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Der symbolische „leere Schabbattisch“ für die von der Hamas festgehaltenen israelischen Geiseln. Installation in London (Symbolbild).

Krieg in Israel

„Alle Gefangenen sind für uns Israelis“: Hamas fordert Waffenstillstand für Freilassung weiterer Geiseln

  • VonBettina Menzel
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Die Terrororganisation Hamas verschleppte über 200 Menschen in den Gazastreifen. Eine Freilassung weiterer Geiseln komme nur bei einem Waffenstillstand infrage, hieß es am Freitag.

Gaza – Alle in den Gazastreifen verschleppten Menschen sehe man als Israelis an – egal, welchen Pass sie hätten, teilte ein Hamas-Vertreter der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA am Freitag bei einem Besuch in Moskau (27. Oktober) mit. Die Terrororganisation kündigte an, weitere Geiseln erst dann freilassen zu wollen, wenn Israel im Krieg einem Waffenstillstand zustimme. Rund 50 der Gefangenen seien bereits bei Luftangriffen Israels gegen Gaza ums Leben gekommen, so Vertreter der Terrororganisation weiter.

Krieg in Israel: Wenn Israel Waffenstillstand zustimmt, will Hamas Geiseln freilassen

Bei dem Massaker am 7. Oktober tötete die radikalislamische Hamas 1400 Menschen und nahm über 200 Geiseln. Angaben Israels zufolge haben mehr als die Hälfte der im Gazastreifen festgehaltenen Menschen ausländische Pässe aus 25 verschiedenen Ländern. „Alle Gefangenen sind für uns Israelis“, sagte indes Abu Marzouk, ein Mitglied des Politbüros der Terrororganisation, am Freitag der Nachrichtenagentur RIA bei einem Besuch in Moskau. Man sehe die Geiseln nicht als Russen, Franzosen oder US-Amerikaner, hieß es weiter.

Vertreter der Hamas waren vergangene Woche auf Einladung des Kreml in die russische Hauptstadt gereist. Israel hatte diese Entscheidung Russlands als „würdelosen Schritt“ kritisiert. Die Hamas benötige Zeit, um die Geiseln „im Gazastreifen zu finden und dann freizulassen“, teilte ein weiterer angereister Vertreter der Terrororganisation der russischen Zeitung Kommersant am Freitag mit. Dafür brauche es einen Waffenstillstand, so Abu Hamid weiter. Bis Israel dem zustimme, werde die Hamas keine weiteren Geiseln entlassen.

Hamas-Vertreter bezeichnen Russland als „freundliches Land“

Bei den Gesprächen sei es um die Freilassung der Geiseln und die Evakuierung ausländischer Bürger aus dem Gazastreifen gegangen, betonte das russische Außenministerium laut Kommersant am Freitag. Moskau vertrete weiterhin seine unveränderte Position zugunsten der Gründung eines palästinensischen Staates, bekräftigte das russische Außenministerium. Russland sei „ein freundliches Land für das palästinensische Volk und unterhält Beziehungen zu allen seinen Vertretern“, sagte der Hamas-Vertreter Hamid bei seinem Besuch am Freitag. „Wir sind immer bereit, uns mit [Russland] über verschiedene Themen zu beraten.“

Hamas-Terror in Israel: UN-Generalsekretär Guterres fordert Waffenstillstand für Geisel-Freilassung

UN-Generalsekretär António Guterres hatte am Samstag ebenfalls zu einem sofortigen Waffenstillstand im Gaza-Konflikt aufgerufen. Es handle sich um eine „humanitäre Katastrophe“ und er sei überrascht über die „beispiellose Eskalation“ der Bombardierungen, sagte Guterres laut einer Mitteilung vom Samstag. „Ich wiederhole meinen Appell für einen sofortigen humanitären Waffenstillstand, verbunden mit der bedingungslosen Freilassung der Geiseln und der Bereitstellung von Hilfsgütern in einem Umfang, der den dramatischen Bedürfnissen der Menschen in Gaza entspricht“, schrieb der UN-Chef auf der Plattform X (vormals Twitter).

Auch die UN-Vollversammlung hatte am Freitag mit großer Mehrheit in einer Resolution eine „sofortige humanitäre Waffenruhe“ im Gazastreifen gefordert. Indes rief Israel am Sonntag eine neue Phase des Krieges gegen die radikalislamische Hamas aus, wie Regierungschef Benjamin Netanjahu bekannt gab. Ziele der „zweiten Etappe des Krieges“ seien die für Israel „existenzielle“ Zerstörung der militärischen Kapazitäten der Hamas und ihrer Führung sowie die Heimkehr der Geiseln. An die Einwohner von Gaza-Stadt appellierte die israelische Armee erneut, in den Süden zu fliehen.

Vor wenigen Tagen hatte die Hamas zwei der am 7. Oktober verschleppten Geiseln freigelassen. Laut der New York Times seien „basierend auf Gesprächen zwischen den Vereinigten Staaten und Katar“. Verhandlungen über die Freilassung von rund 50 weiteren Geiseln aus der Gefangenschaft der Hamas, die neben der israelischen noch eine weitere Staatsbürgerschaft haben, sei im Gange, hieß es vergangene Woche. Bei einem Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Hamas im Jahr 2011 waren über tausend palästinensische Kriminelle freigekommen – unter ihnen der heutige Hamas-Chef Jahia Sinwar.

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