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Eskalation in ganz Nahost möglich: Huthi-Raketen könnten den Israel-Krieg ausweiten
VonFelix Busjaeger
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Auf den Angriff der Hamas folgen gehäuft Attacken auf Israel – aus anderen Ländern. Die Lage besitzt das Potenzial für einen Flächenbrand.
Tel Aviv – Raketen aus dem Gazastreifen, aus dem Norden des Libanon und inzwischen auch aus dem Jemen: Knapp drei Wochen nach Beginn des Kriegs in Israel scheint die Lage bedrückender denn je. Dass jede weitere Zuspitzung im Israel-Krieg neue Gefahren mit sich bringt und das Sicherheitsgefüge der Region bedroht, ist inzwischen mit Händen zu greifen. Nach dem Angriff der Hamas und den Bodeneinsätzen der Israelis in Gaza entflammt in immer mehr Grenzregionen der Konflikt und aus weiteren Nachbarländern wird Israel ins Visier genommen. Das islamisch-geprägte Selbstverständnis vieler Länder der Region ist erwacht – und könnte zu einer Ausweitung des Israel-Kriegs führen.
Angriffe mit Raketen im Krieg in Israel: Attacke von Huthi aus dem Jemen versetzt Nahen Osten in Aufruhr
Auch die Huthi-Rebellen aus dem Jemen haben einen Raketenangriff auf Israel gestartet. Zwar konnte der Beschuss durch die israelische Luftabwehr außerhalb des Hoheitsgebiets abgewehrt werden, dennoch ist die Befürchtung groß, dass der Vorfall im Krieg in Israel weitere Konsequenzen nach sich ziehen könnte.
Die Huthi-Rebellen haben im Krieg in Israel Raketen abgeschossen. Die Lage in Nahost ist angespannt und könnte vor weiteren Eskalationen stehen. Anhänger der Huthi zeigen ihre Unterstützung für die Bevölkerung im Gazastreifen.
Die israelische Tageszeitung Haaretz sieht den Angriff der Huthi aus dem Jemen als Auslöser, der etwa Saudi-Arabien und in der Folge die USA dazu zwingen könnte, im Israel-Krieg deutlich Stellung zu beziehen. „Wir beobachten kontinuierlich, was in Gaza passiert, und stimmen uns regelmäßig mit unseren Brüdern in der Achse des Widerstands ab“, sagte der Rebellenführer Abdul-Malek al-Houthi wenige Tage nach dem Angriff der Hamas und dem Ausbruch des Kriegs in Israel. Der Zusammenhalt, den al-Houthi anspricht, bezieht sich vorrangig auf die Hisbollah, schiitische Milizen im Irak, die Hamas und den Islamischen Dschihad.
Angriffe auf Gazastreifen im Israel-Krieg: Huthi startet Drohnen in Richtung Israel
Doch wie groß ist die Bedrohung durch die Huthi-Rebellen im Krieg in Israel? Zwar liegt der Jemen deutlich über 1500 Kilometer von Israel entfernt. Doch die Gruppierung besitzt Drohnen mit großer Reichweite, die selbst Radars überlisten können. Hinzukommt, dass die Huthi vom Iran unterstützt werden. „Es sind symbolische Attacken, aber wichtige Botschaften des Iran, dass dessen Verbündete Angriffe auf Israel von verschiedenen Orten versuchen und sogar US-Ziele treffen können“, sagt Experte Magid al-Madhadschi vom Sanaa Centre for Strategic Studies der emiratischen Zeitung The National.
Der Staat Israel ist für zahlreiche Länder der Region erklärter Feind. Während aus dem Libanon die vom Iran unterstützten Hisbollah immer wieder Angriffe im Krieg in Israel starten, fällt das iranische Regime von Ajatollah Ali Chamenei im Israel-Krieg immer wieder mit verbalen Drohungen auf. Kurz nach dem Angriff der Hamas auf Israel lobte das Oberhaupt die Aktion, wies allerdings eine Verbindung zurück. Dennoch: Insbesondere die USA und Israel werfen Iran vor, die Hamas jahrelang unterstützt zu haben und so zumindest indirekt für die Angriffe verantwortlich zu sein.
