„Beitragsfinanziertes“ für YouTube

„Problematisch“: Verbreitung von ARD- und ZDF-Angebot sorgt für Kritik

  • Pia Seitler
    VonPia Seitler
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Der öffentlich-rechtliche Rundfunk soll reformiert werden. Ein Kommunikationswissenschaftler macht einen Vorschlag zur Verbesserung des Angebots für die junge Zielgruppe.

Die Bundesländer haben einen Entwurf für eine Rundfunkreform von ARD, ZDF und Deutschlandradio präsentiert. Es ist jedoch noch nichts beschlossen. Gegenwärtig läuft eine Anhörungsphase, danach müssten alle Ministerpräsidenten und alle Landtage zustimmen, bevor die Rundfunkreform in Kraft treten könnte.

Um jungen Menschen ein attraktives Angebot zu machen, sollten die Reformen „weder wirtschaftlich noch organisatorisch zulasten existierender junger Formate gehen“, sagt Kommunikationswissenschaftler Janis Brinkmann BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA.

In Deutschland beauftragen die Länder den ÖRR und legen dessen grobe Struktur mit den Sendern per Staatsvertrag fest. Nun könnte es Einschnitte geben: Derzeit gibt es Diskussionen über die Idee einer Fusion der Kulturkanäle 3sat und Arte.

ARD und ZDF produzieren mit „funk“ Angebote für junge Nutzer – „vergleichsweise günstig“

Brinkmann ist Professor an der Hochschule Mittweida und hat in einer Studie das Online-Jugendangebot „funk“ analysiert. Mit „funk“ haben ARD und ZDF 2016 eine Plattform geschaffen, die mit einem „datengesteuerten, flexiblen Portfolio und sehr erfolgreich“ junge Angebote für 14- bis 29-jährige Nutzer und Nutzerinnen mache, sagt Brinkmann.

„funk“ verbreitet seine Angebote über soziale Medien und Netzwerke wie YouTube und Instagram und habe ein „vergleichsweise kleines Budget von etwa 45 Millionen Euro im Jahr für gegenwärtig etwa 60 Formate“, sagt der Kommunikationswissenschaftler. „Es mag zynisch klingen, aber mit ‚funk‘ sind die Öffentlich-Rechtlichen in der Lage, vergleichsweise günstig Content für junge Nutzer zu produzieren“, sagt Brinkmann BuzzFeed News Deutschland.

Junge Menschen nutzen Angebote des ÖRR auf YouTube oder Instagram.

ARD und ZDF nutzen vor allem US-amerikanische und chinesische Drittplattformen für Verbreitung

„Problematisch“ findet Brinkmann, dass junge Angebote von ARD und ZDF vor allem über Drittplattformen – wie eben YouTube und Instagram – Reichweite generieren und ihre Communitys erreichen, nicht über die eigene Website oder App. Die Mediatheken seien keine attraktiven Plattformen für die meisten Formate von „funk“. „Hier sind die Öffentlich-Rechtlichen sehr von US-amerikanischen oder chinesischen Internetkonzernen abhängig, um ihren Content an die junge Zielgruppe zu bringen“, sagt Brinkmann.

Das Einkaufen bekannter Content-Creator und die Distribution über Drittplattformen könne ein effektiver Weg in der Startphase sein. „Perspektivisch kann das aber nicht der Anspruch von ARD und ZDF sein, zumal es sicher nicht ihr Auftrag ist, kommerzielle Drittplattformen mit hochwertigem, beitragsfinanzierten Content zu bestücken“, sagt Brinkmann.

Dies ist ein Artikel von BuzzFeed News Deutschland. Wir sind ein Teil des IPPEN.MEDIA-Netzwerkes. Hier gibt es alle Beiträge von BuzzFeed News Deutschland.

ÖRR muss eigene Infrastruktur für Verbreitung junger Angebote wie „funk“ aufbauen

„funk“ schreibt dazu auf seiner Webseite: „Anders als es im Radio oder Fernsehen der Fall wäre, entdeckt niemand funk, weil er einfach mal aus Versehen reinzappt. Um so viele Menschen wie möglich zu erreichen, sind wir daher auf YouTube, Instagram, Facebook und Co.“ Dabei setze das Netzwerk nie auf eine Plattform und alle Inhalte gebe es auch auf der Webseite.

Brinkmann empfiehlt, in den Aufbau einer eigenen Infrastruktur zu investieren, „auch um Themen wie Hate Speech, Datenschutz und möglicherweise auch Zensur vorzubeugen.“

Rubriklistenbild: © Ulrich Wagner/Imago

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