sie Gefangene freigelassen hätten, die in ihren Ländern zu Recht festgehalten worden seien - um am Ende Amerikaner nach Hause zu bringen.

US-Präsident Joe Biden bedankte sich bei Deutschland und Kanzler Olaf Scholz für die Unterstützung beim historischen Gefangenenaustausch mit Russland.

Russland und mehrere westliche Länder hatten bei einem großangelegten Gefangenenaustausch rund zwei Dutzend Inhaftierte freigelassen. Unter anderem kamen die US-Bürger Evan Gershkovich und Paul Whelan aus russischer Haft frei. Russland wiederum hatte besonderes Interesse an dem in Deutschland inhaftierten „Tiergartenmörder“, dem Russen Wadim K., der ebenfalls freigelassen wurde. Auf diese Entscheidung bezog sich Biden wohl.

K. hatte 2019 in der Berliner Parkanlage Kleiner Tiergarten einen Georgier ermordet. Das Berliner Kammergericht verurteilte ihn 2021 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Sein Opfer stand laut Urteil seit langem im Visier der Russischen Föderation, weil es während des zweiten Tschetschenien-Krieges mehrere Jahre lang eine Miliz im Kampf gegen Russland angeführt hatte. Russische Behörden hatten den Mann als tschetschenischen Terroristen eingestuft. Auf die Frage, was Deutschland als Gegenleistung für die eigene Kooperation verlangt habe, sagte Biden: „Nichts.“

Nach Gefangenenaustausch in Ankara: Biden lobt „Meisterleistung der Diplomatie“

Update vom 1. August, 18 Uhr: Die in Russland wegen Spionage zu langen Haftstrafen verurteilten US-Bürger Evan Gershkovich und Paul Whelan sind frei. Ihre Freilassung aus Russland sei Teil eines größeren Gefangenenaustausches, teilte US-Präsident Joe Biden in einer schriftlichen Stellungnahme mit. „Wir haben die Freilassung von 16 Personen aus Russland ausgehandelt, darunter fünf Deutsche und sieben russische Staatsbürger, die in ihrem eigenen Land politische Gefangene waren.“ Ferner sagte Biden, es handle sich um eine „Meisterleistung der Diplomatie“.

Die Bundesregierung hat indes die Freilassung von 16 Häftlingen aus Russland und Belarus im Zuge eines mit Moskau vereinbarten Gefangenenaustausches bestätigt. Die Regierung habe sich „diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Denn im Gegenzug hätten auch in Europa verurteilte russische Staatsangehörige freigelassen werden müssen, darunter der in Deutschland wegen des sogenannten Tiergarten-Mordes verurteilte Vadim Krasikow.

Update vom 1. August, 16.31 Uhr: Die Türkei hat den Gefangenenaustausch zwischen Russland und westlichen Ländern bestätigt. Wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf das türkische Präsidialamt berichtet, habe der Geheimdienst der Türkei den Austausch von insgesamt 26 Häftlingen organisiert.

Das Präsidialamt bestätigte zudem, dass unter den ehemals Inhaftierten der US-Journalist Evan Gershkovich und der frühere US-Soldat Paul Whelan sind. An dem Deal sollen Häftlinge aus den USA, Deutschland, Polen, Slowenien, Norwegen, Russland und Belarus beteiligt sein.

Deal zwischen Russland und USA: Tiergartenmörder soll bei Gefangenenaustausch frei kommen

Update vom 1. August, 16.04 Uhr: Laut Spiegel-Informationen, soll im Rahmen des Gefangenenaustauschs zwischen den USA und Russland auch Vadim Krasikov freigelassen worden sein. Krasikov ist bekannt als der sogenannte Tiergartenmörder. Er saß in Deutschland wegen eines Auftragsmords in Haft. Der Gefangenenaustausch soll bereits Donnerstagmittag begonnen haben. Nun sollen von Russland und Deutschland aus ehemals Inhaftierte nach Ankara ausgeflogen werden.

