Deutlich mehr Zwischenfälle
Nato-Alarm über der Ostsee: Luftwaffe fängt russisches Kampfflugzeug ab
VonFelix Busjaegerschließen
Die Deutsche Luftwaffe hat mit weiteren Nato-Einheiten ein russisches Flugzeug über der Ostsee abgefangen. Seit dem Ukraine-Krieg nehmen die Zwischenfälle zu.
Laage – Die Ostsee ist seit jeher ein viel befahrenes Gewässer, das seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs vor knapp 20 Monaten wieder häufiger zum Schauplatz militärischer Begegnungen wird. Mitte November mussten Eurofighter der Deutschen Luftwaffe erneut wegen eines unbekannten Flugobjektes aus Russland aufsteigen. Unterstützt wurden die Soldaten bei ihrem Einsatz von spanischen Militärflugzeugen. Das russische Flugzeug vom Typ Iljuschin Il-20M war zuvor ohne Transpondersignal in den internationalen Luftraum über der Ostsee eingedrungen.
Nato-Alarm über Ostsee: Luftwaffe fängt russisches Kampfflugzeug ab – mehr Vorfälle seit Ukraine-Krieg
Begegnungen zwischen Einheiten der Nato und Russland sind seit einigen vergangenen Monaten über der Ostsee keine Seltenheit mehr. Mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Februar 2021 hatte das internationale Verteidigungsbündnis die Operationen an den östlichen Außengrenzen intensiviert, auch Russland operiert verstärkt auf dem Binnenmeer. Immer wieder fängt die Nato über der Ostsee russische Kampfjets ab. Zwar stehen großangelegte Manöver auf der Ostsee offiziell nicht in Zusammenhang mit den Kämpfen in der Ukraine, dennoch bemühen sich beide Seiten, regelmäßig Stärke zu zeigen.
Der jüngste Zwischenfall über der Ostsee ereignete sich bereits am 15. November. Wie die Deutsche Luftwaffe auf X, ehemals Twitter, schreibt, war dies der erste gemeinsame Einsatz der deutsch-spanischen Alarmrotte (Quick Reaction Alert, QRA), die in Ämari in Estland stationiert ist. Gemeinsam mit Lufteinheiten aus Laage konnte das russische Flugzeug als Aufklärer des Nato-Typs Coot-A identifiziert werden. Russland und vormals die Sowjetunion sollen insgesamt über knapp 20 Einheiten dieser Art verfügen und sie seit den 1960er Jahren für Aufklärungsflüge einsetzen.
Einsatz über der Ostsee für Luftwaffe und Nato: Russisches Flugzeug ohne Transpondersignal unterwegs
Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet ebenfalls über den Nato-Vorfall über der Ostsee. Wie das Nato-Luftkommando auf X bestätigte, waren an dem Einsatz auch Einheiten der dänischen und schwedischen Luftwaffe sowie italienische Flugzeuge beteiligt. Laut Angaben der Deutschen Luftwaffe war das russische Flugzeug ohne Signal aus Kaliningrad gestartet, hatte aber nicht die Hoheitsgebiete der Nato-Partner verletzt. Die Iljuschin Il-20M sei anschließend so lange begleitet worden, bis sie den internationalen Luftraum wieder verlassen hatte.
Erster gemeinsamer Einsatz der 🇩🇪 🇪🇸 QRA in Ämari. Eine russische Maschine startete ohne Signal aus Kaliningrad heraus. Auch die rein 🇩🇪 QRA in Laage wurde alarmiert und stieg auf. Wir identifizierten gemeinsam mit @EjercitoAire eine 🇷🇺 COOT-A. pic.twitter.com/6uyJjrMIc8
— Team Luftwaffe (@Team_Luftwaffe) November 15, 2023
Für die Luftfahrt gelten Transponder als essenziell: Sie ermöglichen es Flugzeugen, Signale der Flugsicherung zu empfangen. Zudem übermitteln sie Identifikationscodes der Flugzeuge. Wenn das Transpondersignal ausgeschaltet ist, sind Flugzeuge für Radars unsichtbar. Dies stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko für die zivile Luftfahrt dar.
Mehr Vorfälle seit Ukraine-Krieg auf der Ostsee: Russland operiert von Kaliningrad aus
Welches Interesse Russland mit regelmäßigen Aufklärungsflügen über der Ostsee bezweckt, ist bisher nicht bekannt. Experten gehen davon aus, dass die Einheiten von Präsident Wladimir Putin auch die Reaktionen der Nato testen sollen. Der russische Standort Kaliningrad hat seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs für den Kreml zudem deutlich an Relevanz gewonnen: Mit der Blockade des Schwarzen Meeres und Problemen in den Häfen von Murmansk ist die russische Exklave ein zentraler Hafen für Reparaturen der Nordmeerflotte geworden. Auch Russlands neuester Eisbrecher musste aus diesem Grund im vergangenen Sommer durch die Ostsee fahren. (fbu)