Terror der Hamas
Israelische Ärzte retteten Hamas-Chef Sinwar einst das Leben – Einer von ihnen bedauert das nun
- VonBettina Menzelschließen
Hamas-Chef Jahia Sinwar war einer der Drahtzieher des Terrorangriffs auf Israel. Israelische Mediziner hatten dem Terroristen im Jahr 2004 im Gefängnis offenbar das Leben gerettet.
Tel Aviv – Die radikal-islamischen Hamas-Terroristen töteten bei ihrem überraschenden Überfall auf Israel wahllos Zivilisten und Soldaten auf grausamste Art und Weise. Das Ziel der Terrororganisation: Die gewaltsame Zerstörung Israels. Hamas-Chef Jahia Sinwar entwickelte den perfiden Plan des Terrorangriffs mutmaßlich mit. Israelische Ärzte hatten Sinwar im Jahr 2004 das Leben gerettet – einer bedauert es heute zutiefst, wie er am Freitagabend im israelischen Fernsehen sagte.
Krieg in Israel: Israelische Ärzte retteten offenbar Hamas-Chef Jahia Sinwar das Leben
Lieber würden er und sein Volk als „Märtyrer“ sterben, als der Demütigung durch den Feind nachzugeben, hatte Jahia Sinwar vor rund fünf Jahren gesagt und damit einen Einblick in seine radikale Weltsicht gegeben. Das Leben von Zivilisten – egal ob Palästinenser oder Israelis, bedeutet dem kaltblütigen Hamas-Chef offenbar nichts. Seit 2017 ist er Anführer der Terrororganisation. Dass es so weit kommen konnte, verlangte viele Zufälle. 23 Jahre lang saß Sinwar wegen Mordes in einem israelischen Gefängnis ein. Juval Biton war einer der Ärzte, die Sinwar während der Haft häufig behandelten.
Biton sei damals für die Zahnbehandlung von Sinwar und anderen Hamas-Häftlingen zuständig gewesen, erzählte der israelische Arzt am Freitagabend im israelischen IV-Kanal Channel 12. Der spätere Hamas-Führer habe während der Haft einen eitrigen Hirnabszess gehabt, erinnerte Biton sich. „Wenn er geplatzt wäre, hätte er sich verabschieden können“, so der Arzt weiter, der damals auch Leiter der Geheimdienstabteilung der israelischen Gefängnisbehörde wurde. „Israelische Ärzte retteten sein Leben.“ Heute bedauere er dies zutiefst. „Dass wir sein Leben gerettet haben, hat Hunderten von Kindern und alten Leuten das Leben gekostet“, sagte Biton mit Tränen in den Augen.
Hamas-Chef Jahid Sinwar kam bei Gefangenenaustausch gegen israelischen Soldaten frei
Israel habe sich lange Illusionen gemacht und die Gefahr durch den Feind im Gazastreifen unterschätzt, sagte der israelische Arzt in der Sendung weiter. Auch persönlich ist der Zahnarzt betroffen: Bei den Massakern der Hamas-Terroristen sei sein Neffe aus dem Kibbutz Nir Oz in den Gazastreifen entführt worden, berichtete der Mediziner. Sinwar habe schon hinter Gittern seine Führungsrolle innerhalb der Terrororganisation aufgebaut, berichtete Biton. „Er war bereit, für seine Grundsätze jeden Preis zu bezahlen.“ Dass ihm israelische Ärzte das Leben retteten, war nicht die einzige Fügung für den Terroristen.
Wegen der Ermordung zweier israelischer Soldaten war der spätere Hamas-Chef zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Doch eine Taktik der Terrororganisation spielte ihm in die Karten. Fünf Jahre lang hielt die Hamas den israelischen Soldat Gilad Schalit gefangen, ganz Israel nahm Anteil am Schicksal des jungen Mannes. Eine Befreiung aus dem Gazastreifen war den israelischen Spezialkräften offenbar nicht möglich, stattdessen setzte man auf einen Gefangenenaustausch. 1027 Palästinenser kamen nach zähen Verhandlungen im Austausch gegen Schalit aus israelischen Gefängnissen frei – darunter auch Jahia Sinwar.
Israelischer Arzt hatte vor Freilassung Sinwars gewarnt und spricht von „zerstörerischen Fähigkeiten“
Wer Sinwar damals gekannt habe, habe die Freilassung des verurteilten Mörders wegen seiner „zerstörerischen Fähigkeiten“ für sehr gefährlich gehalten, berichtete der israelische Mediziner am Freitagabend weiter. Auch Biton selbst habe davor gewarnt, doch der Inlandsgeheimdienst Schin Bet habe die Gefängnisbehörde damals nicht gefragt. Israel habe sich damals für eine Freilassung entschieden, obwohl sich Sinwar geweigert habe, eine Verpflichtung zu unterzeichnen, dass er terroristischen Aktivitäten abschwöre, sagte Biton. Auf die Frage, was er Sinwar sagen würde, wenn er noch einmal in einem Raum mit ihm wäre, entgegnete der Mediziner: „Dass er selbst das Ende der Hamas bestimmt hat.“
Am Sonntag rief Israel indes „die zweite Etappe des Krieges“ gegen die Hamas aus (bme mit dpa).