Der Deal soll einem Bericht von European Pravda zufolge 24 Personen umfassen. An dem Abkommen mit Russland sollen die USA, Deutschland und drei weitere Staaten beteiligt sein.

Abkommen zwischen USA und Russland: Putin lässt US-Reporter Gershkovich frei

Update vom 1. August, 14.40 Uhr: Der Wall Street Journal-Reporter Evan Gershkovich soll am Donnerstag in Russland aus dem Gefängnis freigelassen worden sein. Laut einem Bericht des US-Protals Bloomberg sei es zwischen Russland und den USA zu einem Gefangenenaustausch gekommen. Gershkovich war zuvor seit über einem Jahr in Russland inhaftiert. Dort war er zu 16 Jahren Haft wegen Spionage verurteilt worden.

Neben dem US-Reporter soll auch der ehemalige US-Soldat Paul Whelan freigekommen sein. Die USA sollen im Gegenzug russische Gefangene freigelassen haben. Um welche Gefangenen es sich dabei handelt, ist noch nicht bekannt.

Tiergarten-Mörder und Journalist involviert? Gerüchte um großen Gefangenen-Deal mit Putins Russland

Erstmeldung: Moskau – Zwischen Russland und mehreren westlichen Ländern könnte ein Gefangenenaustausch kurz bevorstehen. Gerade für den wegen Spionage in Russland inhaftierten US-Journalisten Evan Gershkovich sind die Hoffnungen groß. Verschiedene Zeichen lassen andeuten, dass es sich um einen größeren Gefangenenaustausch handeln könnte. Neben den USA soll auch Deutschland an dem Austausch teilnehmen, womöglich mit dem sogenannten Tiergarten-Mörder.

Russland und die USA befanden sich laut eigenen Angaben in Verhandlungen über den Austausch von Gershkovich, der vor kurzem wegen Spionage zu 16 Jahren Haft verurteilt wurde. Das Urteil könnte laut der AFP nun den Weg für den Austausch freimachen. Der russische Präsident Wladimir Putin deutete bereits an, dass der Reporter im Austausch mit dem sogenannten Tiergarten-Mörder, Vadim Krasikow, der in Deutschland inhaftiert ist, freikommen könne. Krasikow erschoss im Jahr 2019 einen georgischen Staatsbürger, der in Russland als Staatsfeind galt.

Der US-Reporter Evan Gershkovich könnte Teil des möglichen Gefangenenaustauschs sein.

Putin plant laut Berichten potenziell größeren Gefangenen-Deal

Das Verschwinden von mehreren Inhaftierten lässt in der Ballung mutmaßen, dass der womöglich kommende Austausch größer angelegt ist – womöglich der größte Gefangenenaustausch seit Ende des Kalten Krieges. Eine anonyme Quelle erklärte laut der Seite Kozlovpaper des Journalisten Pjotr Kozlov, dass „Moskau etwa 20 bis 30 Personen an den Westen ausliefern wird“.

Mindestens sieben Gefangene wurden in Russland verlegt. Dazu zählen laut AFP-Informationen der für Hochverrat inhaftierte Wladimir Kara-Mursa und der US-Soldat Paul Whelan, der für Spionage in russische Haft kam. Kara-Mursa tauchte laut der russischen Nachrichtenseite Agenstvo am Donnerstag (01. August) auch nicht im Gerichtssaal auf, wo er per Videokonferenz hätte zugeschaltet werden sollen.