Iran könnte vom Krieg in Israel profitierten – Angriff der Huthi aus Jemen setzt Saudi-Arabien unter Zugzwang
Der Iran mag gegenwärtig kein Interesse an einem Flächenbrand und einem ausgedehnten Krieg in Israel haben, dennoch würde ein geschwächter israelischer Staat indirekt die Stellung Teherans in der Region stärken. Auch wenn eine Verstrickung weiterhin dementiert wird, könnte hinter den Angriffen der Rebellen aus dem Jemen eine diplomatische Botschaft in eine andere Richtung stecken – und zwar an Saudi-Arabien und somit an die USA.
Die Achse des Widerstands im Krieg in Israel
Im gegenwärtigen Krieg in Israel wird immer wieder von der Macht der „Achse des Widerstands“ gesprochen. Gemeint ist eine Bewegung, die sich unter anderem aus palästinensischen, libanesischen und syrischen Gruppierungen zusammensetzt, die allesamt dem Iran nahestehen und Israel als Erzfeind ansehen. Teheran tritt häufig auch als geheimer Geldgeber auf. Seit Jahren ist das Gefahrenpotenzial der „Achse des Widerstands“ bekannt. Experten gehen davon aus, dass die Organisationen den gesamten Nahen Osten destabilisieren könnten.
Seit anderthalb Jahren herrscht ein Waffenstillstand im 2015 ausgebrochenen Krieg im Jemen. Unter US-amerikanischem Druck begannen 2023 intensive Gespräche zwischen Riad und der Huthi zur Beendigung des Konflikts. Saudi-Arabien hielt sich bisher im Krieg in Israel mit einer deutlichen Positionierung zurück. Das hat einen Grund: Das Land ist für die eigene Sicherheit auf Israels Verbündeten USA angewiesen, ist aber auch wichtige Schutzmacht der Palästinenser. König Salman hat sich deren Schutz ein Leben lang verpflichtet hat. Sei Sohn und Kronprinz Mohammed bin Salman könnte ihre Belange als zweitrangig betrachten. Aus Riad kommen deshalb gemischte Signale. Das berichtet etwa die Deutsche Presse-Agentur.
Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Iran wegen Krieg in Israel gefährdet
Annäherungen zwischen Saudi-Arabien und den Huthi-Rebellen gab es zuletzt immer wieder. Die Angriffe aus dem Jemen auf Israel bringen Riad aber in eine Zwickmühle. Denn mehrere Huthi-Raketen wurden von saudischen Streitkräften im Luftraum des Landes abgefangen. Diese Zwischenfälle könnten nicht nur die Friedensgespräche scheitern lassen, sondern Saudi-Arabien dazu bringen, eine eindeutige Position zum Krieg in Israel einzunehmen. Sollte es erneut zu einer Konfrontation zwischen Riad und den Rebellen kommen, könnte das die Beziehungen zum Iran gefährden und Riad demonstrativ an der Seite Amerikas und damit implizit an der Seite Israels bringen.
Vor dem Gaza-Krieg: Die Geschichte des Israel-Palästina-Konflikts in Bildern
Dass Riad womöglich zeitnah reagieren muss, ist nicht ausgeschlossen. Wie die FAZ berichtet, dürfte es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass die Huthi Ziele in Israel mit Raketen oder Drohnen angreifen. „Der jetzige Krieg ist eine einmalige Gelegenheit für die Gruppe, ihre propalästinensische und antiisraelische Haltung zu demonstrieren, insbesondere gegenüber der lokalen Bevölkerung“, erklärt Farea al-Muslimi, ein jemenitischer Experte der Denkfabrik Chatham House.
Attacke im Krieg in Israel mit Eskalationspotenzial: Sicherheitslage im Nahen Osten angespannt
Eskalationspotenzial im Krieg in Israel durch die Huthi-Rebellen sieht auch der Politologe Salah Ali Salah. Der saudischen Zeitung Asharq Al-Awsaterklärte er, die Angriffe auf Israel hätten überwiegend symbolischen Charakter. Allerdings könnte die Gruppe auch Ziele im Roten Meer attackieren und damit den internationalen Schiffsverkehr gefährden. Die Vorfälle zeigen, wie fragil die Sicherheitslage im Nahen Osten gegenwärtig ist. Sollte sich die Gewaltspirale in der Region weiterdrehen, ist nicht auszuschließen, dass der Israel-Krieg weitere Länder ergreift. (fbu)