Vorwürfe aus Russland

Staudämme in Gefahr? Ukrainer befürchten Finte nach Moskau-Aussagen

  • Patrick Mayer
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Moskau droht Kiew angeblich damit, zwei Staudämme in der Ukraine zerstören zu können. Die Folgen im Krieg mit Wladimir Putins Russland wären erheblich.

Kaniw – Die fürchterlichen Luftangriffe aus Russland sorgen im Ukraine-Krieg für große Sorgen. Nicht zuletzt auch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, die schwer getroffen wurde.

Ukraine-Krieg: Droht Russland mit Bombardements auf ukrainische Staudämme?

Zur nächsten große Waffen-Lieferung aus Deutschland an die Ukraine zählte deshalb auch ein weiteres Patriot-Flugabwehrsystem, während die USA wiederum in Deutschland Tomahawk-Marschflugkörper zur Abschreckung von Wladimir Putins Kreml-Regime stationieren. Aus Moskau kam nun angeblich die nächste Androhung mit Blick auf mögliche heimtückisch Luftschläge gegen die kritische Infrastruktur in dem geschundenen Land.

Wie unter anderem die Ukrainska Prawda berichtet, hat das Regime in Russland der Ukraine vorgeworfen, die großen Dnipro-Staudämme nördlich und südlich der ukrainischen Hauptstadt sprengen zu wollen, um die Russen dafür verantwortlich zu machen. Die Ukrainer wähnen hinter diesen Aussagen dagegen ein Finte und warnen ihrerseits Moskau vor Angriffen auf die Staudämme.

Die Innenstadt der ukrainischen Hauptstadt Kiew liegt am Fuße des großen Flusses Dnipro. (Symbolfoto)

Staudämme bei Kiew und Kaniw: Plant Wladimir Putins Russland einen Angriff?

Marija Wladimirowna Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums von Sergej Lawrow, soll laut des Berichts die Behauptung in die Welt gesetzt haben, dass die Ukrainer einen Vorwand mit Blick auf die Staudämme suchen könnten.

„Diese Äußerungen zielen darauf ab, durch den Kreml Panik unter den Ukrainern zu schüren. In der Zwischenzeit werden Narrative über die Notwendigkeit eines „Friedens mit allen notwendigen Mitteln“, d. h. einer faktischen Kapitulation, in die ukrainische Gesellschaft geworfen. Die Russen hoffen, dass die Ukrainer vertrieben werden.“ aus Angst und fordern Zugeständnisse an Russland“, erklärte das ukrainische Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation (CCD).

Pumpspeicherkraftwerk Kiew

Das Kraftwerk liegt etwa 20 Kilometer nördlich von Kiew im Gebiet der Stadt Wyschhorod. Es nutzt das Wasser der Flüsse Dnipro und Prypjat, das in einem Stausee mit fast einer Million Quadratmeter Fläche, dem Kiewer Meer, gespeichert ist. In den 1960er Jahren wurde in der weiten Flussniederung ein riesiges Absperrbauwerk (Stauwehr) von 41 Kilometern Länge errichtet.

Staudämme bei Kiew und Kaniw: Vorwürfe zwischen Ukraine und Russland

Das CCD erklärte weiter: „Trotz der Tatsache, dass Sacharowas Aussage wie ein Versuch aussieht, Russland vor einem Angriff ein Alibi zu verschaffen, verfügt Russland nicht über die Mittel und Möglichkeiten, die Staudämme in der Nähe von Kiew und Kaniw zu zerstören. Es ist unmöglich, diese Anlagen durch Raketenangriffe zu zerstören. Sabotage ist ausgeschlossen, da die Dämme streng bewacht werden.“

Eine solche Sabotage oder Luftangriffe auf die Staudämme hätten in jedem Fall verheerende Folgen. Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms, mutmaßlich durch die Russen, am 6. Juni 2023 dient als mahnendes Beispiel, als große Gebiete in der Südukraine überflutet wurden. Das Wasserkraftwerk Kaniw liegt am Dnipro rund 150 Kilometer flussabwärts der Hauptstadt Kiew und hat zur Stromerzeugung 24 riesige Turbinen. Somit wäre freilich auch - in der Theorie - die Energieversorgung für viele Haushalte und die Industrie sowie die Armee vor Ort in Gefahr.

Staudamm-Sprengungen? Ukraine weist Russlands Anschuldigungen zurück

Die Staumauer ist 39,5 Meter hoch und 343 Meter lang. Das Pumpspeicherkraftwerk Kiew liegt rund 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt. Die Ukrainer hatten bereits in der Vergangenheit wiederholt bekräftigt, dass es wegen der Lage des sogenannten Kiewer Meeres und der Topographie der Umgebung angeblich keine Gefahr von Überflutungen im Bereich der Metropole mit ihren rund 2,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern gebe.

Die Behörden in Kiew ließen mittlerweile mitteilen: „Das Außenministerium der Ukraine weist kategorisch die absurden Anschuldigungen Russlands zurück, dass die ukrainischen Behörden angeblich planen, die Staudämme des Kiewer Wasserkraftwerks, des Kaniw-Stausees oder anderer Infrastrukturen zu sprengen, um dann Russland dafür verantwortlich zu machen.“ (pm)

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