Nawalny verlängert die Liste der Opfer Putins – ein Überblick

Alexej Nawalny
Alexej Nawalny war über Jahre der markanteste Kopf der russischen Opposition. Schon früh prangerte der Rechtsanwalt das Machtlager von Präsident Wladimir Putin offen als „Partei der Gauner und Diebe“ an.  © Andrei Zhilin/afp
Wahlen 2012 in Russland: Nawalny protestiert gemeinsam mit Schach-Großmeister Garry Kasparow (l.) für faire Wahlen in Russland – am Ende gewann Wladimir Putin.
Wahlen 2012 in Russland: Nawalny protestiert gemeinsam mit Schach-Großmeister Garry Kasparow (l.) für faire Wahlen in Russland – am Ende gewann Wladimir Putin. © Anatoly Maltsev / dpa
Alexej Nawalny
2013 trat er als Bürgermeisterkandidat in Moskau an und erreichte mit 27 Prozent der Stimmen den zweiten Platz. Später organisierte er Massenproteste im ganzen Land, besonders aber in Moskau. 2018 wollte Nawalny selbst Präsident werden, doch die Justiz schob ihm einen Riegel vor. Wiederholt wurde er wegen Betrugs- und Diebstahlsvorwürfen vor Gericht gestellt und verurteilt. © Kirill Kudryavtsev/afp
Nawalny – damals bereits sozusagen der Superstar der Protestbewegung in Russland – mit seiner Ehefrau Julija, vor Gericht. Nach seinen Protesten kam er damals vorerst frei.
Nawalny – damals bereits sozusagen der Superstar der Protestbewegung in Russland – mit seiner Ehefrau Julija, vor Gericht. Nach seinen Protesten kam er damals vorerst frei. © Valentina Svistunova / dpa
Kreml-Kritiker Nawalny 2017 nach einer Farbattacke vor seinem Büro.
Kreml-Kritiker Nawalny 2017 nach einer Farbattacke vor seinem Büro. © Evgeny Feldman / dpa
Nawalny vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte im Jahr 2018. Dort war Russland zuvor wegen Festnahmen des Kreml-Kritikers verurteilt worden.
Nawalny vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte im Jahr 2018. Dort war Russland zuvor wegen Festnahmen des Kreml-Kritikers verurteilt worden. © Jean-Francois Badias / dpa
Ein großes Portrait von Alexej Nawalny mitten in St. Petersburg. Nach nur wenigen Minuten ließ man es wieder überstreichen.
Ein großes Portrait von Alexej Nawalny mitten in St. Petersburg. Nach nur wenigen Minuten ließ man es wieder überstreichen. © Alexander Demianchuk / Imago
Alexej Nawalny
Im August 2020 brach Nawalny bei einer Reise zusammen und fiel ins Koma. Grund war eine Vergiftung mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok, wie Untersuchungen an der Charité in Berlin bewiesen. © Instagram account @navalny/afp
Alexej Nawalny
Im Januar 2021 kehrte Nawalny nach Russland zurück, wo er erneut vor Gericht gestellt und unter anderem wegen angeblichem „Extremismus“ zu 19 Jahren Lagerhaft verurteilt wurde. Im Dezember 2023 folgte die Verlegung in ein Lager hinter dem Polarkreis. Am 16. Februar 2024 starb Nawalny nach Justizangaben in dem Straflager. Er sei nach einem Hofgang zusammengebrochen, teilte die Gefängnisverwaltung mit.  © Vera Savina/afp
Am 16. Februar 2024 kommt überraschend dann die Info aus Russland, Nawalny sei im Strafgefangenenlager gestorben
Am 16. Februar 2024 kommt überraschend dann die Info aus Russland, Nawalny sei im Strafgefangenenlager gestorben. Weltweit wird um den Kreml-Kritiker getrauert. © IMAGO/Vuk Valcic / ZUMA Wire
Jewgeni Prigoschin
Jewgeni Prigoschin war in Russland als skrupelloser Unternehmer mit krimineller Vergangenheit bekannt. Er und Putin kannten sich lange. Als der heutige Präsident noch in der St. Petersburger Stadtverwaltung arbeitete, soll er in Prigoschins Restaurant eingekehrt sein. Deshalb war Prigoschin, der mehrere Jahre wegen Raubs in Haft saß, auch als „Putins Koch“ bekannt. Niemand sonst in Russland traute sich solche Kritik wie Prigoschin © ITAR-TASS/Imago
Jewgeni Prigoschin
Über Monate hinweg legte sich Jewgeni Prigoschin mit der Militärführung in Moskau an. Immer wieder warf der Chef der russischen Privatarmee Wagner dem Verteidigungsministerium und dem Generalstab der Armee vor, Präsident Wladimir Putin zu belügen. Mit einem bewaffneten Aufstand seiner Privatarmee forderte Prigoschin aber auch Putin selbst heraus. © Sergey Pivovarov/Imago
Jewgeni Prigoschin
Nach seinem gescheiterten Aufstand sahen Fachleute den Söldnerchef aber dem Tode geweiht. Kremlchef Putin hatte die Kämpfer um seinen Ex-Vertrauten als Verräter bezeichnet. Tatsächlich starb Prigoschin zwei Monate nach seiner Meuterei gegen die russische Staatsmacht im August 2023 bei einem Flugzeugabsturz in Russland. © Imago
