Übung „Northern Coasts“

Säbelrasseln auf der Ostsee? Großmanöver unter deutscher Führung sendet deutliches Signal an Putin

  • Felix Busjaeger
    VonFelix Busjaeger
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Die Nato übt in der Ostsee unter deutscher Führung. Das Manöver „Northern Coasts“ soll die Ostflanke des Bündnisses festigen – und die Stärke gegen Russland zeigen.

Riga – Nato-Manöver gibt es immer wieder, doch seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs geht von ihnen immer eine gewisse Brisanz aus – da sie auch als Provokation gegen Putin, beziehungsweise Russland, verstanden werden können. Nach der großangelegten Air-Defender-Übung probt die Deutsche Marine gemeinsam mit Nato-Partnern derzeit auf der Ostsee den Seekampf. Vor der Küste des Baltikums finden noch bis zum 23. September Manöver statt. Insgesamt trainieren mehr als 3000 Soldaten aus 14 Ländern, rund 30 Schiffe und Boote sowie etwa 20 Luftfahrzeuge. Besonders pikant: Das Übungsgebiet ist nicht weit von der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad entfernt.

Manöver „Nothern Coasts“ unter Deutschlands Führung: Nato übt an Nordflanke zu Russland

Flottillenadmiral Stephan Haisch (r), Übungsverantwortlicher von Northern Coasts, und lettische Marine-Chef Maris Polencs geben sich an Bord der Fregatte „Hamburg“ im Hafen von Riga die Hand. (Archivbild)

Die Manöver „Nothern Coasts“ findet regelmäßig seit 2007 statt. Organisiert von der Deutschen Marine operieren jährlich Kriegsschiffe an der Nato-Nordflanke, um die Verteidigung auf See zu üben. Wie die Bundeswehr in einem Beitrag informiert, ist die Übung besonders für Litauen, Lettland, Estland und Finnland wichtig. Dass das Vorhaben in diesem Jahr eindeutig unter dem Einfluss des Ukraine-Kriegs steht, zeigt sich besonders an der Ausrichtung der Übungsszenarien.

Statt auf der Ostsee vorrangig die Bekämpfung von Piraterie und Terrorismus zu trainieren, liegt der Fokus nun auf der Landes- und Bündnisverteidigung an der Nordostflanke der Nato. Angesichts der jüngsten Provokationen aus Russland versuchen die Bündnis-Partner, sich gezielt auf die militärischen Bedrohungen aus der Luft, von Über- und Unterwasser vorzubereiten. Da in diesem Jahr Lettland das Gastland ist, findet die Übung auf der zentralen Ostsee statt.

Klares Zeichen an Putin: Manöver „Nothern Coasts“ findet unweit von Russlands Exklave Kaliningrad statt

Unweit der Übungsregion liegt die russische Exklave Kaliningrad. Immer wieder dient der Ostseehafen für Putins Marine als Anlaufstelle. Denn Russland kämpft an vielen anderen Marine-Standorten mit Problemen: Werften sind marode oder die Versorgung mit Nachschubgütern kann nicht gewährleistet werden. Aus diesem Grund werden regelmäßig russische Schiffe in die Ostsee beordert, so auch Russlands neuster Eisbrecher. Im vergangenen Mai musste auch Putins Lenkwaffenfregatte „Admiral Grigorovich“ die Ostsee ansteuern.

Beim Manöver „Northern Coasts“ hatten sich an diesem Montag, dem 18. September, der stellvertretende Inspekteur der deutschen Marine, Vizeadmiral Frank Lenski, weitere hochrangige Militärs von Bündnispartnern und ein Mitglied des Verteidigungsausschusses im Bundestag angekündigt. Lenski und die anderen Besucher wollen an Bord des US-Militärschiffs „USS Mesa Verde“ gehen. Geleitet wird die Übung in den Küstengewässern und im Land- und Luftraum Estlands und Lettlands von einem rund 1000 Kilometer entfernten Führungsstab in Rostock.

Keine Provokation an Russland? „Northern Coasts“ führt wohl nicht zu Problemen mit Putin

Während der Krieg in der Ukraine weiter die internationale Politik dominiert, gilt es quasi schon als unausgesprochene Tradition, dass Nato-Manöver kritisch von der russischen Marine begleitet werden. Auch die Nato beobachtet stets die Übungen der anderen Seite. Laut des Leiters der „Northern-Coasts“-Übung, Stephan Haisch, ist dies normal. „Ich rechne auch da nicht mit Problemen“, wird er von der Deutschen Presse-Agentur zitiert. Sollte man sich einmal auf See zu nahekommen, gebe es Möglichkeiten, sich zu verständigen.

Dennoch: In Zeiten des Ukraine-Kriegs kann jede Übung als deutliches Zeichen an die andere Seite interpretiert werden – auch ungewollt. Doch während Wladimir Putin weiter an den Kämpfen festhält, ist ein Ziel der Nato-Übung fast selbsterklärend: Gegenüber Russland zeigen, dass der Westen mit seinen Nato-Partnern weiterhin ein starkes Verteidigungsbündnis ist. (feb/dpa)

Rubriklistenbild: © Roman Koksarov/dpa

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