Klimaaktivismus

„Damit ist jetzt Schluss“: Warum sich Fridays For Future Unterstützung bei Verdi holt

  • Giorgia Grimaldi
    VonGiorgia Grimaldi
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Im „Superwahljahr“ 2024 haben die Klimaaktivisten viel vor. Mit der Gewerkschaft wollen sie „komplexere“ Ziele erreichen.

„Wie steht’s mit Fridays for Future“? Das ist die Frage, die die Klimaaktivisten Luisa Neubauer, Pauline Brünger und Ole Horn gemeinsam mit dem Klimafolgenforscher Stefan Rahmstorf bei einer Pressekonferenz am 15. Februar in Berlin beantworten wollen. Grund zur Frage liefert die starke Beteiligung der Klimabewegung an den Protesten gegen Rechtsextremismus und das angekündigte Bündnis mit der Gewerkschaft Verdi.

Luisa Neubauer von FFF: „Neue Strategien werden die alten Mechanismen nicht ersetzen“

Gemeinsam mit Verdi rufen die Klimaaktivisten am 1. März zu einem bundesweiten Streik auf. Ihr Ziel: eine „radikale Verkehrswende und bessere Arbeitsbedingungen im Nahverkehr“. Denn die Mobilitätswende könne nicht funktionieren, wenn es kein Personal mehr gebe, das in diesem Sektor arbeiten will. Verändert sich die Bewegung, die für Schulstreiks und Protestmärsche steht? Und kann Fridays For Future (FFF) damit dem eigenen Anspruch der Überparteilichkeit noch gerecht werden?

Die Aktivisten erklären, dass sich das ganze Jahr der Mobilisierung junger Menschen widmen werde. Nicht nur, um die Wahlbeteiligung für die Landtagswahlen zu erhöhen. Im Verlauf des Frühjahrs werde es noch eine breitere Kampagne im Rahmen der Europawahlen geben. Trotz der Bündnisse werden „neue Strategien die alten Mechanismen nicht ersetzen“, sagt Neubauer BuzzFeed News Deutschland, ein Portal von Ippen.Media. Man sei sich der Wirkung der Massenproteste und der Bilder bewusst, die werde es auch in Zukunft geben.

Klimaaktivistin Luisa Neubauer

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Luisa Neubauer erklärt, warum Klimaschutz und Kampf gegen Rechtsextremismus zusammen gehören

Die Positionierung gegen rechts und das Einstehen für Klimaschutz sind laut Neubauer kein Widerspruch. Nach fünf Jahren – im Dezember 2023 feierte die Bewegung Geburtstag – habe man „die leichten Ziele“ erreicht, erklärt die Aktivistin. Etwa, dass Gespräche über Klimaschutz selbstverständlich geworden seien. Dafür werde der Aktivismus „komplexer“. Heute gebe es neue Herausforderungen, etwa vom rechten Rand.

Kumuliere man die Zahl der Demonstrierenden der letzte Wochen, so Sprecherin Brünger, haben sich mehr als 3,2 Millionen Menschen in den letzten Wochen gegen Rechtsextremismus positioniert. Fridays For Future haben dabei eine „nicht geringe Rolle“ gespielt. „Wir haben die Praxis und das Knowhow, wie man Demonstrationen organisiert und junge Menschen dafür ausgebildet. Wir stärken diese Proteste“, erklärt die Aktivistin.

Dabei geht es nicht nur um Unterstützung. Klimaschutz und Demokratie bedingen sich und „gehören zusammen“, erklären die Aktivisten. Werden die Ressourcen knapper und häufen sich Naturkatastrophen, bilde das „den idealen Nährboden“, an denen Rechtsextremismus erstarken und die Demokratie zerbrechen könne. Daher gelte es jetzt aktiv Maßnahmen dagegen zu ergreifen.

Luisa Neubauer und Klimafolgenforscher Stefan Rahmstorf

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100 Milliarden Euro Sondervermögen – Fridays For Future stellt klare Forderung an die Regierung

„Besonders in Ostdeutschland“, betont Horn, Fridays For Future-Sprecher aus Halle an der Saale. Dort vernachlässige die Politik seit Jahren die Bedürfnisse der Menschen. „Damit ist jetzt Schluss“, sagt Horn. Statt Sparkurs fordert Fridays For Future ein „großes Investitionspaket“ für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Einführung des Klimagelds, eine ökologische Agrarwende und „Gerechtigkeit für unsere Generation“.

Die Kernforderung an die Politik sei daher als erster Schritt ein Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro. Erreichen wollen sie das unter anderem durch den Zusammenschluss mit Verdi. FFF habe zwei Jahre lang an dieser Kooperation gearbeitet. Nach langen Gesprächen verstünden sich die Gewerkschaftler als Klimaaktivisten, denn „uns vereint mehr als uns trennt“. Gemeinsam wollen sie nun Druck ausüben.

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