Boris Nemzow
Der Oppositionspolitiker Boris Nemzow galt als einer der schillerndsten und mutigsten Politiker Russlands. Feinde machte er sich vor allem mit seiner Kritik an der Ukraine-Politik von Kremlchef Wladimir Putin. Er wurde zur Galionsfigur der zersplitterten Opposition und galt als Unterstützer der Richtung Westen strebenden Ukraine. © Oxana Onipko/afp
Boris Nemzow
Nemzow wurde im Februar 2015 durch mehrere Schüsse in den Rücken aus einem Auto heraus erschossen. Der Mord wirft noch immer viele Fragen auf. Die EU drängte Russland wiederholt dazu, den Fall weiter aufzuklären. Ein Gericht in Moskau verurteilte 2017 den mutmaßlichen Mörder und vier Komplizen aus dem Nordkaukasus zu langen Haftstrafen. Nemzows Familie beklagte, dass nach den Drahtziehern nie wirklich gesucht worden sei. © afp
Boris Nemzow
In den 1990er Jahren hatte sich Nemzow als liberaler Reformer in Russland einen Namen gemacht. Präsident Boris Jelzin (rechts im Bild) holte ihn einst in die Regierung nach Moskau. Nemzow war zeitweilig auch als Präsidentenanwärter gehandelt worden. „Ich bin liberal, was Wirtschaftsfragen angeht, aber für eine starke Staatsmacht in der Politik“, sagte er einmal. © TASS/afp
Alexander Litwinenko
Der Putin-Kritiker Alexander Litwinenko starb im November 2006 in London nach einem Anschlag mit dem radioaktiven Gift Polonium 210. Einem Untersuchungsbericht zufolge soll ihm das Strahlengift in einem Londoner Hotel in den Tee gemischt worden sein. Unter den Augen der Weltöffentlichkeit siechte Litwinenko tagelang dahin. Vom Krankenhausbett beschuldigte er Putin, hinter dem Anschlag zu stecken. Die britische Justiz sieht es ebenfalls als bewiesen an, dass die Spur in hohe politische Kreise in Moskau führt. Russland weist dies zurück. © Sergei Kaptilkin/dpa
Anna Politkowskaja
Die Journalistin Anna Politkowskaja machte sich als Kritikerin der Kriege in Tschetschenien einen Namen. Die Mitarbeiterin Oppositionszeitung Nowaja Gaseta berichtete über Kriegsverbrechen der russischen Armee und der verbündeten tschetschenischen Gruppen und sprach von einem „schmutzigen Krieg“. Häufig musste sie sich gegen Drohungen wehren. Am 7. Oktober 2006 wurde sie vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen. Politkowskajas Familie vermutet ein politisches Motiv für die Tat.  © Imago
Boris Beresowski
Die Serie von mitunter rätselhaften Todesfällen, hinter denen russische staatliche Stellen vermutet werden, ist noch sehr viel länger. Der Oligarch Boris Beresowski (Mitte) fiel nach dem Machtantritt Putins in Ungnade und floh nach Großbritannien. Am 23. März 2013 wurde Beresowski tot im Bad seines Hauses in Ascot gefunden.  © Shaun Curry/afp
Pawel Scheremet
Im Juli 2016 kam der russische Exil-Journalist Pawel Scheremet in Kiew durch eine Autobombe ums Leben. Scheremet engagierte sich während der Maidan-Proteste 2013/2014 in Kiew aufseiten der prowestlichen Kräfte und wurde später Redakteur beim renommierten Internetportal Ukrainskaja Prawda. © Dmytro Larin/afp
Denis Woronenkow
2017 wurde der abtrünnige russische Abgeordnete Denis Woronenkow auf offener Straße in Kiew erschossen. Auch sein Fall wurde nie aufgeklärt. © ITAR-TASS/Imago
Sergej Magnizki
Sergej Magnizki starb 2009 unter ungeklärten Umständen in einem Moskauer Gefängnis. Angeblich wurde der Anwalt, der nach eigenen Angaben einen Steuerbetrug aufgedeckt hatte, zu Tode geprügelt. Medizinische Hilfe wurde im verweigert.  © HO/Hermitage Capital Management/afp
Baburowa/Markelow
Die Journalistin Anastassija Baburowa und der Menschenrechtsanwalt Stanislaw Markelow wurden 2009 auf der Straße in Moskau erschossen. Für die Tat wurden ein Rechtsextremist und eine Komplizin zu langen Haftstrafen verurteilt. Sie hatten ihre Schuld bestritten. © ITAR-TASS/Imago
Natalia Estemirowa
Die Menschenrechtlerin Natalia Estemirowa wurde 2009 in der Konfliktregion Nordkaukasus erschossen aufgefunden. Mit Berichten über das Verschwinden von Zivilpersonen in dem Gebiet hatte sie sich wiederholt den Zorn der Machthaber zugezogen. © Memorial/afp
Sergej Juschenkow
Eines der ersten Todesopfer war Sergej Juschenkow. Der Duma-Abgeordnete wurde im April 2003 in Moskau erschossen. Juschenkow war der Staatsführung ein Dorn im Auge, wenngleich der Politiker über wenig Macht und Einfluss verfügte.  © Roman Mukhamedzanov/Vremya Novos/afp

