Ganz Kiew in Gefahr?
Moskau lässt im Ukraine-Krieg Kiew-Staudamm bombardieren
VonPatrick Mayerschließen
Das russische Regime Wladimir Putins hat es im Ukraine-Krieg offenbar jetzt auch auf das riesige Wasserreservoir nördlich von Kiew abgesehen.
Kiew - Es ist der nächste heimtückische und völkerrechtswidrige Angriff des Moskau-Regimes im Ukraine-Krieg. Konkret: Russland hat an diesem Montag (26. August) offenbar den riesigen Staudamm nördlich von Kiew bombardiert.
Offenbar Luftangriff auf Kiewer Meer: Russland bombardiert Ukraine-Staudamm
Wie der deutsche Politikberater und Politikwissenschaftler Nico Lange bei X schrieb, erfolgte der Angriff auf das Kiewer Meer am Morgen mit zwei Marschflugkörpern. Der ehemalige stellvertretende Innenminister der Ukraine, Anton Heraschtschenko, postete in dem Sozialen Netzwerk ein Video, das belegen soll, wie einer der russischen Marschflugkörper in dem gewaltigen Stausee einschlägt.
Lange schrieb bei X zu der neuerlichen Attacke: „Russland feuerte heute mindestens zwei Marschflugkörper auf den Staudamm des Kiewer Meeres, einem Stausee, etwa doppelt so groß wie der Bodensee. Ein Marschflugkörper stürzte ins Wasser, einer traf den Damm. Eine Zerstörung käme dem Einsatz einer Massenvernichtungswaffe gleich.“
Russians just tried to blow up the Kyiv hydroelectric dam.
— Jay in Kyiv (@JayinKyiv) August 26, 2024
If successful, this will permanently flood one of the largest cities in Europe.
Meanwhile, US forbids Ukraine from stopping it. pic.twitter.com/16paLGfG45
Luftangriff auf Kiew-Staudamm: Setzte Russland den Marschflugkörper CH-101 ein?
Den Bildern aus dem Video nach, das Heraschtschenko in den Sozialen Medien teilte, setzten die russischen Streitkräfte für ihren zutiefst rücksichtslosen Luftangriff offenbar erneut den gefürchteten Marschflugkörper CH-101 von Kreml-Autokrat Wladimir Putin ein. Mit diesem hatten die Russen Anfang Juli mutmaßlich auch ein Kinderkrankenhaus in der ukrainischen Hauptstadt mit ihren rund 2,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern besonders brutal bombardiert.
Videos zufolge, die wiederum ukrainische Medien verbreiteten, traf einer der Marschflugkörper das Stauwehr an seiner Oberfläche, das zum Pumpspeicherkraftwerk Kiew gehört. Das Kraftwerk liegt rund 20 Kilometer nördlich der ukrainischen Metropole im Gebiet der Stadt Wyschhorod. Es nutzt das Wasser der Flüsse Dnipro und Prypjat, das in einem Stausee mit fast einer Million Quadratmeter Fläche, besagtem Kiewer Meer, gespeichert wird. In den 1960er Jahren wurde noch in der Sowjetunion in der weiten Flussniederung ein riesiges Absperrbauwerk (Stauwehr) von 41 Kilometern Länge errichtet.
Footage of a Russian missile hitting the Kyiv reservoir.
— Anton Gerashchenko (@Gerashchenko_en) August 26, 2024
Waiting for Russia to say there was an underwater NATO biolab there. pic.twitter.com/fP6cZB10VA
Russland-Angriff auf Ukraine-Staudamm: Kann Flugabwehr Kiew nicht verteidigen?
Die Ukrainer hatten schon vor Wochen vor möglichen russischen Luftangriffen auf die Dnipro-Staudämme nahe ihrer Hauptstadt gewarnt. Das ukrainische Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation (CCD) erklärte seinerzeit zwar, dass „Russland nicht über die Mittel und Möglichkeiten verfügt, die Staudämme in der Nähe von Kiew und Kaniw zu zerstören. Es ist unmöglich, diese Anlagen durch Raketenangriffe zu zerstören. Sabotage ist ausgeschlossen, da die Dämme streng bewacht werden“. Doch: Haben sich die ukrainischen Behörden getäuscht?
Die Ukrainer hatten in der Vergangenheit wiederholt bekräftigt, dass es wegen der Lage des sogenannten Kiewer Meeres und der Topografie der Umgebung angeblich keine Gefahr von Überflutungen bis in das riesige Stadtgebiet Kiews hinein gebe.
Bei den Luftangriffen der russischen Armee hatte sich derweil eine Rakete Moskaus wohl auch auf polnisches Staatsgebiet verirrt, was erneut für Spannungen zwischen der westlichen Verteidigungsallianz Nato und dem Kreml sorgte. In Tagen, in denen Deutschland den Ukrainern ein drittes Luftverteidigungssystem IRIS-T SLS geliefert hat, bleibt indes die Frage, ob die Flugabwehr Kiew nicht gegen die 970 km/h schnellen Marschflugkörper CH-101 mit ihrem 400-kg-Splittergefechtskopf verteidigen kann. (pm)
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