Der Aufenthaltsort des inhaftierten Oppositionspolitiker Illja Jaschin, der als Freund des verstorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny gilt, sowie der beiden Nawalny-Mitarbeiterinnen Lilia Tschanischewa und Xenia Fadejewa, sei ebenfalls unklar. Weiter verlegt wurden der wegen Landesverrat verurteilte Deutsch-Russe Kevin Lik, der Aktivist Daniil Krinari und die Künstlerin Alexandra Skotschilenko.

Deal zwischen Russland und den USA bald vollendet? Mögliches Flugzeug für Gefangenenaustausch startete

Es ist davon auszugehen, dass der Gefangenenaustausch erst bestätigt wird, wenn er bereits vollzogen wurde. Laut Koslovs Quelle hätten Behörden „große Anstrengungen unternommen, um die Informationen innerhalb Russlands bis zum letzten Moment so gut wie möglich geheim zu halten“. Möglicherweise könnte dies aber schon bald der Fall sein.

Reuters berichtete von Informationen der russischen Nachrichtenagentur RIA, dass auch in den USA mehrere russische Gefangene aus der Datenbank verschwunden sein sollen. Die Nachrichtenseite Agenstvo berichtete zudem am Donnerstag (01. August), dass ein AN-148-Flugzeug mit der Nummer RA-61727, mit dem in der Vergangenheit bereits Gefangenenaustausche durchgeführt worden seien, am Morgen aus Moskau startete. (lismah)

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